Traditionsreiches Westerwälder Sägewerk in Stockum-Püschen ist erst vor zwei Jahren aus Familienhand abgegeben worden
Droht letztem großen Sägewerk im WW-Kreis das Aus? Hassel im Insolvenzverfahren
Augenscheinlich läuft der Betrieb in der Holzindustrie Hassel in Stockum-Püschen erst einmal weiter, wie unser Foto vom Dienstag zeigt. Allerdings hat das Amtsgericht Hamburg schon vergangene Woche einen Insolvenzverwalter eingesetzt. Foto: Röder-Moldenhauer
Röder-Moldenhauer

Für das Westerwälder Unternehmen Holzindustrie Hassel und damit auch für das letzte große Sägewerk im Westerwaldkreis ist vergangene Woche die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt worden. Damit droht dem Traditionsunternehmen in Stockum-Püschen das Aus.

Lesezeit 2 Minuten

Die Firma war erst vor etwas mehr als zwei Jahren aus der Hand der Familie Hassel in fremde Hände übergegangen. Neue Geschäftsführer waren dann laut Website Christian Zeinler und Stefan Hansen, wobei Hansen laut der Veröffentlichung des Amtsgerichts Hamburg zum Insolvenzverfahren derzeit der alleinige Geschäftsführer ist.

Von außen konnte man in den vergangenen zwei Jahren beobachten, welch enormen Aufschwung das Unternehmen offenbar nahm. Sogar ein neues Holzpelletwerk wurde neben dem Sägewerk errichtet. Riesige Mengen Nadelholzstämme wurden täglich angeliefert und verließen das Sägewerk dann als Bretter, Balken, Pellets und dergleichen mehr. Damit einher ging augenscheinlich auch ein erheblich vergrößerter Mitarbeiterstamm.

Im Sägewerk soll der Betrieb offenbar bis auf Weiteres weiterlaufen.
Röder-Moldenhauer

Vergangene Woche dann die Überraschung: Das zuständige Amtsgericht Hamburg ordnete die vorläufige Insolvenzverwaltung sowie weitere Sicherungsmaßnahmen an und bestellte den Hamburger Rechtsanwalt Kévin Tanguy zum vorläufigen Insolvenzverwalter über die im Handelsregister des Amtsgerichts Montabaur unter Holzindustrie Gustav Hassel eingetragene GmbH. Ihr Geschäftszweig sind das Betreiben eines Säge-, Hobel- und Profilzerspanerwerkes, einer Holzhandlung sowie aller damit in Zusammenhang stehenden Geschäfte. Verfügungen über Gegenstände des Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des Insolvenzverwalters wirksam. Derzeit laufen offenbar viele Gespräche dazu, wie es weitergeht.

Am Dienstag waren weder der Insolvenzverwalter Kévin Tanguy aus Hamburg noch Geschäftsführer Stefan Hansen zu erreichen. Wir werden weiter berichten.

Unternehmen wurde schon 1902 in Michelbach bei Altenkirchen gegründet

Die Geschichte des Familienunternehmens begann 1902 mit der Sägemühle von Fritz Hassel neben der Getreidemühle in Michelbach bei Altenkirchen. Im Zuge der Erbteilung übernahm Gustav Hassel den Betriebsteil Sägewerk und erwarb in Altenkirchen in der Frankfurter Straße das ehemalige Sägewerk Lenz. Mit den 50er-Jahren stieg die Bautätigkeit stark an. Die 60er- und 70er-Jahre waren von umwälzenden technischen Verbesserungen in der Sägeindustrie gekennzeichnet. 1989 entschlossen sich die damaligen Geschäftsführer Klaus und Ulf Hassel zum Kauf des Sägewerkes Schneider in Stockum-Püschen. Dieser Betrieb war nach einem Brand 1981 nach modernsten Erkenntnissen neu aufgebaut worden. Im Jahr 1995 wurden die Kapazitäten der beiden Werke in Stockum-Püschen zusammengelegt. Nach der Jahrtausendwende investierten Ulf und Oliver Hassel, mittlerweile vierte und fünfte Generation im Familienunternehmen, in technische Innovation und stetigen Kapazitätsausbau. So wurden unter anderem ein Hobelwerk und Trockenkammern erstellt und sämtliche Maschinengruppen auf modernste Sägewerkstechnik umgerüstet. red

Top-News aus der Region