Jubiläum in Bad Marienberg
Fahrzeugbau Kempf ist seit 75 Jahren auf Achse
Anlässlich ihres 75. Geburtstags hatte die Firma Fahrzeugbau Kempf kürzlich auf ihrem Gelände in der Rudolf-Diesel-Straße in Bad Marienberg ein zweitätiges Fest für Kunden und Mitarbeiter aus ganz Europa organisiert.
Jan Timo Opfer

Wer viel auf überörtlichen Straßen unterwegs ist, kennt den Schriftzug der Firma Fahrzeugbau Kempf aus Bad Marienberg von Anhängern und Lkw-Aufbauten. In diesem Jahr feiert das Westerwälder Unternehmen seinen 75. Geburtstag. 

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Angefangen hat die Geschichte von Fahrzeugbau Kempf in einer kleinen Schmiede im Bad Marienberger Stadtteil Langenbach. Inzwischen, 75 Jahre später, zählt der Spezialist für Nutzfahrzeuge jeglicher Art Kunden in ganz Europa. Anlässlich seines Jubiläums hat das Unternehmen kürzlich zwei Tage lang groß mit internationalen Gästen am heutigen Firmensitz in der Rudolf-Diesel-Straße im Gewerbegebiet Bad Marienberg gefeiert.

Firmengründer Walter Kempf begann 1950 als gelernter Schmied damit, alte Autos aus der Kriegszeit zu kaufen und sie zu landwirtschaftlichen Zugmaschinen umzubauen. Für diese Zugmaschinen wiederum benötigten die Landwirte Anhänger, die dann ebenfalls mit Herzblut und handwerklichem Geschick in der Schmiede in Langenbach gefertigt wurden. Angetrieben von den ersten Erfolgen und der steigenden Nachfrage entschloss sich Walter Kempf schon ein Jahr später dazu, den Umbau von Altfahrzeugen aufzugeben und stattdessen Fahrzeugaufbauten und Anhänger neu zu entwickeln und zu produzieren.

Zu den ersten Produkten der Firma Kempf zählten einachsige Anhänger wie dieser.
Archivbild Fahrzeugbau Kempf GmbH

Anfang der 1960er-Jahre wurden die ursprünglichen Räume zu klein. Deshalb errichtete der Betrieb 1963 in Langenbach für die Herstellung und Reparatur von Nutzfahrzeugen eine neue Halle – mit Büro und Wohnräumen. Die Produktionskapazität konnte somit deutlich gesteigert und dadurch auf die wachsende Nachfrage der Wirtschaftswunderjahre reagiert werden.

Bereits 1972 waren aber auch diese Räumlichkeiten schon wieder zu eng, sodass der Um- und Ausbau der Produktionshalle inklusive einer Lackiererei erforderlich wurde. Zu dieser Zeit hatte sich das familiengeführte Unternehmen Fahrzeugbau Kempf neben Aufbauten und Anhängern auf die Herstellung von Kippfahrzeugen für den Transport der im Westerwald abgebauten Rohstoffe Ton und Basalt spezialisiert. Um den Service weiter zu verbessern, wurde 1978 die Kempf-Fahrzeug-Reparatur GmbH in Norken gegründet, die jedoch vor einigen Jahren nach Nisterau umgesiedelt sowie um einige Hallen erweitert wurde.

Geschäftsführung liegt nun in den Händen der dritten Generation

Die 1980er-Jahre wurden durch eine starke Exportnachfrage nach Sattelpritschen- und Kippfahrzeugen – insbesondere aus dem Nahen Osten – bestimmt. Um der extrem steigenden Zahl von Aufträgen aus dieser Region nachzukommen, wurde in Ägypten eine Lizenzfertigung aufgebaut.

Was seither folgte, ist eine kontinuierlich steigende Expansion. 1993 wurde eine Tochterfirma in Kowary (Polen) gegründet. 1995 übernahmen die Söhne des Unternehmensgründers, Norbert und Heinz Kempf, die Geschäftsführung. 2008 wurde ein neues Werk in Bad Marienberg zum Firmensitz, der in den vergangenen Jahren durch weitere Hallen ständig vergrößert wurde.

Sie bildeten im Jahr 2018 die Unternehmensführung: (von links) Heinz Kempf, Norbert Kempf, Daniel Dreßler und Manuel Kempf. Die beiden Brüder Heinz und Norbert, Söhne des Firmengründers Walter Kempf, haben sich 2019 aus dem Betrieb zurückgezogen.
Fahrzeugbau Kempf GmbH, Ester Groß

Mit Daniel Dreßler wurde 2014 bereits ein Enkel des Gründers in die Geschäftsleitung berufen. Im Rahmen der Nachfolgeregelung folgte Manuel Kempf drei Jahre später ebenfalls in die Führungsebene. In dieser Phase entwickelte sich Kempf laut eigener Aussage zu einem der marktführenden Betriebe für Kippfahrzeuge in Europa. Zu verdanken haben die Westerwälder dies vor allem ihren Unikatbauten und kundenspezifischen Lösungen. Die Firma in guten Händen wissend, schieden Norbert und Heinz Kempf 2019 aus dem Unternehmen aus und verabschiedeten sich in den Ruhestand.

Im Jubiläumsjahr 2025 zählen mehr als 700 Mitarbeiter (darunter etwa 30 Auszubildende) zur Kempf-Firmengruppe (circa 250 davon am Standort Bad Marienberg), die jährlich über 2000 Fahrzeuge produzieren. Der Exportanteil soll laut Unternehmensangaben künftig weiter ausgebaut werden, um noch unabhängiger von Nachfrageschwankungen der Binnenkonjunktur zu sein. Kürzlich wurde dazu eine Firma in den Niederlanden aufgekauft, die ab Juli als Kempf B.V. Bestandteil der Gruppe wird. Zum Produktsortiment von Kempf Fahrzeugbau gehören heute Baustellenfahrzeuge, Hinterkippmulden, Drei-Seiten-Kipper mit Kran, Getreidefahrzeuge mit Futtermittelschleuse, Recyclingfahrzeuge sowie Getränkesattelauflieger.

Walter Kempf gründete das Unternehmen 1950 in einer kleinen, alten Schmiede im Bad Marienberger Stadtteil Langenbach.
Archivbild Fahrzeugbau Kempf GmbH

Weitere Infos zum Unternehmen gibt’s im Internet unter: https://kempf.ag

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