Der Umgang mit Niederschlägen ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Denn heftiger Regen führt infolge des Klimawandels immer häufiger zu örtlichen Überflutungen. „Dabei geht es nicht um Hochwasserschutz“, betont Christine Kirchhöfer, Sachgebietsleiterin Abwasserbeseitigung bei den Montabaurer VG-Werken, „sondern um Regenwasser, das schadlos abgeleitet werden soll.“
Außenwasser soll gar nicht in den Ort gelangen
Niederschläge sollen also außerhalb der Orte gefasst und in Gräben und Bäche geführt werden, ohne dass sie über Ortsstraßen schießen oder die Kanalisation kurzzeitig zum Überlaufen bringen, im Extremfall Keller, Garagen oder sogar Wohnungen fluten. So kommt beispielsweise in Kleinholbach vom abfallenden Gelände aus Richtung Großholbach Niederschlagswasser an. Auch Stahlhofen, Daubach, Görgeshausen und Simmern sind betroffen.
Kanal verbindet Gräben außerhalb der Bebauung
Durch eine sogenannte Außengebietsentwässerung, die in Kleinholbach derzeit gebaut wird, werden Niederschläge, die sich in dem Graben am Weideweg sammeln und bislang in der Kanalisation von Kleinholbach bei Starkregen Probleme verursachten, nun schon vor den ersten Häusern in einem Kanal aufgefangen, der sie außerhalb der Bebauung zur Feldstraße, unter dieser und der Hauptstraße zu einem Graben an der Autobahn führt, der sie schließlich in den Eisenbach leitet, erklärt Kirchhöfer.
Keine Kosten für Anlieger
In Bladernheim sei eine separate Rohrleitung für Außengebietswasser verlegt worden, erläutert Frank Bartels, bei den Werken zuständig für die Entwässerung von Außenbereichsgrundstücken: Die „horrenden Kosten“ habe die Stadt Montabaur finanziert. Grundsätzlich sei der Umgang mit Außengebietswasser finanziell nicht bei den Bürgern, sondern bei Kommunen und VG-Werken angesiedelt.
Kläranlagen werden von sauberem Wasser entlastet
Positiver Nebeneffekt für die VG-Werke ist, dass das Regenwasser nicht mehr unnötig durch die Kläranlage geführt wird. Einerseits ist das Regenwasser unbelastet von Schadstoffen, es müssen also bloß mitgeschwemmte Materialien abgesetzt werden. Andererseits wird die Reinigung von Abwasser durch Verdünnung mit Regenwasser erschwert und verteuert. Auch das „Durchspülen“ von Abwasserkanälen mit Niederschlagswasser, das früher durchaus erwünscht war, sei angesichts der hochtechnischen Anlagen nicht mehr zeitgemäß, so Kirchhöfer.
Rückhaltebecken als Puffer für Wassermassen
Seit etwa 15 Jahren wird in Neubaugebieten der VG Montabaur bereits die Kanalisation im Trennsystem angelegt, Abwasser im einen, Oberflächenwasser und auch alte Felddrainagen in einen separaten Kanal. Dieser führe fast immer in ein Regenrückhaltebecken, beschreibt Bartels. Das diene vor allem als Puffer, das Wasser könne sich im Rückhaltebecken für die neuralgische erste Viertelstunde sammeln und werde über eine kleinere Rohrleitung dosiert an den nächsten Graben oder Bach abgegeben. Werde das Wasser direkt in einen Vorfluter abgegeben, wird es über einen Filterschacht gereinigt.
Bürger können zur Vorsorge beitragen
Wenn in einem Ort im Zuge einer Kanalsanierung ein Regenwasserkanal verlegt wird, erhält auch jeder Anlieger von der Kanalseite her einen neuen Regenwasseranschluss, erklärt Bartels. Es besteht kein Nutzungszwang, denn bei vielen bestehenden Gebäuden wäre dies technisch nur aufwendig zu lösen. Doch können Bürger durch Zisternen, Gründächer oder versickerungsfähiges Pflaster dazu beitragen, dass Nachbarn oder Unterliegern im nächsten Ort nicht das Wasser in den Keller läuft.