„Damals war ich noch gar nicht im DRK aktiv“, lacht der „Mister Rotkreuz“ aus Westerburg, Giesbert Wiethoff. „Wie so viele unserer ehrenamtlichen Helfer kam ich über einen Erste-Hilfe-Lehrgang zum Engagement im Wohlfahrtsverband.“ Seit Jahrzehnten ist der mittlerweile 79-Jährige aus der örtlichen wie überörtlichen DRK-Arbeit nicht wegzudenken. Auch wenn er mittlerweile viele seiner Ämter abgegeben hat: Die Westerburger Blutspendetermine organisiert er heute noch. Und das seit mittlerweile Jahrzehnten.
Aber nicht nur Wiethoff hat Tradition, sondern auch der Ort der Blutspende: Früher war es die alte Berufsschule gegenüber der Polizei, heute ist es die Berufsbildende Schule am Stadteingang in der Hofwiesenstraße. „Hier haben wir optimale Bedingungen, um unsere Aktionen durchzuführen“, freut sich Wiethoff. „Das fängt bei der Unterstützung durch die Hausmeister an, geht über die Bereitstellung der Küche und führt bis zu den ausreichend vorhandenen Parkplätzen.“
Apropos Küche: Lange Zeit erschöpfte sich die Arbeit hier im Belegen von Wurstbrötchen und dem Kochen von Kaffee. „Heute bieten wie den Spendern schon einiges mehr“, lacht Wiethoff. „Ich kann immer auf etwa 50 engagierte Frauen zurückgreifen, die uns bei der Bewirtung der Spender unterstützen. Die werden beim Blutspendemarathon am kommenden Samstag gleich in drei Schichten im Einsatz sein.“
„Dafür benötigen wir in den eigentlichen Spenderäumen heute nicht mehr so viele ehrenamtliche Helfer wie früher“, erläutert Benjamin Albrecht, geborener Greschner, der beim Blutspendedienst für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und selbst aus einer Westerwälder DRK-Familie stammt. „Heute ist vieles automatisiert. Früher musste an jedem Spendebett ein DRKler sitzen und darauf achten, dass das Blut nicht zu schnell in die damals gebräuchlichen Vakuum-Glasflaschen schoss. Zudem musste er auch die ganze Entnahme im richtigen Moment stoppen. Aber auch heute noch freuen sich meine Kollegen, wenn sie zum Beispiel bei der Annahme der Spender und dem ganzen nachfolgenden Organisationsablauf von den ehrenamtlichen Helfern unterstützt werden.“
Wiethoff setzt dabei nicht nur auf die Helfer des Aktiven Dienstes, sondern auch auf die Mitglieder des Jugendrotkreuzes, die gerne bei den Blutspendeterminen mithelfen. „Der Nachwuchs darf dann zum Beispiel Kekse, Schokolade und das Quartalsgeschenk an die Spender ausgeben. Bei unserem Sondertermin am Samstag kommt da noch einiges dazu, was dann alles in eine Stofftasche gepackt wird, die eigens für den Blutspendemarathon hergestellt und bedruckt wurde.“
Natürlich geht dem eigentlichen Spendetermin auch ein gutes Stück Arbeit voraus: Die Klassenräume müssen ausgeräumt und die ganze Infrastruktur für die Spendeaktion aufgebaut werden. „Am Ende erledigen wir das Ganze in umgekehrter Reihenfolge“, stellt der erfahrene Rotkreuzler dar. Er weiß aber auch: „Die Mitarbeit an den Blutspendeterminen stand bei unseren Leuten noch nie auf der Kippe. Die gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben.“
Die regelmäßigen Blutspendetermine in Westerburg gehören schon mit einer „normalen“ Spenderzahl von 300 bis 400 innerhalb von gut vier Stunden zu den stärksten in ganz Rheinland-Pfalz. 1989 verzeichnete der Ortsverein dann den Rekord, der bis heute nicht mehr übertroffen wurde: 528 Spender kamen beim Termin im November nach Westerburg. Seit dem ersten Termin 1962 haben bei 172 Aktionen insgesamt 58.976 Leute in Westerburg ihr Blut für andere Menschen gespendet. „Mit einem richtig guten Ergebnis am 15. September stehen wir dann auch kurz vor unserem 60.000. Blutspender“, freut sich Giesbert Wiethoff stellvertretend für die vielen Helfer des Ortsvereins, die bei diesem sehr langen Termin in großer Zahl im Einsatz sind.
Denn immerhin rückt auch der Blutspendedienst an diesem Tag mit gleich drei Teams an, damit die hoffentlich vielen Spender nicht lange auf die Entnahme ihres Blutes arten müssen. „Männer dürfen übrigens sechs Mal im Jahr Blut spenden, Frauen vier Mal“, erläutert Benjamin Albrecht. „Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren, Neuspender können bis einschließlich 68 Jahre spenden. Als Wiederholungsspender kann man aktuell bis zum 75. Lebensjahr spenden“, so der Referent für die Öffentlichkeitsarbeit.
Und auch die wird immer wichtiger: „In den nächsten Jahren stehen wir vor großen Herausforderungen“, so Benjamin Albrecht. „Die geburtenstarken Jahrgänge kommen in ein Alter, in dem Blutprodukte immer wichtiger werden. Gleichzeitig wird die Zahl der potenziellen Spender mit der demografischen Entwicklung immer kleiner. Das Problem liegt noch nicht mal bei den Erstspendern. Gewonnen haben wir dann, wenn die Menschen auch zur zweiten Spende kommen.“ Markus Müller
Flug mit Hubschrauber winkt
Der 1. Westerwälder Blutspendemarathon hat die volle Unterstützung von Westerwaldbotschafter Reiner Meutsch aus Kroppach, dessen Stiftung Fly&Help weltweit mittlerweile mehr als 270 Schulen gebaut hat. Der Pilot weiß natürlich, wie wichtig im Falle eines Unfalls oder einer Erkrankung die passende Blutkonserve werden kann. Deshalb stiftet er für die Aktion einen Hubschrauberflug über den Westerwald. Der Rundflug wird unter allen Menschen, die am Samstag ihr Blut in Westerburg spenden, verlost. Neben der Möglichkeit, Blut zu spenden, besteht an dem Aktionstag in Westerburg auch Gelegenheit, sich für eine Stammzellspende typisieren zu lassen. Dazu wird ein Team der Westdeutschen Spender-Zentrale in Westerburg vor Ort sein.