Westerwaldkreis
Das 22. Türchen unseres WZ-Adventskalenders: Mehr als nur ein paar Anekdoten
dpa/Symbolfoto

Sie kennen doch Gary Lineker, oder? Falls nicht: Der Engländer war mal ein ziemlich guter Fußballer, schoss Tore ohne Ende für die Nationalmannschaft seines Landes und Vereine wie Leicester, Everton, Barcelona oder Tottenham. In den 80ern sorgte er dafür, dass auf Westerwälder Bolzplätzen nicht jeder Lothar Matthäus sein wollte.

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22 Im Gegensatz zu Matthäus sagt Lineker Sätze, die nicht nur bis zum nächsten Termin beim örtlichen Scheidungsanwalt hängen bleiben. Nach dem Aus der Engländer bei der Weltmeisterschaft 1990 etwa definierte er Fußball als „ein einfaches Spiel“: 22 Männer, meinte Lineker damals, würden 90 Minuten lang einem Ball nachjagen – „und am Ende gewinnen immer die Deutschen“. Was der kleine Exkurs an dieser Stelle soll? Ganz einfach: Auch wenn der Advent nur bedingt dazu taugt, eine vertretbare WM auszurichten, so taugt der Fußball kurz vor dem Schlusspfiff der Vorweihnachtszeit allemal als Inspiration für Geschenksuchende.

Zugegeben, Fußball zu schauen ist oft ein größerer Genuss als Fußball zu lesen. Der Markt ist voll mit Werken, die „1000 spannende Fakten“ versprechen oder „jede Menge unnützes Fußballwissen“. Doch fernab der Ramschtische gibt es tatsächlich Lesenswertes über den (einst?!?) liebsten Sport der Deutschen. Ein Autor, dessen Werke in Sachen Ansatz, Tiefe und Schreibe herausstechen, ist Ronald Reng. Die kurze Anekdote – siehe Lineker – sucht man bei ihm vergebens, dafür findet nicht nur der fußballinteressierte Leser Geschichten, die sich auch in den Regalen der hiesigen Buchläden lange halten – weil sie gut und vor allem gut erzählt sind.

Wer noch Geschenke sucht, dem seien Rengs Bücher ans Herz gelegt. Eine Auswahl: „Der große Traum: Drei Jungs wollen in die Bundesliga“ ist gerade als Taschenbuch erschienen. Der Autor begleitete Fotios, Marius und Niko neun Jahre lang auf einem Weg, der sie in die schillernde Profiwelt führen sollte – was mal gelang, mal nicht.

„Robert Enke: Ein allzu kurzes Leben“ ist alles andere als oberflächliche Fußballkost. Der Suizid des deutschen Torwarts berührte die Menschen weit über den Sport hinaus. Für Reng, der Enke als Sportjournalist immer wieder getroffen hat, ist der Fußball nur ein Baustein. Das wichtige Thema Depression ist ein anderer. Und die Frage: Wer war der Mensch Robert Enke, wenn er nicht in den großen Stadien im Tor stand? Eher märchenhaft kommt „Der Traumhüter: Die unglaubliche Geschichte eines Torwarts“ daher. Es geht um den Aufstieg von Lars Leese, der gerade noch im Westerwald für die Sportfreunde Neitersen spielte und es bis ins Tor des FC Barnsley in der englischen Premier League schaffte.

So schließt sich der Kreis zu Gary Lineker. Der hat im Jahr 2018 seine Definition des Fußballs der Realität angepasst. Nach dem deutschen WM-Aus in Russland hielt er es für gegeben, die Pointe umzuschreiben: „Und am Ende gewinnen nicht mehr immer die Deutschen“, heißt es jetzt beim einstigen Topstürmer. Ein Fakt, an dem sich bei der Winter-WM 22 nichts geändert hat.

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