Ignaz Netzer ist eins mit der Gitarre. Sein typischer Blues mit ausgeprägten Gitarrenklängen und breitem American Slang hat das Publikum im Stadthaus Selters in die Südstaaten entführt, wie es in einer Pressemitteilung der Stadt heißt. Netzer wechselt immer wieder zwischen leichtem Rhythmus und dem getragenen schweren Blues. Dazwischen erzählt er trocken und pointiert Geschichten über Blues-Größen, die Entstehung der Songs und von seinen Katzen – teils in schönstem Schwäbisch. Er spielt mit geschlossenen Augen, singt unspektakulär und hat doch die volle Aufmerksamkeit seines Publikums, das bei einzelnen Songs zum Mitsingen, Klatschen und Schnipsen gefordert ist.
Deswegen hat Lady Gaga eine besondere Bedeutung für Ignaz Netzer
Bei dem Gospel „You got to move“ packt er seine 140 Jahre alte Gitarre aus mit einem Korpus, der teils aus Blech ist. Netzer erzählt die Geschichte vom Zuhälter Stagger Lee, von Blind Blake, von Big Maceo Merriweather und von seiner rhythmussicheren aber in immerwährender Pubertät steckenden Katze „Lady Gaga“, die eigentlich ein Kater ist. Netzer beschreibt die Musik in einem Gospelgottesdienst und die immer noch herrschende Rassendiskriminierung in den Südstaaten.
Ob Fingerpicking, das Spielen mit der „Bottleneck“ oder auf der Bluesharp, die er als Schwabe „Goschehobel“ nennt, ob alte Bluesklassiker oder eigene Kompositionen: Netzer bringt „Missisippi-Feeling“ nach Selters. Er lebt seine Gitarren, er lebt die Musik. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er so viele Preise gewonnen und den German Blues Award nach Schwanstetten geholt hat. Mit dem Konzert ist dem Forum Selters wieder eine einzigartige Club-Atmosphäre gelungen.