Beim Spazieren auf beliebten Wanderwegen fallen sie sofort ins Auge: Kleine Plastikbeutel, in denen Hundekot entsorgt wurde, füllen die Mülleimer in Wald und Flur. Dem Ortsbürgermeister von Bellingen im Westerwald wurde das jetzt zu viel. Michael Wisser erinnerte die Hundehalter mit einem Appell im Mitteilungsblatt daran, dass die Hundekotbeutel zu Hause in der schwarzen Restmülltonne entsorgt werden müssen. Die kleinen Abfalleimer neben Ruhebänken im Wald seien dafür nicht gedacht.
Den Hundekot mit nach Hause nehmen, obwohl am Wegesrand Mülleimer stehen – ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Diese Frage mag sich mancher Hundehalter stellen. Der Bellinger Ortsbürgermeister wirbt jedoch um Verständnis für diese Position. Die Abfalleimer entlang eines beliebten Rundwegs, der am Bahnübergang beginnt, seien regelmäßig überfüllt, erklärt Wisser. Vor allem in der warmen Jahreszeit sei der Weg stark frequentiert und der Geruch aus den Eimern steige den Spaziergängern schon beim Vorbeigehen in die Nase. Es sei unzumutbar, dass Gemeindearbeiter ständig Hundekot aus den Mülleimern entfernen müssten, meint Wisser. „Das ist gesundheitsgefährdend“, so der Ortschef.
„Die Hundesteuer ist nicht zweckgebunden und somit keine Abgabe für die Straßenreinigung.“
Ortsbürgermeister Michael Wisser.
Über das Hundekotproblem wird in vielen Gemeinderäten schon seit Jahren diskutiert. Durch die Corona-Pandemie hat es sich jedoch nochmals verschärft. Viele Menschen haben sich in der Lockdown-Zeit einen Hund angeschafft. Die Zahl der Tiere ist bundesweit um etwa 10 Prozent gestiegen.
Das merken auch die Kommunen: Die Beschwerden über Hundekot am Wegesrand haben zugenommen, und es ist nicht nur der Geruch, der die Menschen stört. Im Kot sammeln sich Parasiteneier. Vor allem für Kinder besteht ein Infektionsrisiko, da sie den Kot oft unbedacht anfassen. So können zum Beispiel Bandwürmer übertragen werden.

In zahlreichen Gemeinden wurden deshalb mittlerweile Hundekotstationen aufgestellt. Diese bieten kostenlose Plastikbeutel und oft auch geschlossene Abfallbehälter zur Entsorgung an. Aber natürlich verrichten die Hunde ihr Geschäft nicht immer an Ort und Stelle. Die Beutelchen werden mitgenommen und der Kot später woanders entsorgt.
Die meisten Hundehalter seien verantwortungsbewusst und würden die Hinterlassenschaften mit nach Hause nehmen, räumt der Bellinger Ortsbürgermeister in diesem Zusammenhang ein. Leider gebe es aber auch schwarze Schafe. Manche Hundehalter werfen die Kotbeutel noch nicht einmal in einen Mülleimer, sondern einfach irgendwo in die Landschaft. Selbst auf dem Kinderspielplatz mussten die Gemeindearbeiter schon Hundekot aufsammeln.
Hunde-DNA-Datenbank ist vom Tisch: „Kothinterlegung“ bleibt auch in Selters ungesühnt
Selters. So kontrovers die Diskussion zum Thema, so knapp fiel auch die Abstimmung aus: Für das Einreichen einer Petition zur Schaffung der rechtlichen Grundlagen für eine Hunde-DNA-Datenbank in Mainz haben sich im Selterser Stadtrat sieben Mitglieder ausgesprochen, zwei enthielten sich und acht ...
„Das ist ein echtes Ärgernis“, findet Wisser – und es ist schwer, in den Griff zu bekommen. Wer auf frischer Tat ertappt wird, muss zwar mit einem Bußgeld rechnen, doch meist lässt sich nicht feststellen, von welchem Hund der Kot stammt. Die Stadt Selters dachte deshalb vor einiger Zeit sogar über DNA-Tests nach, um den Verursachern auf die Spur zu kommen. Letztlich sprachen aber rechtliche Bedenken gegen eine solche Datenbank. In anderen Kommunen wurde die Installation von Überwachungskameras an besonders problematischen Stellen diskutiert, aber auch hier gibt es in Deutschland rechtliche Hürden. Zudem stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Kosten.
Wisser räumt jedenfalls mit dem Vorurteil auf, dass die Kosten für die Beseitigung von Hundekot in der Landschaft mit der Hundesteuer abgegolten seien. „Die Hundesteuer ist nicht zweckgebunden und somit keine Abgabe für die Straßenreinigung“, stellt der Ortsbürgermeister klar. Ob die vielen Plastiktüten in den Mülleimern von den Hundesteuerzahlern in Bellingen stammen, sei ohnehin fraglich, so der Ortsbürgermeister. Der Wanderweg werde jedenfalls auch von vielen Hundebesitzern aus den Nachbarorten genutzt.