Aufgewachsen im Westerwald
Diana Lick kämpft um ihr Recht, Deutsche zu sein
In Regensburg ist dieses Foto entstanden, als Diana Lick mit einem Touristenvisum in Deutschland war. Das einzige "Urlaubsbild" ihres Aufenthalts entstand auf dem Weg zu ihrem Treffen mit dem Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen, Stephan Mayer.
Diana Lick

Die 27-Jährige ist im Westerwald aufgewachsen, ehe die Mutter sie und den Bruder mit zurück nach Russland nahm. Die Rückkehr nach Deutschland wird Diana Lick von Behörden verweigert. Sie will hier Jura studieren und für Menschenrechte eintreten.

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Auf Einladung eines Freundes ist sie hier gewesen, mit einem Touristenvisum. „Ich war überrascht, dass ich das bekommen habe“, sagt Diana Lick. Die Tochter eines Spätaussiedlers aus Russland würde gern in Deutschland bleiben, ihr im Westerwald lebender Vater hat vor Jahren einen Antrag auf Familienzusammenführung gestellt. Doch weil die heute 27-Jährige, kaum volljährig, mit ihrer Mutter nach Russland zurückkehrte, hat sie laut Amtsbescheid keinen Anspruch mehr darauf.

Diana ist die Schwester von Kevin Lick – dem jungen Mann, der nach 17 Monaten russischer Haft beim größten Gefangenenaustausch der Nachkriegsgeschichte freigelassen wurde und nach Deutschland ausreisen durfte. Weder er noch die Mutter hätten sich je dafür eingesetzt, dass auch sie wieder nach Deutschland kommen darf, klagt Diana Lick. Stattdessen stehe sie seit der Verhaftung ihres Bruders selbst unter Beobachtung des russischen Inlandsgeheimdienstes, befürchtet sie, und so gehe es auch anderen Familienmitgliedern.

Nur dieses Foto ist Diana Lick von ihrem Aufenthaltstitel der "unbefristeten Niederlassungserlaubnis" geblieben. Nun kämpft sie darum, dauerhaft in Deutschland leben zu dürfen.
Diana Lick

Dabei sollte der jungen Frau als leibliches Kind eines anerkannten Spätaussiedlers der Weg in ihr Vaterland offenstehen. Die Mutter ist Russin, sie folgte damals mit der Tochter ihrem Ehemann nach Deutschland. Sohn Kevin wurde in Deutschland geboren. Mit ihm und der Tochter ging die Mutter 2017 zurück nach Russland, weil sie in Deutschland nie heimisch geworden war, wie sie unserer Zeitung sagte. Ihre neuerliche Ausreiseerlaubnis aus Russland erhielt die Mutter 2024 kurz nach Kevins Freilassung, für die sie sich medial starkgemacht hatte.

Von der Tochter war keine Rede – die junge Frau wandte sich selbst an unsere Zeitung. Diana hatte 2017 gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und ließ sich von der Mutter beeinflussen, sagt sie heute: „Sie hat mir Versprechungen gemacht und ich bin mitgegangen, obwohl ich kein gutes Gefühl hatte.“

Diana war fünf Jahre alt, als sie mit der Mutter zum Vater nach Deutschland kam, sie ist hier im Westerwald aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat eine Ausbildung absolviert. Während ihr Bruder bei seiner Geburt in Deutschland den deutschen Pass erhalten habe, verfüge sie nicht einmal über ihren „Aufenthaltstitel“: Von der „unbefristeten Niederlassungserlaubnis“, ausgestellt in Montabaur am 5. Februar 2015, hat sie nur noch ein Foto.

„Als wir damals noch Russland gefahren sind, haben meine Mutter und der Mann von der Kreisverwaltung mir gesagt, dass ich jederzeit zurückkommen kann und meine unbefristete Niederlassungserlaubnis zurückbekomme“, erinnert sich die junge Frau – das habe sich als falsch erwiesen. Einen russischen Pass habe sie damals auch nicht besessen. Dass sie sich keinem Land rechtlich zugehörig fühlen darf, spiegelt sich auch in ihrem Alltag wider: „In Maikop sehen mich die Leute als Deutsche – aber der deutsche Staat erkennt mich nicht an.“

„In mir brennt das Feuer der Ungerechtigkeit. Es wird nicht ausgehen, bis ich mein Recht bekommen habe.“
Diana Lick

Dass sie nicht illegal in Deutschland bleiben würde, stand für Diana Lick fest: „Ohne Dokumente hier zu leben, ist nicht möglich“, sagt sie, also ging sie zurück nach Maikop. „Ich verhalte mich ruhig, verlasse mein Viertel nicht.“ Ihr Geschäft leide darunter, dass immer mehr Kunden wegbleiben. Sie hätten Angst, mit der Familie Lick in Verbindung gebracht zu werden und selbst ins Visier der Geheimpolizei zu geraten.

Die Entschlossenheit ist Diana Lick ins Gesicht geschrieben: Sie will nach Deutschland kommen, will legal hier leben. Und dann möchte sie Jura studieren und sich als Anwältin für Menschenrechte einsetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sie sich mit Stephan Mayer getroffen. Der CSU-Bundestagsabgeordnete ist Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Er will sich unter anderem erkundigen, wieso Diana seinerzeit nicht in den Bescheid ihres Vaters aufgenommen wurde – eine Frage, die uns die ausstellende Kreisverwaltung nicht beantworten kann.

„Ich brauche niemanden, der mich tröstet, sondern Unterstützung“, gibt Diana Lick sich kämpferisch und fügt an: „In mir brennt das Feuer der Ungerechtigkeit. Es wird nicht ausgehen, bis ich mein Recht bekommen habe.“

Vizepräsident des Vertriebenenbundes will sich einsetzen

Stephan Mayer, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, nimmt sich des Schicksals an. Er antwortet auf unsere Anfrage: „Frau Diana Lick hat mir im Rahmen des Sudetendeutschen Tages (...) sowie im Nachgang schriftlich ihre Situation sehr eindringlich geschildert. Es geht um die Frage, warum sie als Tochter eines anerkannten Spätaussiedlers offenbar nicht in dessen Bescheid aufgenommen wurde – mit der Folge, dass sie bis heute keinen Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit erhalten hat. Ich werde mich mit einem konkreten Schreiben sowohl an das Bundesverwaltungsamt als auch an das Bundesministerium des Innern als zuständige Behörden wenden, um den Fall zur Prüfung vorzulegen und auf eine sorgfältige Neubewertung hinzuwirken. Ob und in welcher Form sich daraus eine Lösung ableiten lässt, hängt maßgeblich von den individuellen Umständen und den rechtlichen Voraussetzungen ab. Ich werde den Vorgang persönlich eng begleiten und mich für eine faire und nachvollziehbare Prüfung einsetzen.“

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