Und das hat eine Vorgeschichte: Nach dem Ende seiner beruflichen Laufbahn als freiberuflich tätiger Bauingenieur und Stadtplaner begann Hachenberg im Frühjahr 2015 mit dem Bau eines Backofens auf dem Grundstück seines Elternhauses, dem „Mayersch Hof“ in der Hachenburger Straße 23 in Steinebach an der Wied – sein erstes „Rentnerprojekt“ sozusagen.
In direkter Nachbarschaft liegt der sogenannte Widdsche Backes (wiedisches Backhaus) auf der südlichen Seite des Steinebachs. „Der Ort war früher in eine wiedische und eine saynische Herrschaft getrennt, wobei der von Osten nach Westen fließende Bach die Grenzlinie bildete“, erzählt der Baufachmann. „Auf der nördlichen, Hachenburger Seite liegt am Bellerbach der Gässer Backes (Erlengässer Backhaus), der heute noch funktionsfähig ist. Sein Name rührt von der Erlengasse her.“
Die beiden Steinebacher Gemeindebackhäuser wurden bis in die 1960er-Jahre noch durchgehend von der Dorfbevölkerung genutzt. Das Wasser für das Benetzen der Besen zum Auskehren der Glutreste des Backofens und zum Frischen der Brotlaibe wurde aus dem angestauten Bellerbach und dem Steinebach entnommen. Die Öfen waren aus Trachyt gemauert und fassten maximal 50 Brotlaibe.
Der Gässer Backes, am Bellerbach an der Pittersch Eck gelegen, wird bei den alljährlich stattfindenden traditionellen Backesfesten des Gemischten Chores Steinebach-Schmidthahn noch genutzt. Dort werden an zwei Tagen rund 150 Roggenbrote und ein Dutzend Blechkuchen gebacken. „Neben dem Brot- und Blechkuchenverkauf ist die Pflege der Geselligkeit während der Backesfeste ein wichtiger Bestandteil der dörflichen Kultur“, weiß Hachenberg.
Der Widdsche Backes, den der engagierte Steinebacher Heimatforscher selbst noch in Funktion erlebt hat, wurde in den 1980er-Jahren im Rahmen der Dorferneuerung zu einer Bushaltestelle umfunktioniert. „Die Baumaterialien meines geplanten Backofens sollten sich, was die Außenmauern betraf, am Widdschen Backes orientieren. Der bildete somit die Vorlage für meine Gestaltungsideen“, erzählt Hachenberg.
Im Hauptteil des Buches werden anhand von Planungsskizzen und zahlreichen farbigen Fotos der schrittweise Bau eines überdachten Backofens vom Fundament bis zur Dachkonstruktion aufgezeichnet. Die einzelnen Bauabschnitte können gut nachvollzogen werden.
Der Unterbau besteht aus heimischen Natursteinen und Ziegelsteinen. Der Ofen mit dem Gewölbe wurde aus Schamottematerial mit feuerfestem Mörtel gemauert. Er bietet Platz für zehn bis zwölf Brotlaibe. Für die Doppeltür sowie die Zu- und Abluftregelung konnten die Einbauteile eines gebrauchten Gussofens genutzt werden. An der Ofenfront ist zudem ein Temperaturfühler angebracht.
Neben der Dokumentation des Bauablaufes sind im Buch der Zeitaufwand für die Eigenleistungen festgehalten und die Materialkosten aufgeführt. Die Aufsätze „Steinebach, das Maurerdorf im oberen Wiedtal“, „Unser täglich Brot“ und der Mundartbeitrag „Vom Karn zom Bruut“ runden das Werk ab.
Das Buch „Der Backes raucht!“ mit 85 Seiten und sehr vielen Fotos ist für 12,90 Euro beim Autor in Steinebach a. d. W., E-Mail Gerhard. Hachenberg@rz-online.de, sowie bei der Hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg erhältlich.