Ihre Zugehörigkeit zum Kompetenzteam von Norbert Röttgen ist zugleich ein Votum für den CDU-Politiker im Rennen um den Parteivorsitz. Was schätzen Sie an ihm und warum unterstützen Sie ihn?
Ich halte Norbert Röttgen seit Langem intellektuell und politisch für den stärksten Vertreter unserer Generation in der CDU. Deshalb habe ich mich gern dazu bereit erklärt, in seinem Team mitzuarbeiten. Es geht uns um die Zukunft der CDU als Volkspartei der modernen Mitte – und damit auch um die Stabilität Deutschlands als größtes Land und stärkste Volkswirtschaft in der Mitte Europas. Norbert Röttgen und ich kennen uns seit über 25 Jahren und arbeiten im Auswärtigen Ausschuss eng zusammen, seit ich 2013 in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Ähnliches gilt für Johann Wadephul, der als stellvertretender Fraktionsvorsitzender maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich seit 2018 als Leiter der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Verantwortung trage.
Was schätzen Sie an Ellen Demuth als Chefstrategin dieser Lenkungsgruppe?
Ich habe den politischen Weg von Ellen Demuth von Anfang an verfolgt, wir kennen uns seit vielen Jahren und arbeiten als stellvertretende Bezirksvorsitzende im CDU-Bezirksverband Koblenz-Montabaur sehr gut und vertrauensvoll zusammen. Als jüngere Frau aus unserer Region bringt sie mit ihrer persönlichen Lebenserfahrung und ihrer Affinität für digitale Kommunikation einen besonderen Zugang für die Erwartungen von Frauen und Jüngeren an moderne bürgerliche Politik mit ein.
Wie ist Ihr Draht zu den übrigen Mitgliedern des Röttgen-Teams und was verbindet Sie?
Elisabeth Motschmann und Kai Whittaker sind beide 2013 mit mir in den Deutschen Bundestag eingezogen, wo sie mit Kulturpolitik und Sozialpolitik wichtige Themenbereiche bearbeiten. Sie stehen als Abgeordnete aus verschiedenen Generationen und Regionen auch für die Vielfalt der Union als Volkspartei. Uns alle verbindet die feste Verwurzelung in den Grundsätzen und Traditionen der CDU ebenso wie das Verständnis für die Notwendigkeit, daraus für die globalen Herausforderungen und gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart und Zukunft passende Antworten zu entwickeln.
Wie sehen die passenden Antworten aus oder, anders formuliert, welche Themen soll die Bundes-CDU künftig stärker besetzen?
Wir brauchen eine originär christdemokratische Antwort auf die Frage, wie Frieden und Sicherheit, wirtschaftlicher Wohlstand und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland unter den dramatisch veränderten Bedingungen des 21. Jahrhunderts bewahrt werden können. Da geht es um die Sicherung von Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit angesichts von technologischen Herausforderungen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung, aber auch um die umfassende und gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen in allen Lebensbereichen und die Bewahrung des inneren Zusammenhalts unserer Gesellschaft angesichts demografischer Veränderungen. Und wir werden als größtes Land in der Mitte Europas mehr Verantwortung für unsere Sicherheit und die Stabilität in unserer Nachbarschaft übernehmen müssen.
Welche Strategie ist die richtige für die Neuaufstellung der CDU?
Nach über 15 Jahren Regierungsverantwortung unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel steht die CDU vor der Herausforderung, ihren politisch-inhaltlichen und personellen Führungsanspruch für die Zukunft überzeugend zu formulieren und zu gestalten. Dies kann aber weder in einem Bruch mit unserer erfolgreichen Regierungszeit gelingen noch mit einer geradezu nostalgischen Sehnsucht nach vermeintlichen früheren Gewissheiten. Stattdessen müssen wir als Partei der modernen Mitte auf der Höhe der Zeit sein und auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft glaubwürdige Antworten aus unseren Grundüberzeugungen – dem christlichen Menschenbild, der sozialen Marktwirtschaft, dem Leitbild des mündigen Bürgers und unserer Verantwortung in Europa und weltweit – heraus entwickeln.
Wie kann es gelingen, die CDU als Volkspartei neu zu denken und zu stärken?
Dazu braucht es einer stärker inhaltlich-politischen Debatte in der Partei ebenso wie der breiteren gesellschaftlichen Vernetzung der CDU. Deshalb freuen wir uns auf den intensiven Dialog mit externen Impulsgebern aus ganz verschiedenen Lebensbereichen. Dafür stehen innerhalb unseres Teams beispielhaft interessante Persönlichkeiten wie Anna Herrhausen, die ich persönlich bereits aus ihrer exzellenten Arbeit in der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft kenne, wie zum Beispiel den „Denk ich an Deutschland“-Konferenzen, ebenso wie die Wissenschaftlerin und Medizinerin Prof. Christiane Kuhl, die innovative Unternehmerin Larissa Zeichhart und mit Chris Bollenbach auch ein selbstständiger Handwerksmeister. Wir haben uns bereits intensiver ausgetauscht, das wird ein spannender und anregender Diskussionsprozess werden.
Wie sehen nun die nächsten Schritte aus?
Das entscheidende kurzfristige Etappenziel ist natürlich die Wahl des Parteivorsitzenden, die ja voraussichtlich am 16. Januar 2021 auf einem digitalen Bundesparteitag stattfinden wird. Hier werben wir mit allem Engagement um die Unterstützung für Norbert Röttgen bei den 1001 Delegierten, aber auch im Dialog über Videokonferenzen mit vielen Parteimitgliedern. Und im Fall seiner Wahl werden wir diese inhaltliche Debatte weiter in die CDU und in die Gesellschaft hineintragen.