Besonderer geistlicher Service
Erstmals in Wirges gibt es „Aschenkreuz to go“
Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg halt zum Propheten – will heißen, kirchliche Zeremonien müssen nicht zwangsläufig in Gotteshäusern erfolgen. In Wirges hat Pfarrer Andreas Fuchs diese Erkenntnis am Aschermittwoch in die Tat umgesetzt und das Aschenkreuz outdoor erteilt, sozusagen ein „Aschenkreuz to go“.
Hans-Peter Metternich

Das Angebot am Wirgeser Einkaufszentrum wird rege genutzt: Pfarrer Andreas Fuchs erteilt zum Beginn der Fastenzeit das Zeichen von Buße und Umkehr. Acht Stunden steht er dort bereit – für alle, die zu ihm kommen.

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg halt zum Propheten – will heißen, kirchliche Zeremonien müssen nicht zwangsläufig in Gotteshäusern erfolgen. In Wirges hat Pfarrer Andreas Fuchs dies am Aschermittwoch in die Tat umgesetzt, und die Erteilung des Aschenkreuzes nach draußen verlegt – ein „Aschenkreuz to go“. Stätte dieser zumindest für Wirges außergewöhnlichen und erstmaligen Handlung war der Eingangsbereich des Hüter-Einkaufszentrums, wo der Seelsorger der Pfarrei Wirges acht Stunden lang demonstrierte, „dass es uns als aktive Kirche noch gibt“, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich machte.

Das Aschenkreuz ist für katholische Christen ein Symbol der Vergänglichkeit des Lebens. Der Seelsorger zeichnet den Gläubigen mit der Asche aus verbrannten geweihten Palmzweigen ein Kreuz auf die Stirn. Dabei sprach der weltoffene Pfarrer Fuchs die Worte: „Kehre um und glaube an das Evangelium.“ Das Aschenkreuz auf der Stirn steht für Buße, Reinigung und Vergänglichkeit. Die Asche soll aber auch symbolisieren, dass Altes vergehen muss, damit Neues kommen kann. Mit dem Aschenkreuz auf der Stirn bekennen sich katholische Christinnen und Christen zu ihrem Glauben und dass sie bereit sind für Umkehr und Buße.

„Auf diese Weise ist die Kirche viel präsenter in der Stadt und die Stadt auch in der Kirche.“ 
Pfarrer Andreas Fuchs bietet in Wirges das „Aschenkreuz to go“ an.

In mehreren Städten gibt es kirchliche Angebote mit diesen oder ähnlichen Namen, die den Gläubigen zu Beginn der Fastenzeit den unkomplizierten Empfang des Aschenkreuzes ermöglichen sollen. Das hat Pfarrer Fuchs auch in seiner vorherigen Pfarrei in Hadamar schon praktiziert. Der Geistliche bot die Aktion „Aschenkreuz to go“ oder zum Mitnehmen jetzt auch in Wirges an. Sein Credo dabei: „Auf diese Weise ist die Kirche viel präsenter in der Stadt und die Stadt auch in der Kirche.“

„Wenn eine große Zahl von Menschen nicht mehr regelmäßig den Gottesdienst besucht, müssen die kirchlichen Rituale eben zu ihnen auf die Straße gebracht werden“, findet Andreas Fuchs, der aber nicht missionieren oder die Menschen zum Empfang des Aschenkreuzes überreden möchte. „Sie müssen schon selbst zu mir kommen.“

Um das Ritual zu erklären, richtete Pfarrer Fuchs vor jeder Aschenkreuz-Spende ein paar Worte über den Sinn dieser Zeremonie an die Gläubigen.
Hans-Peter Metternich

Um das Ritual zu erklären, hatte Pfarrer Fuchs, der vor jeder Aschenkreuz-Spende ein paar Worte über den Sinn dieser Zeremonie an die Gläubigen richtete, einen „kleinen Altar“ mit Feuerstelle und Palm- oder Buchsbaumzweigen aufgebaut. Nicht zuletzt deshalb, um auf die für Wirges ungewöhnliche Aktion aufmerksam zu machen. Wer mochte, konnte sich einen spirituellen Impuls mitnehmen. „Ein Gebetchen hintennach“, wie Pfarrer Fuchs es ausdrückte.

Und es kamen viele. Bereits in der ersten halben Stunde, bei der unsere Zeitung dabei war, hatten mehr als 60 „Passanten“ das Angebot angenommen. Am Ende des Tages (nach acht Stunden) waren es rund 500, die das Aschenkreuz erhielten, wie der über den Erfolg dieser Aktion hoch zufriedene Geistliche mitteilte. Wie unsere Zeitung im Gespräch mit etlichen Menschen, die sich diesem Brauch nicht verschließen, erfahren konnte, gab es für die „Aschenkreuz-to-go-Premiere“ in Wirges nur positive Resonanz.

Top-News aus der Region