Wer ist denn da eigentlich verrückt? Diese Frage treibt die Dernbacher Theatergruppe „Jedermann“ seit Anfang dieses Monats und noch bis zum 24. November um. Das Amateur-Ensemble gibt mit der neuen Inszenierung des Schwanks „Pension Schöller“ die Antwort.
Der Klassiker von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs aus dem Jahr 1890 gilt als eines der meistgespielten Lustspiele Deutschlands und wurde immer wieder neu inszeniert. Nun also auch in Dernbach.
„Das muss man einfach gesehen haben.“
Dieses Fazit zieht eine Zuschauerin zum Abschluss des Theaterabends.
Zehn Darstellerinnen und Darsteller von „Jedermann“ haben diesen Schwank, der von Josef Kerp für das Westerwälder Ensemble überarbeitet wurde, in der laufenden Sequenz bereits viermal vielbejubelt aufgeführt. Sechs weitere Aufführungen in der Turnhalle der Pfarrer-Giesendorf-Grundschule folgen noch. Unsere Zeitung war bei der dritten Aufführung am Samstagabend dabei und konnte miterleben, dass die „Jedermänner“ von ihrer Schauspielleidenschaft nichts verloren haben und sich auf den Bühnenbrettern einmal mehr zu Höchstleistungen emporgeschwungen haben.
Das Verwirrspiel bringen die Darsteller treffsicher rüber. Amateurschauspieler agieren nahezu wie Profis. „Das muss man einfach gesehen haben“, schwärmte am Ende ein Zuschauer euphorisch.
Drei Stunden irres Vergnügen auf der Bühne
Bei dem Stück erleben die Zuschauer drei Stunden lang ein irres Vergnügen. Apropos „irr“. Worum geht es eigentlich? In dem Lustspiel möchte Gutsbesitzer Philipp Klapproth gern einmal von seinem Neffen Alfred, den er dafür finanziell bei einer Geschäftsgründung zu unterstützen verspricht, eine Irrenanstalt in Köln von innen gezeigt bekommen und echte Irre erleben.

Franziska, auf die der schüchterne Alfred ein Auge geworfen hat, empfiehlt ihm, seinem Onkel doch die Pension Schöller zu zeigen, deren Gäste ziemlich exzentrisch sind. Gutsbesitzer Klapproth, der die Gäste wirklich für Irre hält, amüsiert sich prächtig. Die Situation eskaliert allerdings, als Klapproth, zurückgekehrt auf sein Gut, von diesen vermeintlichen Irren besucht wird.
Schrullige Charaktere sorgen für Heiterkeit
Die Darsteller haben die hintergründige Heiterkeit des Stückes souverän auf die Spitze getrieben, ohne auch nur einen Augenblick ins banale oder ins Übertriebene abzudriften. Sie setzten das Stück, dem schon viele berühmte Theater- und Filmgrößen ihren Stempel aufgedrückt haben, brillant in Szene. Da residieren in der Pension Schöller Charaktere, die durchaus schrullige Züge aufweisen: der abenteuergeile Großwildjäger Professor Bernhardy (Hermann Josef Bode), die skurrile Schriftstellerin Josephine (Vera Zimmermann), die Möchtegern-Schauspielerin mit Sprachfehler Eugenie (Anna-Lisa Stamm) und der ehrenrührige Major a.D. von Mühlen (Bernd Kohnen).
Hautnah schlüpfen die Jedermann-Darsteller in die überspannten Charaktere. Einfach irre und herrlich amüsant. Als Primus inter Pares verkörpert Josef Kerp mit Kölner Zungenschlag den Gutbesitzer Philipp Klapproth, der eine mitreißende Rolle spielt. Mitreißend sind sie aber alle, die „Irren“, der Pensionsbesitzer und verkappte Heldentenor Ludwig Schöller (Dieter Hambitzer), Klapproths Schwester Ida (Eva-Maria Blitzko), Schöllers reizende Tochter Franziska (Leonie Kauert ), und Schöllers Neffe Alfred (Detlef Gilles). Nicht zu vergessen die kleine Lisa Zimmermann (die Enkelin von Klapproths Schwester).
„Wir Jedermänner präsentieren ein tonnes Stück, mit vienen tonnen Ronnen.“
Möchtegern-Schauspielerin Eugenie hat Probleme mit dem Buchstaben „L“
Die Dernbacher Theaterfreunde Jedermann bringen mit dem Lustspiel Pension Schöller mit ansteckendem Humor und spielerischer Leichtigkeit Momente der Freude in schwierigen Zeiten unter das Publikum. Das alles wäre nicht möglich, wenn hinter den Protagonisten auf der Bühne nicht ein vielköpfiges Team vor und hinter der Bühne mit anpacken würde. Und genau das macht die „Jedermänner“ zu einem Erfolgsensemble.
Jeder Theaterfreund, der anspruchsvolle Unterhaltung liebt, sollte sich eine der noch kommenden Aufführungen nicht entgehen lassen. Die Möchtegern-Schauspielerin Eugenie, die kein „L“ aussprechen kann, würde die Pension Schöller so ankündigen: „Wir Jedermänner präsentieren ein tonnes Stück, mit vienen tonnen Ronnen.“
Es gibt noch einige wenige Karten
Es gibt noch vier Möglichkeiten, die Pension Schöller zu besuchen: Für die Aufführungen am Freitag und Samstag, 15. und 16. November beziehungsweise 22. und 23. November, jeweils 19.30 Uhr, gibt es noch Karten. Die Sonntagsvorstellungen am 17. und 24. November sind ausverkauft. Kartenbestellungen bei Elena Höwer (0151/28788902), Eva Fodor-Zirfas (02662/8489) und Esther Zimmermann, Telefon 02602/60831. Wer mehr über die Theatergruppe wissen möchte, findet alles auf der Internetseite www.theaterfreunde-jedermann.de