2019 hat die Patchworkfamilie – sowohl Meike als auch ihr Mann Sebastian haben je drei Kinder mit in die Ehe gebracht – ihren Gemüseanbau auf eine „Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) umgestellt, die Einzige im Westerwaldkreis und im Kreis Altenkirchen übrigens. Mit ihrer „Solawi Wisserland“ lassen sie viele Menschen an dem teilhaben, was ihnen wichtig ist: die Liebe zum Land und dem, was es hervorbringt. Ihr Motto lautet: Die Ernte teilen, statt Lebensmittel zu verkaufen. Seitdem geben die Müllers ihr Demeter-Gemüse als Ernteanteile ab. Mittlerweile wird auf rund 6000 Quadratmetern Gemüseanbau betrieben, insgesamt werden 19 Hektar bewirtschaftet.
Im Erntejahr 2023 wurden rund 80 verschiedene Gemüse- und Salatsorten auf dem Feld und im Gewächshaus geerntet. In diesem Jahr ist die Auswahl genauso groß. Diese breite Palette ist den Müllers wichtig. „So können wir rund ums Jahr Kräuter, Salat, Kartoffeln und Gemüse anbieten und sind besser gegen Ernteausfälle gewappnet“, erläutert der gelernte Gärtnermeister den Ansatz. Und so funktioniert es: Solidarische Landwirtschaft basiert auf dem Prinzip der gemeinsamen Verantwortung und Unterstützung zwischen Produzenten und Konsumenten.
Da die Landwirtschaft unvorhersehbaren Faktoren wie Wetterbedingungen unterliegt, teilen die Mitglieder sowohl die Vorteile einer guten Ernte als auch die Risiken von Ernteausfällen. Für Landwirte bietet die solidarische Landwirtschaft finanzielle Sicherheit: Durch die Vorauszahlungen der Mitglieder haben Bauern eine sichere Einnahmequelle, die es ihnen ermöglicht, besser zu planen und zu investieren. Die Müllers benötigen dafür 130 Ernteanteile, eine Zahl, die sie nun annähernd erreicht haben und somit erstmals seit fünf Jahren kostendeckend arbeiten. „Die Jahre davor war das noch ein teures Hobby“, bringt es Meike Müller-Schlosser auf den Punkt.
Die Vorteile für die Solawisten, so nennen die Müllers ihre Anteilseigner, sind natürlich die frischen, saisonalen Produkte direkt vom Feld, was die Qualität und den Nährwert der Lebensmittel erhöht. Sie wissen genau, woher ihre Nahrung kommt und wie sie produziert wird. Dies stärkt das Vertrauen in die Lebensmittelversorgung. Und: Die Beteiligung an der Solawi fördert das Gemeinschaftsgefühl und das Bewusstsein für lokale Landwirtschaft und Umweltfragen. Eine Kiste enthält fünf bis sieben verschiedene Kräuter, Salate und Gemüse. Wenn jemand etwas nicht mag, kann er vor Ort die Tauschkiste nutzen. Bei der Abholung können zusätzlich – je nach Verfügbarkeit – Eier, Honig, Marmeladen, Sirup, Apfelsaft und vieles andere erworben werden.
Anfang des Jahres laden wir auch immer zu einer Art Vollversammlung ein und besprechen mit allen Anteilseignern die Kostenkalkulation und Anbauplanung für die kommende Saison“, sagt Meike Müller-Schlosser. Die solidarische Landwirtschaft ist für die Müllers mehr als nur ein Modell der Lebensmittelproduktion; sie ist ein Weg, eine tiefere Verbindung zwischen Mensch und Natur zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit und das Teilen von Verantwortung können Landwirte und Verbraucher gemeinsam zu einer nachhaltigeren und gerechteren Lebensmittelversorgung beitragen. In einer Welt, die zunehmend von industrieller Landwirtschaft und globalisierten Märkten dominiert wird, bietet die solidarische Landwirtschaft eine Alternative, die sowohl ökologisch als auch sozial wertvoll ist.
Abgerundet wird das Hofangebot durch die Ayurveda-Heilpraktiker-Praxis mit Kochkursen von Meike Müller-Schlosser. Sie ist aus der Gegend von Limburg erst vor sieben Jahren mit ihren Kindern auf den Hof gezogen und hat aus Liebe ein ganz neues Leben begonnen. Mit Landwirtschaft hatte sie vorher keine Erfahrung. Nun lebt die Familie nach einem umfangreichen Umbau zu elft (zwei junge Leute haben sie aufgenommen und Sebastian Müllers Mutter wohnt auch hier) auf dem Hof. Ihr Strahlen, wenn sie Sebastian Müller anschaut, verrät: Es war der richtige Schritt. Die Landwirtschaft sichert aber noch nicht ihre Existenz. Um ihren Traum finanzieren zu können, arbeiten beide Ehepartner noch in Teilzeit nebenbei.
Müllers bieten jungen Menschen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr auf dem Hof an. Und erstmalig haben sie derzeit eine sogenannte Wwooferin mit ihrem Sohn aufgenommen. Wwoof (Worldwide Opportunities on Organic Farms) bietet eine kulturelle Lernerfahrung mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Landwirtschaft. Die Besucher nehmen am täglichen Leben ihrer Gastgeber teil und lernen ökologische Landwirtschafts- und Nachhaltigkeitspraktiken kennen, während sie etwa die Hälfte des Tages auf dem Hof mithelfen.
Die Gastgeber bieten den Besuchern dafür Unterkunft und Verpflegung, wobei kein Geld zwischen Gastgebern und Wwoofern ausgetauscht wird. Alternative Lebens- und Gemeinschaftsformen sind ein Herzensanliegen von Meike Müller-Schlosser und Sebastian Müller. Und die Ideen gehen ihnen nicht aus. Derzeit werden zwei Wohnmobilstellplätze angelegt.
Die Abholung der Gemüsekisten erfolgt freitags zwischen 15 und 18 Uhr auf dem Hof in Birken-Honigs-essen. Weitere Abholorte sind freitags ganztägig Denn's Biomarkt in Siegen, Naturkost Schmandmarie in Wissen donnerstags von 16 bis 18 Uhr, die Freie Waldorfschule in Gummersbach donnerstags von 14 bis 15 Uhr und das Vintage Kontor in Kirchen freitags von 16 bis 18 Uhr. Weitere Infos gibt es unter www.hofschuetzenkamp.de und per E-Mail an kontakt@hofschuetzenkamp.de