„Es ist ganz einfach: Wir wollen dem Verein die Stiftung zur Seite stellen, um die Finanzierung des Familienferiendorfs aus eigener Kraft zu verstetigen.“ So bringt Hanno Heil auf den Punkt, welchen Zweck die Stiftung Familienferiendorf Hübingen, die Anfang Mai gegründet wird, erfüllen soll. Denn der vereinsgetragenen sozialen Einrichtung sind über die Jahre wichtige Geldgeber weggebrochen.
War das Familienferiendorf ursprünglich eine Einrichtung des Bistums Limburg und der promovierte Theologe Heil damals Dezernent im Bischöflichen Ordinariat, als Vorsitzender des Vereins eingesetzt, hatte sich die Kirche als Träger 2004 zurückgezogen. „Der Verein ist mit seinen ehrenamtlichen Mitgliedern eingesprungen, hat ein Trägerschaftskonzept erarbeitet und die Einrichtung weitergeführt“, erinnert sich Heil. Er blieb Vorsitzender.
„Unsere knapp 20 Mitglieder bringen ihre Muskelkraft und vor allem Ideen ein.“
Hanno Heil, Vorsitzender des Trägervereins des Familienferiendorfs Hübingen
Die Einrichtung finanzierte sich seit dem Rückzug des Bistums, das noch ein „Startkapital“ von 800.000 Euro stellte, aus ihren operativen Einnahmen. Die Mitgliedschaft im Verein ist indes beitragsfrei: „Unsere knapp 20 Mitglieder bringen ihre Muskelkraft und vor allem Ideen ein“, sagt er Vorsitzende, der die gute Entscheidungsfähigkeit der überschaubaren Gruppe lobt.
„Eine Übernachtung hier kostet die Gäste etwa so viel wie eine Nacht in einer Jugendherberge“, schildert Michael Nagel, seit zwei Jahren Geschäftsführer und Hausleiter der Einrichtung. Schließlich sollen in Hübingen auch Alleinerziehende oder Familien, die finanziell weniger gut gestellt sind, Urlaub machen können. Bei insgesamt sehr zufriedenstellender Auslastung ergäben sich daraus indes relativ geringe Überschüsse, die zudem Schwankungen unterliegen. So erklärt sich, dass fest einplanbare Zinserträge aus einer Stiftung den Verantwortlichen als sinnvolle Ergänzung erscheinen.
„Das Land steht weiterhin an unserer Seite.“
Vereinsvorsitzender Hanno Heil
Bei größeren Investitionen galt über Jahrzehnte: Zu je einem Drittel wurden die Kosten aus Bundes- und Landesmitteln sowie aus eigenen Einnahmen bestritten. Der Bund hat sich im Jahr 2024 endgültig aus dieser Finanzierung zurückgezogen. „Das Land steht aber weiterhin an unserer Seite“, ist Heil dankbar. Mit Landesmitteln und Mitteln der Else-Schütz-Stiftung, der Leifheit-Stiftung und der Firma Abus konnten während des vergangenen Winters 700.000 Euro investiert werden.
Doch die selbst erwirtschafteten Mittel und der Landeszuschuss werden die Instandhaltungskosten in Zukunft nicht decken können. Spenden an den Verein Familienferiendorf Hübingen helfen, die Kosten zu decken. Doch die eingehenden Summen variieren und müssen zeitnah verausgabt werden. Planung und Umsetzung von Sanierungsarbeiten nehmen nicht selten mehrere Jahre in Anspruch. Hier wird man auch auf absehbare Zeit auf externe Zuwendungen angewiesen sein.
„Das schenkt uns mehr Zeit für unsere Kernkompetenz, Menschen eine gute Zeit zu ermöglichen.“
Michael Nagel, Geschäftsführer und Hausleiter des Familienferiendorfs Hübingen
Mit der in Gründung befindlichen Stiftung kann aber über die Jahre ein Kapitalstock aufgebaut werden, dessen Zinserträge regelmäßig dem Feriendorf zur Verfügung stehen und ihm ermöglichen, zunehmend Eigenmittel für die anstehenden Arbeiten an Gebäuden und Technik zur Verfügung zu stellen, erläutern Nagel und Heil. Eine Stiftung hat auch zum Ziel, größere Beträge, etwa aus Erbschaften, entgegenzunehmen. „Das ist dann auch für die Spender steuerlich interessant“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Als die Idee einer Stiftungsgründung aufkam, habe sich zunächst die Frage gestellt, ob es eine eigenständige oder eine treuhänderisch verwaltete Stiftung sein soll. „Wir haben uns für eine Treuhandstiftung entschieden, das entlastet uns von rechtlichem und bürokratischem Aufwand“, erklärt Hanno Heil. „Und das schenkt uns mehr Zeit für unsere Kernkompetenz, Menschen eine gute Zeit zu ermöglichen“, ergänzt Geschäftsführer Michael Nagel.
„Wir haben uns für eine Treuhandstiftung entschieden, das entlastet uns von rechtlichem und bürokratischem Aufwand.“
Vereinsvorsitzender Hanno Heil
So wird die Stiftung Familienferiendorf Hübingen eine Unterstiftung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Westerwald-Sieg unter dem Dach der Deutschen Stiftungstreuhand sein. Diese stellt dem Verein verschiedene Dienstleistungen der Spendenverwaltung und im Marketing zur Verfügung. Spenden bis zu 1000 Euro gehen in das Verwendungskapital der Stiftung ein und können zeitnah verwendet werden.
Ab einer Höhe von 1000 Euro gehen die Zuwendungen zu 80 Prozent in das Stiftungsvermögen ein, 20 Prozent werden dem Verein zur sofortigen Verwendung zugeführt. „Diese Regelung hilft uns, von Anfang an liquide Mittel für aktuelle Aufgaben verwenden zu können“, so Heil. Allerdings strebt der Verein an, auf Dauer ein mittleres siebenstelliges Stiftungsvermögen anzusammeln, um mit rund 100.000 Euro an jährlichen Zinserträgen verlässlich wirtschaften zu können.
„Ich bin sicher: Es gibt die Menschen, denen die Unterstützung von Familien wichtig ist.“
Hausleiter Michael Nagel
Geschäftsführer Michael Nagel freut sich, dass bereits erste Spenden für das Stiftungsvermögen eingegangen sind: Bis die Stiftung am Mittwoch, 7. Mai, offiziell gegründet wird, darf der Verein zweckgebundene Spenden entgegennehmen, die mit der Gründung auf das Konto der Stiftung Familienferiendorf Hübingen übertragen werden. „Ich bin sicher: Es gibt die Menschen, denen die Unterstützung von Familien wichtig ist“, sagt Michael Nagel, und Hanno Heil bekräftigt: „Man investiert hier in solide Gebäude und eine Substanz, die wunderbare Ferien für Familien und erlebnisreiche Aufenthalte von Schulklassen, Jugendgruppen, Selbsthilfegruppen, Gemeinden und andere Gemeinschaften langfristig sichern.“
Die öffentliche Gründungsfeier am Mittwoch, 7. Mai, im Zirkuszelt am Famielienferiendorf beginnt um 18 Uhr. Wer teilnehmen möchte, sollte sich anmelden per E-Mail an hausleitung@ffd-huebingen.de. Informationen zur Stiftung erteilen Michael Nagel, Telefon 06439/920040 oder E-Mail m.nagel@ffd-huebingen.de, und Hanno Heil, h.heil@ffd-huebingen.de. Informationen über das Familienferiendorf Hübingen, den Trägerverein und Spendenmöglichkeiten finden sich im Internet auf der Seite www.familienferiendorf-huebingen.de
230 Betten sind gut ausgelastet
Das Familienferiendorf Hübingen verfügt über 230 Betten in 40 Ferienhäusern, das Team umfasst 22 Mitarbeiter mit 16,5 Vollzeitäquivalenten. Darunter finden sich stets mehrere FSJler, beispielsweise demnächst aus Indien. „Was alle eint, ist die deutsche Sprache“, sagt Hausleiter Michael Nagel. Die laufenden Kosten für Personal, Lebensmittel und dergleichen liegen bei rund 1,3 Millionen Euro jährlich, sie werden durch den Umsatz der Einrichtung gedeckt. Die Stiftung soll dabei helfen, den Eigenanteil an Investitionen in die Anlage zu decken.