Neues Naturschutzprojekt im WW
Eine Chance für den Blauschillernden Feuerfalter
Im Hohen Westerwald gibt es eine Rarität: Dort ist der Blauschillernde Feuerfalter noch zu finden. Diese Aufnahme gelang in Nister-Möhrendorf. Doch die Bestände sind bedroht. Mit einem neuen Naturschutzprojekt soll die Population gestärkt werden.
Klaus Fischer

Der Westerwald bietet einem vom Aussterben bedrohten Tagfalter eine Heimat. Doch die Bestände sind gefährdet. Jetzt gibt es mit einem groß angelegten Kooperationsprojekt Hilfe für die Population im Hohen Westerwald.

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Er ist schön anzusehen – und gilt deutschlandweit als stark gefährdet: der Blauschillernde Feuerfalter. Noch gibt es einige Vorkommen des nur circa drei Zentimeter großen, tagaktiven Schmetterlings. Die gute Nachricht: Der Westerwald beherbergt diese deutschlandweite Rarität, die in Rheinland-Pfalz laut der Roten Liste als „Vom Aussterben bedroht“ gilt. Seine Seltenheit hat ihm den europäischen Schutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verschafft. Damit er eine Überlebenschance hat, ist Hilfe nötig.

Denn auch im Westerwald sind die Bestandszahlen leider rückläufig, weiß Philipp Schiefenhövel, Naturschutzreferent der Will und Liselott Masgeik-Stiftung (Molsberg). Die verbliebenen etwa 30 Vorkommen des seltenen Tagfalters im Westerwald sind die wichtigsten Vorkommen bundesweit. Ansonsten gibt es nur noch einige wenige Restvorkommen in der Eifel, in Baden-Württemberg, im Alpenvorland in Bayern und an einem Standort in Mecklenburg-Vorpommern.

Der circa drei Zentimeter große, tagaktive Schmetterling mag magere Feuchtwiesen.
Philipp Schiefenhövel

Jetzt wird ein umfangreiches Naturschutzprojekt gestartet, welches dem bedrohten Falter zugutekommen wird. Dazu hat die Will und Liselott Masgeik-Stiftung einen Bewilligungsbescheid von der Stiftung Natur um Umwelt Rheinland-Pfalz aus Mainz erhalten, mit dem sie in den nächsten 15 Jahren ein umfangreiches Förderprojekt zum Erhalt des seltenen Feuerfalters im Hohen Westerwald auf den Weg bringen kann.

„Um den Bestandsrückgängen Einhalt zu gebieten, sollen durch das geplante Projekt, das eines der umfangreichsten Naturschutzprojekte im Westerwald der letzten Jahre sein wird, kleinräumige Maßnahmen an den verbliebenen Populationsstandorten im Hohen Westerwald umgesetzt werden“, erläutert Schiefenhövel. Ziel ist, die verbliebenen Populationen zu erhalten und zu vermehren. Das geschieht durch eine rotierende Mahd in Hochstaudenfluren, Gehölzrückschnitt, die Etablierung von Brach- und Beweidungsflächen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten sowie durch Wiedervernässung und eine Niedermoorentwicklung bei Willingen.

Seinen Namen hat der extrem seltene Falter von seinem metallisch-violetten Schiller auf den Flügeloberseiten, der nur bei entsprechendem Lichteinfall und Blickwinkel zu Tage tritt. Dann wird deutlich, welch schönes Juwel dieser Falter ist.
Philipp Schiefenhövel

Der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle) besiedelt Feuchtwiesenbrachen beziehungsweise nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Feuchtwiesen mit guten Beständen des Schlangen-Knöterichs. Dieser ist in Deutschland die einzige Raupennahrungspflanze des Falters, der ein prominenter Vertreter einer Lebensgemeinschaft nährstoffarmer Feuchtbrachen ist. Dazu gehören auch Braunkehlchen, Wiesenpieper, Lilagold-Feuerfalter, Silberscheckenfalter, Trollblume, Moor- und Fieberklee, Sumpfblutauge (Blume des Jahres 2025) und viele andere Raritäten.

Durch die angedachten Projektmaßnahmen werden sie alle profitieren. Wald- und Gehölzränder sowie Weidenbüsche innerhalb der Feuchtbrachen bieten dem windempfindlichen Blauschillernden Feuerfalter den nötigen Windschutz. Ab Ende April bis Mitte Juni können die Falter an sonnigen und windarmen Tagen in geeigneten Lebensräumen beobachtet werden.

„Das ist gelebter Naturschutz.“
Die Ortsbürgermeisterin von Bretthausen, Julia Bockius, zu dem Projekt.

Auch wenn es sich bei den Populationsstandorten meist um land- und forstwirtschaftlich ungenutzte Feuchtbrachen handelt, sind die Naturschützer auf die Zusammenarbeit und Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft und vor allem auf die Zustimmung der Kommunen und Privatpersonen als Flächeneigentümer angewiesen. Daher hat die Masgeik-Stiftung während der halbjährigen Projektplanung und Antragsphase bereits mit den zuständigen Forstrevierleitern, zahlreichen Landwirten und vielen Ortsgemeinden gesprochen.

„Sie haben hier eine bundesweite Rarität, um die wir uns kümmern wollen“, erklärte Schiefenhövel beispielsweise dabei dem Ortsgemeinderat in Bretthausen. Ziel des Projektes sei es, die Population des Falters so zu stärken, dass man einen langfristigen Erfolg erziele. Bei der Erläuterung des Projektes stellte der Naturschutzreferent die Kooperationspartner vor und sprach auch mögliche Ursachen für den Schwund der Population an. So könnten das beispielsweise Straßenerweiterungen am Ortsrand sein oder auch, dass das Wasser im Boden fehlt, denn der Falter möge es nass. Eine Wiedervernässung sei zugleich eine Starkregenvorsorge, da Wasser in der Fläche zurückgehalten werde. Der Vortrag überzeugte den Rat, der unter dem Tenor „das ist gelebter Naturschutz“ dafür stimmte, die entsprechenden Flächen zur Verfügung zu stellen. Die Gespräche vor Ort sollen nun in der Umsetzungsphase ausgeweitet und fortgeführt werden. Finanziert wird das Projekt aus Ersatzzahlungen aus der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung im Naturraum Westerwald, die durch die Stiftung Natur- und Umwelt Rheinland-Pfalz in Mainz verwaltet werden und für Maßnahmen des Naturschutzes eingesetzt werden.

Die Kooperationspartner und Unterstützer

Bei dem Naturschutzprojekt kooperiert die Masgeik-Stiftung aus Molsberg mit der Universität Koblenz (vertreten durch Klaus Fischer) und mit der Biotopbetreuung des Westerwaldkreises (vertreten durch Diplomgeograph Markus Kunz). Planung und Durchführung der angedachten Maßnahmen sollen durch den Naturschutzreferenten der Masgeik-Stiftung, Diplombiologe Philipp Schiefenhövel, umgesetzt werden. Er dankt für die Unterstützung in der Antragsphase, welche die Stiftung von der Kreisverwaltung Montabaur, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, dem Landesamt für Umwelt und vor allem von den Akteuren vor Ort aus dem Forstamt Rennerod sowie den Ortsbürgermeistern und deren Gemeinderäten erhalten hat. bau

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