Es war kein großer Bahnhof, eher eine intime und lockere Zusammenkunft, die Ausstellungseröffnung von Studierenden und Alumni (das sind Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule) des Instituts für Künstlerische Keramik und Glas (IKKG) der Hochschule Koblenz, die im Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen noch bis zum 8. Januar des kommenden Jahres zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen ist. „Entnahme Rasselstein“ nennt sich die von Ludwig Rinn, ein Lehrbeauftragter am Institut, kuratierte Sammlung von außergewöhnlichen Kunstobjekten. Die Ausstellung zeigt Werke von Eunkyoung Cho, Jochen Härter, Philsoo Heo (Absolvent), Thomas Kuhn (Absolvent), Markus Marschmann, Selina Weber und Zhongze Xue (Absolvent).
Im heißen Sommer dieses Jahres fand eine Gastlehre des Instituts für Künstlerische Keramik und Glas der Hochschule Koblenz im Industriegelände der ASA GmbH, Rasselsteiner Straße in Neuwied, statt. Die Gastlehre wurde geleitet von den ehemaligen Studierenden Thomas Kuhn und Jeremy Pauly. Die Arbeitsatmosphäre in den riesigen Hallen der Schwerindustrie, die nun ausgeräumt werden, sprang unmittelbar auf das kreative Schaffen der jungen Künstler über, oder sie ließen sich von dem morbiden Ambiente einfach inspirieren.
Abstraktion und Reduktion
Dabei entstanden außergewöhnliche Exponate, die zum Teil als Realentnahmen aus Rasselstein als Kunstwerke den Weg in die Räumlichkeiten des Museums gefunden haben. Zum Teil sind die Exponate aber auch einfach Ideen und Anregungen, die sich im Zusammenhang des Ortes ergeben haben. Die Absolventen und die Studierenden wirkten bei ihren Arbeiten gemeinschaftlich.
Was aufgrund der ganz und gar nicht alltäglichen Arbeitsatmosphäre und durch das inspirierende Umfeld bei dem kreativen Schaffen herausgekommen ist, das ist seit Samstagnachmittag bis zum zweiten Sonntag im Januar im Keramikmuseum in Höhr-Grenzhausen zu sehen. „Bei diesen Arbeiten, die Sie hier sehen, haben sich Abstraktion und Reduktion gegenseitig befruchtet“, sagte Ludwig Rinn, der die einzelnen Arbeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler ansatzweise kommentierte.
Auch ein Fernseher kann Material sein
So sah er zum Beispiel in der Arbeit von Eunkyoung Cho aus gefundenen Etiketten, Kabel, Draht und Aluminiumstab einen in sich stimmigen Raum. Das Kunstwerk von Jochen Härter umspannt Beton, Fernseher, Glas, Holz, Pflanzen, Salz, Schrott, Stahl, Videorekorder und Ziegelsteine. „Eine bizarre und durchaus auch fragile Komposition“, wie Ludwig Rinn es nannte.
Holz, Schwefel, Stahltisch und Werkzeuge hat Thomas Kuhn zu seinem Werk inspiriert. Die „wunderbare Natur“, wie Ludwig Rinn es interpretierte, hat Selina Weber mit ihrer Installation aus Reflektoren, die ein vertonter Film der fließenden Wied „umspielt“, beeindruckend in Szene gesetzt. Das Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen ist ein denkbar gutes Forum, die Exponate, die im heißen Sommer dieses Jahres im Industriegelände der ASA GmbH in Neuwied entstanden sind, der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.
Hintergrund
Die Ausstellung „Entnahme Rasselstein“ ist bis 8. Januar zu den üblichen Öffnungszeiten im Keramikmuseum in Höhr-Grenzhausen zu sehen.