Energieberater zeigt Varianten für neue Heizung
Energieberater zeigt Varianten für neue Heizung: Niedersayn plant Kohlendioxid-neutralen Dorftreffpunkt
Die Niedersayner Dorfgemeinschaftshalle ist mit Naturmaterialien gedämmt. Nun soll eine neue Heizung folgen, so Günter Kober. Foto: Wagener
Maja Wagener

Niedersayn. Für CO2-Neutralität in der Dorfgemeinschaftshalle hat sich der Gemeinderat in Niedersayn entschieden. Dafür fehlt nach einer umgehenden Sanierung der Gebäudehülle mit Naturmaterialien nur noch die richtige Heizung. Sieben Varianten stellte Energieberater Adrian Eiser dem Gremium rund um Ortsbürgermeister Günter Kober und einigen interessierten, teils fachkundigen Zuhörern am Ort des Geschehens vor.

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20 Jahre hat die alte Flüssiggastherme im Keller des alten Gemeinschaftsgebäudes auf dem Buckel. Ausgerichtet auf das ungedämmte und nur sporadisch geheizte Dorfgemeinschaftshaus mit seinem großen Saal, der Küche und den Sanitärräumen im Keller, sei die Anlage nun um das Dreifache überdimensioniert, weiß der Ortsbürgermeister: „Durch die Sanierung hat sich Bedarf und Verbrauch reduziert.“

Doch die Heizung sei bereits mehrfach ausgefallen; 2023 habe er für 1000 Euro Ersatzteile hineingesteckt, berichtet Kober, der selbst Installateur ist und sich vor 20 Jahren vor allem mit regenerativen Energien selbstständig gemacht hat. Dass die alte Heizung endgültig kaputtgehe, sei nur eine Frage der Zeit. „Mich wundert, dass die überhaupt noch läuft“, erklärte der Dorfchef. Deshalb habe der Gemeinderat beschlossen, in eine regenerative Heizanlage zu investieren.

In der Dorfgemeinschaftshalle in Niedersayn präsentierte Energieberater Adrian Eiser (links) seine Ergebnisse.
Maja Wagener

Dabei unterstützt wird das Gremium von Adrian Eiser. Der ist hauptberuflich Ingenieur in der Bauverwaltung der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, an diesem Abend aber in seiner Funktion als freiberuflicher Gebäudeenergieberater und Energieeffizienz-Experte in der „Kripp“. Denn Kommunen könnten Energieberatung in Anspruch nehmen, erklärte Günter Kober im Vorfeld.

Die sieben Varianten, die er dem Gemeinderat und einigen Einwohnern präsentiert, fußen auf detaillierten Daten für das Gebäude. Zuvor hatte Eiser das Dorfgemeinschaftshaus vermessen und in verschiedene Zonen eingeteilt, je nach Nutzung, Beheizung, ob der Raum von luftberührten oder erdberührten Wänden umschlossen ist und vieles mehr. So seien 140 Bauteilgruppen aus mehr als 500 Bauteilen, dazu Nutzerprofile, entstanden. „Wir haben jeden Raum detailliert aufgenommen“, erklärte Eiser und zeigte in der Präsentation ein 3-D-Modell des Gebäudes. Damit errechnete er einen Wärmebedarf von 21.000 Kilowattstunden pro Jahr. Ob für die Berechnungen das Jahr nicht in Quartale eingeteilt werden müsse, fragte ein Zuhörer. Es werde ein Mittel berechnet, antwortete Eiser.

„Ich glaube, Vorbild zu sein, ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern die einzige.“

Ortsbürgermeister Günter Kober

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe war sein erster Vorschlag, eine Pelletheizung der zweite. In einer weiteren Variante zeigte Adrian Eiser eine Hybridanlage aus Wärmepumpe und Pelletheizung, widmete sich der jeweiligen möglichen Leistung, dem Verbrauch und verglich die Angaben jeweils mit den Jetzt-Werten. Dabei wies der Energieberater darauf hin, dass der Nutzereinfluss beim Verbrauch enorm sei. Weiter schlug er eine Wärmepumpe mit Photovoltaikanlage (PV) auf dem Dach vor.

PV als Stromerzeuger könne auch mit Wärmepumpe und Pelletkessel gemeinsam betrieben werden. Pelletofen und Solarthermie, bei der mithilfe der Sonne Wasser erhitzt wird, zeigte Eiser als weitere Möglichkeit auf. Zuletzt bezog er eine Solewärmepumpe in seine ausführlichen Berechnungen ein. Durch den Austausch der Heizung werde in allen Varianten die Effizienzhausstufe EH 100 erreicht, erklärte der Experte weiter, bevor er Fragen beantwortete.

Bei der Entscheidung, den der neue Gemeinderat aufgrund der Unterlagen gut treffen kann, gehe es um das Erreichen der Klimaziele und um die Bewahrung der Schöpfung, macht Günter Kober deutlich: „Ich glaube, Vorbild zu sein, ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern die einzige.“ Das Dorfgemeinschaftshaus sei die Zentrale von Niedersayn; er könne sich vorstellen, dass von hier aus das ganze Dorf nach und nach COi-neutral werde, so der Ortsbürgermeister.

Mit Naturmaterialien sei das Gebäude gedämmt worden, zeigt Ortschef Günter Kober stolz.
Maja Wagener

Natürliche Dämmaterialien kamen zum Einsatz

Die Gebäudehülle der Dorfgemeinschaftshalle in Niedersayn mit Naturmaterialien zu sanieren, sei nicht einfach gewesen, erinnert sich Ortsbürgermeister Günter Kober. Der erste Architekt, der bestellt war, habe auf Styropor gesetzt und sei davon nicht abzubringen gewesen. Mit Ansgar Ritz hat Niedersayn einen Fachmann gefunden, der den nach wie vor eher ungewöhnlichen Weg mitgegangen ist. Die oberste Geschossdecke, die Kellerdecke und die Fassade seien mit Papierflocken, Mineralwolle und Kork gedämmt worden, berichtet Kober stolz. Neue Fenster und eine Blechhaut hätten die Sanierung komplett gemacht. Auch Energieexperte Adrian Eiser lobte bei seiner Präsentation Nachhaltigkeit und Wirkung der Dämmung: „Das wurde sehr gut gemacht. Das sieht man so gut nicht oft in öffentlichen Gebäuden.“

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