In einer Unterhaltungswelt, die sich gefühlt von Tag zu Tag schneller dreht, ist es gerade für Talente in der Comedy-Szene eine heftige Herausforderung, nicht aus der künstlerischen Umlaufbahn zu fliegen. Wer die Kulturkrise infolge der Pandemie überstanden hat, der braucht nun brillante Alleinstellungsmerkmale, um sich auf Dauer von der Masse abzusetzen. Jan van Weyde gehört ganz offensichtlich zu den Glückspilzen, denen das gelungen ist. Bei seinem umjubelten Gastspiel in der ausverkauften Hachenburger Stadthalle konnten sich die Besucher mit größtem Vergnügen von den Fähigkeiten des „jungen Manns mit der Mütze“ überzeugen.
Kulturreferentin Beate Macht freute sich jedenfalls sehr, den Kölner Tausendsassa begrüßen zu dürfen und gab sehr gerne die Bühne für das vielversprechende Programm „Weyder geht´s“ frei. Ein kurzes Intro mit rockiger Musik und Lichtspektakel, dann war Jan van Weyde auch schon da – und zwar mit vollem Einsatz. Zum Warmup plauderte der Comedian, der vielen Fans aus prominenten Formaten wie „Nightwash“ oder dem „Quatsch Comedy Club“ bekannt ist, erst einmal ein bisschen über das Eintreffen zu Shows auf dem Lande im Allgemeinen und über die Ankunft in Hachenburg im Speziellen.

Das Publikum machte bei der kleinen „Deutschlandreise“ die Bekanntschaft von Rita, die das wohl vorsintflutlichste Hotel seit Menschengedenken führt und ihrem Gast in Ermangelung von WLAN großzügig anbot, den verstaubten Radioempfänger hinterm Tresen zu benutzen („Ich glaube, wenn man den anschaltet, hört man noch Hitler-Reden!“). Da nahm Jan van Weyde doch lieber wieder Kurs auf Köln, seine Heimatstadt, in der er „Lieblingsmenschen“ wie seinen „Peugeot-Mann“ hat, dessen kölscher Einschlag immer so verschwörerisch klingt, als teile er gerade ein „krasses Geheimnis“ mit seinen Kunden. Und dann gab es noch Jan van Weydes Frau und die zwei kleinen Töchter. Genüsslich widmete sich der gefragte Schauspieler nun dem Wahnsinn des Alltags, angefangen von der Frage, ob das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ auf schnellen Autobahnfahrten Sinn macht, bis hin zur Tatsache, dass „die Kleine“ einen Flohmarkt veranstaltet und den Autoschlüssel verkauft hat.
Na ja, schließlich war er ja selbst auch mal jung, und deshalb verwickelte Jan van Weyde das Publikum nun in einen Austausch über Gameboy und Co. in einer Ära, „als Tetris noch aus echten Steinen bestand“. Als der Komiker über seine frühen Berufswünsche philosophierte, brach seine Leidenschaft fürs Parodieren und Geräuschemachen richtig aus ihm heraus. Herrlich, wie er die Vorzüge des Busfahrerlebens mit wippendem Premiumsitz und der Allmacht zum Türenöffnen („Pffft!“) schilderte. Damit nicht genug: Ob „Autoscooter-Anschieber“, Udo Lindenberg („Ich glaube, dass der eigentlich ganz normal redet, aber einen zu engen Hut trägt!“) oder die alternativ angehauchte Elternabend-Teilnehmerin Martina, die er wegen ihrer späten Mutterschaft „Patina“ nennt – Jan van Weyde zauberte sie alle auf die Bühne.
Familienausflug entwickelt sich zum Horrortrip
Die Fügung, dass der Künstler auch als Synchronsprecher arbeitet und zudem jedweden Dialekt nachahmen kann, veredelte das Programm um ein Vielfaches. Ein Highlight der Show war sicher der Familienausflug in den Märchenwald, der sich angesichts der kaputten Zombiefiguren (die der Comedian mit diebischer Freude imitierte) zum Horrortrip entwickelte. Noch ein paar Storys aus dem Leben des leidgeprüften Vaters („Wenn unsere Töchter irgendwann erkennen, dass ihre Eltern immer recht hatten, erwarte ich eine Dankes- und Entschuldigungs-Gala!“), dann war der Abend (fast) vorüber. Denn der Comedian las als Zugabe noch eine Geschichte im „Torsten-Sträter-Style“ vor, die die Zuschauer mitten in den Kölner Karneval katapultierte. Erkenntnis: Wer seine Würde bewahren will, der verkleidet sich besser nicht als Baby. Das Publikum applaudierte letztlich frenetisch für Jan van Weyde, der eine wirklich meisterhaft komponierte und rundum mitreißende Show abgeliefert hatte.