Die Landshube ist den meisten Menschen heute als Forsthaus in Ransbach-Baumbach bekannt. Die wenigsten Westerwälder wissen allerdings um die mehr als 1000-jährige Geschichte dieses Gebäudes als Hofgut und um die Bedeutung als Wirkungsort der ersten Keramiker in der Region. Heimatforscher Detlef Groß aus Ransbach-Baumbach, Sohn des ehemaligen Forstbeamten Hans Groß, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Interessierten die Geschichte seines ehemaligen Elternhauses und der näheren Umgebung näherzubringen.
2018 und 2019 hielt er zu diesem Thema gut besuchte Vorträge in der Stadthalle von Ransbach-Baumbach. 2022 begann der selbstständige Kommunikationstrainer dann mit seinen Wanderführungen. Auch 2024 nahmen an zwölf Terminen zwischen Mai und Oktober mehr als 150 an Heimatgeschichte Interessierte daran teil. „Manche waren zum zweiten und dritten Mal dabei“, freut sich der leidenschaftliche Hobby-Historiker. „Das Interesse an der Landshube lässt nicht nach, und es gibt auch immer wieder neue Aspekte, die ich bei den Touren beleuchte.“ Die Teilnehmer kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, es reisten sogar Leute an, deren Vorfahren von der Landshube stammen, etwa aus München und sogar den Vereinigten Staaten. 2025 geht es weiter. Die ersten Termine stehen schon fest.

Während der rund vierstündigen, informativen Führung zeigt der 71-Jährige die reiche und wechselvolle Geschichte des Forsthauses und des ehemaligen Hofguts Landshube, der gleichnamigen Weiher und der umliegenden Region auf. Das Ganze garniert er mit humorvollen Anekdoten und gibt auch Einblicke in die aktuelle Situation des Forsthauses mit seinen Waldgebieten. Ein Stopp wird stets beim Naturdenkmal „Dicke Buche“ eingelegt. Der mehr als 300 Jahre alte Baum ist mittlerweile abgestorben und hat einen imposanten Umfang von 5,10 Meter. Im Jahr 2024 hat Detlef Groß seinen Themenweg um den neu angelegten „Kurtrierischen Scherbenpfad“ ergänzt.
Weitere Anlaufstellen sind die vier malerischen Landshuber Weiher – ein wertvolles Biotop und beliebtes Ziel für Spaziergänge und Wanderungen. Auch ihre Geschichte ist interessant. Der kurfürstliche Hof benötigte einst große Mengen an Fisch – und das nicht nur zur Fastenzeit. Daher ließ man durch Weiherbauer die Weiher anlegen, die sich mittlerweile als wesentlich älter als bisher dargestellt erweisen. Der erste schriftliche Hinweis stammt aus dem Jahr 1402.

Zur Historie der Landshube selbst: Bereits vor 958 gehörte die Landshube als „Mansus Landishoue“ zu den Gütern zu „Uidhergis“ (Wirges) im damaligen Engersgau. Die nachfolgenden Besitzer waren das Stift St. Florin zu Koblenz, Isenburg-Grenzau, das Kurfürstentum Trier, das Herzogtum Nassau, das Königreich Preußen, der NS-Staat und heute das Land Rheinland-Pfalz mit dem zuständigen Forstamt Neuhäusel.
Scherben einer Gebrauchskeramik mit Linsenboden und Wellenfuß bezeugen eine sehr frühe Tätigkeit (etwa 14./15. Jahrhundert) der Keramiker auf der Landshube. Später entwickelte sich die Landshube zu einem führenden Zentrum der Krugbäckerei, in dem bis 1858 die professionelle Herstellung und Lieferung von Wasserkrügen im Auftrag der Mineralwasserbrunnen, etwa Niederselters, erfolgte. Die Landshube erscheint als eigenständiger Produktionsort mit eigenen Krugnummern und dem Ortsbuchstaben „L“ für Landshube. Ein entsprechendes Krugfragment fand man 1984 im Hintersten Bach südlich des Forsthauses. 2023 findet Detlef Groß endlich einen Sammler aus Höhr-Grenzhausen, der den gesuchten Mineralwasserkrug mit eigenständigen Ortsinitialbuchstaben „L“ für Landshube besitzt. Die Abbildungen davon sind auf der Homepage zu sehen.
Der leidenschaftliche Jäger Herzog Adolph I. von Nassau bezog während seiner Jagdausübungen im westlichen Bereich der Montabaurer Höhe (1858 bis 1866) immer wieder das obere Stockwerk der Landshube. Die ursprüngliche Staatsdomäne wurde über Jahrhunderte von Hofmännern, Revierförstern und Krugbäckern, meist in einer Person, gepachtet. Seit 1958 betreiben die jeweiligen Forstbeamten die Landwirtschaft nicht mehr als Zuerwerb. Die Landwirtschaft wurde nun zunächst von Vinzenz Kuch (späterer Köppelwirt, als Rübezahl bekannt) weiterbetrieben. Heute beschränkt sich die externe Bewirtschaftung der Landshuber Wiesen auf die Pflege zur Heugewinnung und zur Erhaltung als Äsungsflächen für das heimische Rotwild.

Detlef Groß freut sich besonders über die zahlreichen positiven Rückmeldungen, die ihn nach den Führungen erreichen. Jüngst schrieb ihm ein Teilnehmer: „Ganz besonders bedanke ich mich für Ihre überaus lehrreiche und bemerkenswert anschauliche und passionierte Führung. Erstaunlich, welch einzigartiges Juwel sich gleich neben der A48 befindet. Dass es auch ein Refugium für Rotwild ist, habe ich erst durch Sie erfahren.“ Eine andere Rückmeldung lautet: „Unser Sohn hatte den Zapfen des Mammutbaumes mit in der Schule und hat ihn seiner Biologielehrerin gezeigt, der er auch begeistert von der Wanderung berichtet hat. Auch das Interesse eines Mitschülers konnte er gewinnen, der gleich mit der Handy-App ,Flora Incognita’ geprüft hat, ob unser Sohn die Wahrheit sagt und es tatsächlich einen Mammutbaum in Baumbach gibt.“
Richtig gerührt war Detlef Groß von dieser Zuschrift: „Ich hatte einen sehr schönen, interessanten und lehrreichen Nachmittag, für den ich mich noch einmal herzlich bei Ihnen bedanken möchte. Es ist gut zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die sich mit sehr viel Engagement und Herzblut für eine Sache wie die Landshube einsetzen.“ Der Ransbach-Baumbacher freut sich schon auf die kommende Saison. Gerne würde er auch wieder Vorträge in der Region halten. Denn: „Ich habe so viel Neues über die Landshube herausgefunden in den vergangenen zwei Jahren, das möchte ich den Menschen gern in einer aktualisierten Präsentation näherbringen.“
Auch eine informative und umfassende Internetseite rund um die Landshube hat Detlef Groß geschaffen. Die Bilanz bis 2025 ist beeindruckend. 62.714 Aufrufe und 15.400 Besucher verzeichnet die Statistik.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.landshube.com

Folgende Termine stehen für 2025 fest
Wanderungen bietet Detlef Groß wieder von Mai bis Oktober an. Sie dauern vier Stunden, die Strecke beträgt knapp sechs Kilometer. Folgende Termine sind angesetzt: 10 Mai, 24. Mai, 14. Juni, 19. Juli, 2. August, 6. und 20. September, 4. und 11. Oktober. Zusatztermine werden rechtzeitig bekannt gegeben. Wer teilnehmen möchte, kann sich vorab auf der Homepage anmelden oder per E-Mail bei detlef-gross@t-online.de.