Es ist ein tausendfach geteilter Suchaufruf, der am Mittwoch vor Fronleichnam in den Sozialen Netzwerken auf vornehmlich polnischen Seiten und auch auf einer reichweitenstarken Internetseite einer Lokalzeitung im deutschen Nachbarland zu finden ist.
Darin heißt es unter anderem, dass die Ehefrau letztmals am Dienstagabend Kontakt mit ihrem Mann gehabt haben soll und sein Laster letztmals an der Adresse Unter der Issel in Görgeshausen, an der unter anderem das Möbelhaus XXXLutz Müllerland beheimatet ist, zu finden war. Am Mittwochmorgen sei der Mann nicht nach Plan losgefahren. Zudem mache man sich Sorgen, weil der 36-Jährige Pole, der aus einer Kleinstadt unweit der deutsch-polnischen Grenze stammt, unter Diabetes leide.
Zum Zeitpunkt des tausendfach geteilten Suchaufrufs in den Sozialen Netzwerken und im Internet ist in Deutschland bereits die Suche nach dem polnischen Lkw-Fahrer, der bei der Polizei von seinem Speditionsunternehmen als vermisst gemeldet worden war, angelaufen. Mit dem Polizeihubschrauber und mit sogenannten Maintrailer-Hunden, die die Spur eines bestimmten Menschen auf Grund einer Geruchsprobe verfolgen können, wird unter anderem nach dem Mann gesucht.
Wir gehen derzeit auch davon aus, dass der Diebstahl im Zusammenhang mit dem Todesfall steht.
Polizeisprecherin Violetta Heinrich
Auch der Löschteich am Möbelhaus wird in die Suche miteinbezogen. Am Mittwochabend hat die Polizei dann Gewissheit: Der 36-Jährige Pole ist tot. Er wird wenige Hundert Meter von seinem Abstellort entfernt auf der anderen Seite der Autobahn 3 zwischen Görgeshausen und Nentershausen an der ICE-Strecke gefunden. Von einem Unfall spricht die Polizei am Tag nach dem Fund auf Nachfrage. Was zunächst allerdings nicht bekannt wird: Dem polnischen Lkw-Fahrer ist ein Diebstahl zum tödlichen Verhängnis geworden.
Beim Auffinden des leblosen Körpers an der Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main entdeckt die Polizei nämlich auch eine Sporttasche bei dem Polen. Darin befindet sich Diebesgut, welches „der ICE-Strecke zugeordnet werden“ kann, wie es vonseiten des Polizeipräsidiums Koblenz auf Anfrage heißt. Was genau sich in der Tasche befindet, erklärt die Polizei nicht. Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich unter anderem um Kabel aus Metal gehandelt haben.
„Wir gehen derzeit auch davon aus, dass der Diebstahl im Zusammenhang mit dem Todesfall steht“, teilt Polizeisprecherin Violetta Heinrich mit. Denn der tote Körper des polnischen Lkw-Fahrers weist starke Verbrennungen auf, als er am Mittwochabend vor Fronleichnam entdeckt wird. Beim Diebstahl der Kabel an der Schnellfahrstrecke missachtete der 36-Jährige anscheinend sämtliche Hinweisschilder, die auf die Lebensgefahr und die Hochspannung an der ICE-Strecke hinweisen, was ihm letztlich zum Verhängnis wurde, als ihm aufgrund des nicht ausreichenden Abstandes zu der ICE-Trasse mehrere Tausend Volt durch den Körper schossen.
„Der Mann kam durch einen Stromtod ums Leben“, bestätigt das Koblenzer Polizeipräsidium. Aufgrund der Umstände schließt die Polizei ein Fremdverschulden aus – „es handelte sich um einen Alleinunfall“, teilt Pressesprecherin Violetta Heinrich abschließend mit.