An den beiden Abenden vor dem dritten Adventssonntag war gleich zweimal „Denken im Advent mit Denkbares“ angesagt. Am Freitag gastierten Franziskus und Elisabeth von Heereman mit ihrem „Chrismas revisited – Gedanken und Songs zum Fest“ und gewährten den Zuhörern im Kulturcafé einen ungewöhnlichen Zugang zum Fest.
„Kunst kann trösten“
Rund 30 Gäste zeigten Interesse an einem alternativ-nachdenklichen Blick auf eine Zeit, die von den Menschen mittlerweile ganz unterschiedlich empfunden und gefeiert wird. Weihnachten ist somit für viele zur großen Unbekannten geworden, stellte Franziskus von Heereman fest. Postchristlich Weihnachten zu feiern, stelle auf der eine Seite die Zusammengehörigkeit und die Liebe in das Zentrum, gleichzeitig verspüre aber jeder von uns, dass es gar nicht so einfach sei, beides ungebrochen zu feiern angesichts des Leids in der Welt – und des eigenen Verschuldens.
Bekannte und weniger bekannte Songs etwa aus dem Great American Songbook von Bob Dylan, Cat Stevens, Neil Young, Bruce Springsteen und Mary Gauthier wurden von Elisabeth (Geige) und Franziskus von Heereman (Gitarre) zwischen den Impulsen zu Advent und Weihnachten gekonnt vorgetragen. Die ausgesuchten Songtexte brachten die Spannungen zwischen Dunkel und Licht, zwischen Verzweiflung und Hoffnung auf ungewöhnliche Weise zur Sprache und wurden so ungewollt an diesem Abend zu alternativen Weihnachtsliedern: „Kunst kann trösten, und in einem Lied kann man sich dem Schrecklichen vielleicht besser aussetzen“, fasste Franziskus von Heereman diesen ungewöhnlichen Abend im Advent zusammen, der mit dankbarem Applaus belohnt wurde.
Ein hoch philosophischer Vortrag
Aus dem üblichen Rahmen der Adventsveranstaltungen fiel am Samstagnachmittag auch ein Impuls von Dr. Peter Jentzmik, der mit leider recht wenigen Gästen den Blick aus dem Fenster einübte. Jentzmik ist Religionsphilosoph sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Titel im Themenbereich Philosophie, Theologie und Philologie. In seinem hoch philosophischen Vortrag stand das Fenster als Sinnbild für eine Grenzsituation und bot sich in dieser Spannung geradezu als Ausgangs- und Wendepunkt des räumlichen, zeitlichen und religiösen Erlebens an. Nach seiner Denkart „vermag das Fenster Ereignisse des Drinnen und Draußen zu synchronisieren, ist der Ort des Zurückgebundenseins an das Herkommen, der Erinnerung und zugleich Maß der Erwartung. Es vermag die Ahnung des Zukünftigen und somit auch des Advents (Ankunft) zu reflektieren“.
„Der Mensch braucht den Blick nach draußen, denn die Wirklichkeit ist kein Schattenspiel, sondern sichtbare Realität. Je weiter man über das Fenster nachdenkt, desto mehr rückt es in den Fokus des philosophischen Nachdenkens“, resümierte Martin W. Ramb, der Begründer von „Denkbares“, am Ende einer Veranstaltung, die der Intention der Reihe absolut gerecht wurde: „Denken im Advent mit Denkbares“.
Am vierten Adventssonntag, 15 Uhr, wird Dr. Marie-Luise Reis im Pop-up-Kulturcafé B-05 Engelgedichte vorstellen. Ihre teils sperrigen Verse gründen auf biblischen Erzählungen und „rücken die Vorstellung der himmlischen Wesen auf freundlich-hintergründige Weise zurecht“.