Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Vor allem die Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten können nicht schnell in ihre Heimat zurückkehren. Sie werden voraussichtlich mehrere Jahre in Deutschland bleiben und sollten sich in die Gesellschaft integrieren. Dabei sind Sprachkenntnisse die wichtigste Voraussetzung, doch nicht für alle Asylbewerber stehen sofort offizielle Deutschkurse zur Verfügung.
Dank einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer in Montabaur gibt es in den Peterstorstuben der Kreisstadt allerdings zweimal wöchentlich offene Sprachkurse. Flüchtlinge können freiwillig kommen, um Deutsch zu lernen, und ihre Kinder werden in der Zeit im Nebenraum betreut – ebenfalls ehrenamtlich, versteht sich. An Durchführung und Organisation beteiligt sind die Flüchtlingshilfe der katholischen Kirchengemeinde, die Stadt und die Verbandsgemeinde Montabaur sowie die Initiative „Ich bin dabei“.
Die Treffen finden jeden Montagnachmittag und jeden Freitagvormittag in den Peterstorstuben statt. Das ehemalige Restaurant steht derzeit leer und wird von Adolf Becker-Flügel zur Verfügung gestellt. Im Eingangsbereich wurden Spielmöglichkeiten für Kinder geschaffen. Einige Erzieherinnen kümmern sich um die Kleinen, während ihre Eltern im benachbarten Speisesaal unterrichtet werden. Den Deutschunterricht bieten mehrere pensionierte Lehrer an.
Rund 20 Flüchtlinge nehmen regelmäßig teil. „Das Angebot wird gerne angenommen“, freut sich Inge Rocco. „Es ist so etwas wie ein Auffangbecken für Menschen, die neu hier sind und erste Kontakte suchen“, ergänzt die Pastoralreferentin. Die Sprachkurse bieten auch die Möglichkeit, Freunde zu finden. Ein offizielles Zertifikat kann dort nicht erworben werden. Der Unterricht soll schlichtweg bei der Verständigung im Alltag helfen. Die Teilnahme ist unverbindlich. Es gibt deshalb eine gewisse Fluktuation. Vor allem im Freitagskurs, der überwiegend von Müttern mit kleinen Kindern genutzt wird, kennt man sich und nimmt regelmäßig teil. Einen weiteren Sprachkurs gibt es im katholischen Bezirksamt, ergänzt Inge Rocco.
Dank der anhaltenden Spendenbereitschaft vieler Westerwälder dienen die Treffen auch dazu, gebrauchte Kleidung oder Spielsachen für die Kinder zu erhalten. Im Eingangsbereich des früheren Restaurants werden stets die neuesten Spenden für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Die Kinder aus verschiedenen Nationen genießen das gemeinsame Spielen, während ihre Eltern büffeln, und lernen dabei fast nebenbei die Sprache – die Verständigung untereinander und mit den Erzieherinnen erfolgt wie selbstverständlich auf Deutsch.
Noch im vergangenen Jahr leistete Inge Rocco den Löwenanteil der Organisation in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. Seit Anfang des laufenden Jahres wird sie von zwei sozialpädagogischen Fachkräften unterstützt, die halbtags bei der Verbandsgemeinde Montabaur beschäftigt sind. Die Aufgabe von Christine Mai und Marie-Theres Wagner ist es, die Arbeit der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in den Gemeinden und der Stadt Montabaur zu koordinieren und begleiten. Hauptamtliche Helfer von Diakonie und Caritas, von den Kirchengemeinden, vom Haus der Jugend und von der Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei“ packen ebenfalls mit an. „Es ist eine Teamarbeit“, freut sich Inge Rocco über die gewachsene Mannschaft.