Mehrfach habe er in diesem Jahr die Hintergründe des notwendigen Ablassens des Wiesensees bei Bürgerversammlungen, Ratssitzungen oder sonstigen Veranstaltungen erklären müssen und tut dies für unsere Zeitung auch gerne noch einmal: Im November 2021 waren durch den TÜV Rheinland einige Mängel an der Stauklappe festgestellt worden, sodass ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleistet werden kann. Deshalb hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, als zuständige Wasserbehörde, eine Anordnung für das baldige Ablassen des Sees erlassen, denn gerade so große Stauanlagen könnten bei Versagen oder Überlasten ein Risiko für mögliche Überschwemmungen darstellen.
Das Ablassen sei erforderlich, damit die Belastung der Stauklappe durch den Wasserdruck reduziert werde. Weil aber auch am regulären Drosselbauwerk, dem Mönchbauwerk, Mängel festgestellt wurden, habe man aus Sicherheitsgründen die vollständige Entleerung des Wiesensees anordnen müssen.
Frust bei Bürgern, Touristikern und Umweltschützern
Trotz der notwendigen Maßnahmen stieß das Projekt in diesem Jahr auf viel Gegenwind verschiedener Parteien. Zum einen waren da genervte Bürger, die bei Hof unaufhörlich danach fragten und drängelten, wann die Sanierungsarbeiten weiter voranschreiten und ihr geliebter Wiesensee denn endlich wieder volles Wasser habe. „Der Frust bei den Menschen ist schon groß“, bekam Hof immer wieder zu hören und zeigte Verständnis. „Ich bin selbst über die Situation am Wiesensee frustriert.“
Zum anderen die mehr als unglücklichen Touristiker, allen voran die Betreiber des am Wiesensee gelegen Lindner-Hotels. Ein See ohne Wasser – ein wenig einladendes Tourismusziel, kritisierte Peter Wenzel, Direktor des Vier-Sterne-Hotels, im Laufe des Jahres. Unzufrieden dürften auch die Angler, Segler und sonstigen Wassersportler gewesen sein, die sich ein anderes Gewässer zum Fischen oder Segeln suchen mussten. Kritik am Ablassen des Wiesensees äußerten auch Umweltschützer, die sich um das Wohl der Tiere und der Natur rund um den See sorgen.
Dazu kam die Zusammenarbeit mit der SGD Nord, die nicht immer ganz einfach verlaufe und mit Genehmigungen auf sich warten lasse. „Für die SGD als Genehmigungsbehörde und die Verbandsgemeinde als Eigentümerin besteht das Problem, die unterschiedlichen Erwartungen, die es an den See gibt, unter einen Hut zu bekommen, wobei die SGD lediglich den Blick auf dem Hochwasserschutz hat“, sagt Hof.
Schritt. Atmen. Besenstrich.
All das sei für den gebürtigen Berzhahner, der als VG-Bürgermeister gewissermaßen zwischen den Stühlen sitzt und den verschiedenen Interessensgruppen, die an ihm zerren, gerecht werden muss und gleichzeitig seine eigene Meinung und Pläne vertritt, zwar keine einfache Situation. Doch damit komme der Kommunalpolitiker, der seit Oktober 2019 VG-Chef in Westerburg ist, klar.
„Ich habe mir mittlerweile ein dickes Fell zugelegt. Zudem weiß ich, dass wir alles tun, was wir tun können und konnten“, sagt Hof und erklärt eines seiner politischen Leitsätze: „Schritt. Atmen. Besenstrich“, zitiert der ehemalige Lehrer des Mons-Tabor-Gymnasiums einen Spruch der Figur Beppo Straßenkehrer aus Michael Endes Märchenroman „Momo“. „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, sondern sollte einen Schritt nach dem anderen machen“, gibt Hof sinnbildlich wieder und unterstreicht damit seine Beharrlichkeit, auch wenn es mal etwas konflikthafter zugeht – wie eben beim Thema Wiesensee.
So geht es mit dem Wiesensee im kommenden Jahr weiter
Und Konfliktpotenzial wird es vermutlich auch bei den nächsten Sanierungsschritten rund um den Wiesensee geben. „Denn im Januar wird das Wasser im Wiesensee komplett abgelassen“, erklärt er das weitere Vorgehen. Wann genau, stehe aber noch nicht fest. Das vollständige Ablassen sei nötig, um die Sanierung der Stauklappe und des Mönchs auf trockenem Boden durchzuführen.
Hof erläutert das weitere Prozedere: „Zunächst werden sämtliche Fische im Wiesensee gefangen und in Nachbarteichen oder Becken untergebracht. Um die schonende und umweltbewusste Durchführung wird sich ein von uns beauftragter Unternehmer kümmern.“ Sobald die Bauwerke repariert sind und der See wieder Wasser aufnehmen kann, sollen die Tiere wieder in ihr Zuhause zurückkehren. „Die dortigen Karpfen werden wir aber leider notschlachten müssen“, sagt Hof. Die Fische seien krank und nicht mehr zu retten.
Durch den Fang wird die SGD Nord in Kooperation mit der Universität Koblenz dann auch erstmals die Gelegenheit haben, den Fischbestand genau zu dokumentieren und zu untersuchen. „Wie viele Fische und welche Arten im Wiesensee leben, wissen wir nämlich nicht genau.“ Für die restlichen dort lebenden Tiere sei der künftig wasserlose Wiesensee ein geringes Problem. „Die Wasservögel, die dort normalerweise nisten, werden sich nach einer anderen Brutstätte umschauen.“ Für die Amphibien werden künstliche Becken zum Ablaichen angelegt.
Mittlerweile liege auch die Genehmigung der SGD Nord für die Sanierung des Mönches vor. Somit kann nun die Ausschreibung beginnen, die einige Wochen in Anspruch nehmen wird. Gleichzeitig finden Untersuchungen zur Prüfung der Dichtigkeit des Dammes statt. Zudem wird aktuell der Einbau einer neuen Stauklappe geplant.
Bis die Sanierung tatsächlich mit Bagger und Schaufel umgesetzt wird, dauert es also noch einige Zeit. Dass der Wiesensee im Jahr 2023 wieder voll befüllt sein wird, scheint daher unwahrscheinlich. „Unser Ziel ist es natürlich, den See so schnell wie möglich wieder mit Wasser zu befüllen“, betont Verbandsgemeindebürgermeister Markus Hof. Das gelinge aber nur durch gute Zusammenarbeit und Einigkeit aller beteiligten Parteien.