Offenbar trifft die neue Gruppierung, die sich ausschließlich aufs Kommunale fokussieren möchte, den Nerv der Zeit – und bringt damit die Kräfteverhältnisse in Stadt- und Verbandsgemeinderat kräftig durcheinander.
Im Stadtrat wurde die WGH durch den Zuspruch der Wähler von null gleich auf den ersten Platz katapultiert: Auf den Verein entfielen 44,9 Prozent der Stimmen, was im neuen Gremium zehn von 22 Sitzen entspricht. Die Stimmen für die WGH gehen vor allem zulasten der CDU, die mit 20,8 Prozent nur noch drittstärkste Kraft – hinter der SPD – wurde. Die Union, die seit 2019 die stärkste Fraktion mit neun Sitzen stellte, verfügt künftig nur noch über fünf Mandate im Rat.
Auf die SPD entfielen bei der Wahl 25,4 Prozent der Stimmen, was einem Minus von 1,7 Punkten im Vergleich zu 2019 entspricht und den Verlust eines Sitzes zur Folge hat. Damit kommen die Sozialdemokraten, ebenso wie die CDU, auf fünf Mandate.
Verloren haben auch die Bündnisgrünen, die bei der vorherigen Stadtratswahl 2019 noch 12,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten. Sie kommen jetzt auf 8,9 Prozent, was umgerechnet zwei Sitzen (minus eins) im Gremium entspricht. Weitere Parteien oder Vereine waren bei dieser Wahl nicht angetreten. Dem letzten Stadtrat gehörten insgesamt sieben Gruppierungen an.
Dank des Ergebnisses kann sich der frisch wiedergewählte Stadtbürgermeister Leukel, der früher der CDU angehörte und jetzt die WGH vertritt, über starke Unterstützung im künftigen Rat freuen – auch wenn er keine absolute Mehrheit hinter sich hat. Das Argument des neuen Vereins, im Kommunalen parteiunabhängig agieren zu wollen, hat bei den Wählern gegriffen, die dieses mit vielen Kreuzchen goutierten.
Es war ein großes Risiko – und wurde zu einem riesigen Triumph: Gab es anfangs noch Zweifel daran, ob ein neuer, parteineutraler Verein gegen etablierte Parteien in Hachenburg eine Chance haben könnte, so bleibt jetzt das Fazit: Und wie!Kommentar zum Erfolg der WGH: Wähler belohnen das Risiko
Erfolge kann die WGH aber nicht nur auf Stadtratsebene verbuchen, sondern auch bei der Wahl zum Hachenburger Verbandsgemeinderat, wo sie bei ihrem ersten Auftritt mit 24,6 Prozent drittstärkste Kraft hinter der siegreichen CDU (27,8 Prozent, minus 3,7 Punkte) und der zweitplatzierten SPD (25,2 Prozent, minus 8,1 Punkte) wurde. Alle diese drei Gruppierungen liegen vergleichsweise dicht beieinander.
Die viertmeisten Stimmen – allerdings schon mit einigem Abstand – entfielen auf die AfD (11,7 Prozent, plus 4,1 Punkte), gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen (9,3 Prozent, minus 3,6 Punkte) und der FDP (1,3 Prozent, minus 4,5 Punkte). Die FWG, die dem alten VG-Rat noch angehört hatte, war nicht mehr eigenständig angetreten. Einige frühere FWG-Politiker haben sich inzwischen der Partei Freie Wähler (FW) angeschlossen (wir berichteten), die bei der Kommunalwahl in Hachenburg mit der WGH kooperiert hat.
Leukel: Unsere Prognosen wurden bei Weitem übertroffen
Am Tag zwei nach der Wahl kann der erneut im Amt bestätigte Hachenburger Stadtbürgermeister Stefan Leukel den Erfolg der neuen Initiative WGH immer noch nicht richtig fassen. „Wir sind alle sehr positiv überrascht worden. Im Wahlkampf haben wir zwar viel Zustimmung erhalten, aber dass sich das so im Ergebnis zeigen würde, damit haben wir nicht gerechnet. Unsere Prognosen wurden bei Weitem übertroffen“, bilanziert Leukel und richtet in dem Zusammenhang seinen Dank an das ganze Team, das sehr professionell gearbeitet habe.
Doch neben der Freude zieht er aus dem klaren Wählerauftrag auch Anspruch und Verantwortung für die WGH, die diese Rolle ernst nehmen werde, so die Ankündigung. Dass der Erfolg des Vereins längst nicht nur auf die Stadt begrenzt ist, wertet Leukel als gutes Zeichen dafür, „dass unsere und meine Arbeit in Hachenburg auch in den anderen Orten der Verbandsgemeinde wahrgenommen wird“. Die große WGH-Fraktion für den Stadtrat mit zehn Sitzen sei ein schönes Polster, aus dem man sicherlich Kraft für die Umsetzung eigener Projekte ziehen könne.
Doch Leukel betont zugleich, dass er Bürgermeister für alle sein und die Löwenstadt mit allen im Rat vertretenen Gruppierungen voranbringen möchte. „Im Vordergrund steht, dass wir gemeinsam etwas Gutes für unsere Heimat tun möchten. Dazu können wir hart in der Sache, aber persönlich fair und auf Augenhöhe diskutieren“, so sein Motto. Der Schritt in die Parteiunabhängigkeit mit der WGH sei dafür für ihn richtig und wichtig gewesen. „Ich möchte an der eigenen Arbeit vor Ort gemessen werden“, betont Leukel. nh
Die SPD verliert ihre relative Mehrheit in dem 36 Sitze umfassenden Verbandsgemeinderat, von denen sie in der vorherigen Wahlzeit noch zwölf innehatte. Sie kommt jetzt, ebenso wie die WGH, auf neun Mandate, die CDU als stärkste Gruppierung verbucht zehn Sitze (minus eins), die AfD vier (plus eins), die Grünen drei (minus zwei) und die FDP einen Sitz (minus eins).
In vier Gemeinden der VG (Stadt Hachenburg, Giesenhausen, Borod und Mudenbach) gewann die WGH jeweils mit deutlichem Abstand die meisten Stimmen für die Wahl zum Verbandsgemeinderat, in Winkelbach teilt sie sich das Siegertreppchen mit der SPD. Ihr prozentual bestes Ergebnis (36,7 Prozent) fuhr die WGH in Borod ein, ihr schlechtestes in Roßbach (12,7 Prozent).
In 16 Kommunen hatte bei dieser Abstimmung die Christdemokraten die Nase vorn (Kroppach, Heuzert, Astert, Limbach, Streithausen, Atzelgift, Luckenbach, Müschenbach, Hattert, Merkelbach, Wied, Mündersbach, Steinebach, Dreifelden, Linden und Lochum), in zwölf Ortschaften (Stein-Wingert, Mörsbach, Kundert, Heimborn, Marzhausen, Nister, Alpenrod, Gehlert, Höchstenbach, Welkenroth, Wahlrod und Roßbach) liegt die SPD alleine an der Spitze.
Die Namen der Personen, die in den Stadt- beziehungsweise Verbandsgemeinderat Hachenburg gewählt wurden, veröffentlicht die Verwaltung erst, wenn die Wahlausschüsse getagt und die Ergebnisse bestätigt haben.