Gelungene Premiere
Dorftheater in Nister pflegt eine gute Nachbarschaft
Von Anfang an verfolgte das Publikum mit Spannung und Vergnügen, wie sich das Hausmütterchen-Drama rasant und im schönstem Nisterer Dialekt entwickelte.
Röder-Moldenhauer

In Nister hat das Dorftheater Muffensausen mit seinem neuen Stück „Auf gute Nachbarschaft“ Premiere gefeiert. Das Publikum war wie immer begeistert.

Rosi und Irmi sind entsetzlich frustriert. Von morgens bis abends plagen sich die beiden Nachbarinnen mit der Wäsche und 1000 anderen Aufgaben im Haushalt ab, um am Ende des Tages – ausgerüstet mit Wohlfühljacke und Hausschuhen – auf ihre Ehemänner Hans-Peter und Ernst-Wolfgang zu warten. Diese kehren nämlich stets fix und fertig von ihrer stressigen Arbeit auf dem Amt zurück, und vor allem Hans-Peter hat vom Kamillentee für den Magen bis zum Fußbad gegen Hallux-Valgus-Schmerzen sehr spezielle Ansprüche in Sachen Erholung. Recht machen können die Ehefrauen es ihren Paschas eh nie, aber sie fügen sich. „Was für ein trübsinniges Leben!“, meinen Rosi und Irmi. Das kann wirklich nicht so weitergehen.

Das fanden natürlich auch die begeisterten Zuschauer des Stückes „Auf gute Nachbarschaft“, mit dem das „Dorftheater Muffensausen“ am Freitag glanzvolle Premiere in der Nauberghalle Nister feierte. Von Anfang an verfolgte das Publikum mit Spannung und Vergnügen, wie sich das Hausmütterchen-Drama rasant und im schönstem Nisterer Dialekt entwickelte.

Launige Schwätzchen zwischen Unterhosen

Denn natürlich war alles nicht ganz so, wie es schien. Die beiden Frauen hatten nämlich ihre eigene Strategie, um sich den Tag zu vertreiben: Während die voluminösen Unterhosen auf die Leine wanderten, ließ es sich hervorragend ratschen und tratschen. Wenn dann noch die beiden (stets in Rosa gekleideten) Dorfgrazien Ulrike und Margarete auftauchten, war das geschwätzige Kleeblatt vollständig. Und die Männer? Nun, die hatten den Bogen perfekt raus, um kurz vor der Heimkehr von „quietschfidel“ auf „völlig überarbeitet“ umzuschalten. Mal abgesehen von den zwei, drei Kunden, die die berufliche Beschaulichkeit der beiden „störten“, gab es im Büro nämlich immer was zu feiern und zu schmausen.

Als das Grazien-Duo „zuuuufällig“ aufschnappte, dass zwei Herren mit Namen Bischoff und Küster in der Nisterer Dorfidylle auftauchen würden, war es mit dem täglichen Einerlei schlagartig vorbei, denn anstatt des vermuteten hohen kirchlichen Besuchs tauchten Motorradfreak Georg Bischoff und sein Rocker-Kumpel Karl Küster auf, um in die Bruchbude gegenüber einzuziehen. Nach anfänglichem Entsetzen entspann sich nach und nach ein gesteigertes Interesse an den beiden coolen „Boys“, die den Alltagstrott gewaltig aufmischten.

Das Publikum lachte Tränen über den zweiten Frühling von Rosi und Irmi, über das Säbelrasseln der Ehemänner und über die vielen kuriosen Verwechslungen und Wendungen in dieser Komödie von Regina Rösch.
Röder-Moldenhauer

Das Publikum lachte Tränen über den zweiten Frühling von Rosi und Irmi, über das Säbelrasseln der Ehemänner und über die vielen kuriosen Verwechslungen und Wendungen in dieser Komödie von Regina Rösch. Das Ensemble spielte brillant. Johannes Benner (Hans-Peter Gehandillen), Jennifer Wolf (Rosemarie Gehandillen), Erwin Klöckner (Ernst-Wolfgang Dürr), Christin Meyer (Irmtraud Dürr), Carmen Schneider (Ulrike Schlauberger), Tatjana Janus (Margarete Schlauberger), Michael Mies (Georg Bischoff) und Martin Schaffer (Karl Küster) erwiesen sich nicht nur als rundum textsicher, sie überzeugten in diesem stattlichen Dreiakter auch mit ehrlicher, nie nachlassender Freude am Tun.

Wer auf den finalen „Clou“ wartete, der musste im letzten Teil allerdings Geduld aufbringen. Doch die wurde belohnt, denn kurz vor dem Schlussvorhang gab es noch einen völlig unerwarteten Knaller, der es in sich hatte. Veredelt wurde alles durch das wunderschöne, detailreiche Bühnenbild (Willi Kurz, Lutz Leonhardt, Roger Hofmann, Erwin Klöckner), die ausgewogene Technik (Manuel Isack), die klangvolle Unterhaltung durch die „Naubergmusikanten“ und die Bewirtung durch Ursula Mies und ihr Team.

Alle Vorstellungen sind ausverkauft

Die Regisseurinnen Jennifer Wolf und Marita Becker konnten also mehr als zufrieden sein – genau wie die Zuschauer, die außerordentlich lustige Schauspielstunden und dazu eine tolle dörfliche Gemeinschaft mit dem Herz am rechten Fleck erlebten. Und da der Ruf des „Dorftheaters Muffensausen“ seit vielen Jahren ein sehr guter ist, wundert es nicht, dass auch die beiden letzten Aufführungen am 4. und 5. April bereits ausverkauft sind – schade.

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