Eine klar gegliederte Fassade mit umlaufendem Panoramafenster und Schriftzug auf dem Flachdach: Mit einer Visualisierung beginnt die Präsentation des Projekts, das Montabaurer Rathaus am Konrad-Adenauer-Platz zu einer City-Jugendherberge umzubauen, im Hauptausschuss des Stadtrats. Guido Fries stellt das Projekt für Fries Architekten und Fries Real Estate Development Holding vor, nachdem Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher (FWG) die Sitzung eröffnet hat: „Ich bin froh über die große Zuhörerzahl. So können wir die Komplexität schildern und auf Fragen, Unklarheiten und vielleicht Ängste Antworten finden.“
Der Entwurf basiert auf einem Rückbau: „Das Stahlbetonskelett bleibt stehen“, hebt Fries die Nachhaltigkeit der Planung hervor. Allerdings müsse der Rohbau statisch ertüchtigt werden – nicht nur wegen der geplanten Aufstockung in Holzrahmenbauweise. Die Ladengeschäfte im Erdgeschoss sollen erhalten und sogar während des Umbaus geöffnet bleiben.

Lediglich der Eingang zur Herberge ist im Erdgeschoss. Im ersten Stock finden sich auf rund 1000 Quadratmetern neben der Rezeption, Bar und Lobby das Restaurant samt Küche. Im zweiten Stock soll es im Rathausbau 24 Zimmer geben, im „Haus Hager“ – dort finden sich derzeit Stadtbibliothek und -archiv – sind auf dieser Etage auf rund 580 Quadratmetern Seminarräume geplant. Im dritten Stock erstrecken sich Zimmer über beide Gebäudeteile, was durch die treppenartig verspringenden Geschosse 33 Zimmern auf gut 1400 Quadratmetern entspricht. Im vierten Stock bleiben 1200 Quadratmeter mit 30 Zimmern.
Als Bruttobaukosten werden 22,6 Millionen Euro genannt. Abzuziehen sind rund 2,9 Millionen Euro KfW-Förderung für den energieeffizienten Ausbau. Knapp 3,3 Millionen Euro beträgt die kommunale Investitionsförderung: Verbandsgemeinde und Stadt Montabaur erlassen den Kaufpreis in Höhe des Verkehrswerts von knapp 2,3 Millionen Euro (VG rund 1,6 Millionen Euro, Stadt 0,6 Millionen Euro), die Stadt fördert das Vorhaben direkt mit 1 Million Euro. Für die Jugendherbergen bleibt ein Invest von 16,5 Millionen Euro.
„Jugendherbergen sind außerschulischer Lernort – nicht Halligalli und Rambazamba.“
Das betont Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
„Jugendherbergen sind außerschulischer Lernort – nicht Halligalli und Rambazamba“, greift Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Bedenken zur Lärmentwicklung vor. Klassenfahrten machten gut ein Drittel der Übernachtungen in Jugendherbergen aus, ein weiteres Drittel Familien und ein knappes Drittel Gruppen, Einzelgäste gut 3 Prozent.
Was das Jugendherbergswerk an Montabaur reizt und wie die Stadt von der modernen Herberge profitieren könne, beantwortet Geditz. Als wesentlichen Vorzug Montabaurs nennt er den ICE-Bahnhof, attraktiv sei die Lage des Objekts im Herzen der Stadt und die zentrale Lage der Stadt selbst. Die Jugendherberge könne für eine wesentliche Belebung der Stadt sorgen und Mehrwert für die Region bringen: Pro Gast und Übernachtung flössen knapp 50 Euro in gastronomische und touristische Angebote.

„Was sind die Alternativen?“, fragt Susanne Görg (CDU). VG-Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich antwortet, nachdem Sanierung und Umbau durch die Verbandsgemeinde am Platzmangel gescheitert seien, hätten sich viele potenzielle Investoren mit dem Objekt befasst – aber alle abgesagt. Nun habe die VG nur noch die Alternative, den Verkauf auszuschreiben, aber: „Dann haben wir keinerlei Einfluss mehr auf die Nutzung.“
Richter-Hopprich fragt Geditz, ob es nicht auch „eine Nummer kleiner“ ginge. Der erklärt, ein solches Projekt müsse sich für das DJH rechnen: Die Investitionen würden für einen kleineren Bau nicht wesentlich geringer – aber die Umsatzmöglichkeiten. Nachdem weitere Fragen, auch aus dem Publikum, beantwortet sind, wird der Beschlussvorschlag ergänzt um den Hinweis auf die Zweckbindung der städtischen Förderung. Anschließend stimmen alle Ausschussmitglieder zu, dem Stadtrat das Projekt City-Jugendherberge zu empfehlen.
Das ehrgeizige Projekt in Zahlen
Durch Umbau und Aufstockung des aktuellen Montabaurer Rathauses soll eine Jugendherberge mit 390 Betten in 87 Zimmern sowie sechs Tagungs- und Aufenthaltsräumen entstehen. Die Zimmer sind zwischen 15 und 45 Quadratmeter groß und verfügen alle über ein eigenes Duschbad. Die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben laut Vorstandsvorsitzendem Jacob Geditz 228.000 Mitglieder. In 40 Herbergen werde bei rund 970.000 Übernachtungen in gut 5500 Betten ein Umsatz von 48 Millionen Euro erzielt. Montabaur wäre vorerst das größte Haus, und wegen der Modernität und guten Erreichbarkeit vor allem mit der Bahn, die Geditz einen wesentlichen Standortvorteil nennt, geht das Konzept für Montabaur von einer überdurchschnittlichen Auslastung und 80.000 Übernachtungen jährlich aus. Für Freizeiten und Workshops stehen Veranstaltungsräume mit Kapazitäten bis 199 Personen bereit. Rund 40 Arbeitsplätze sollen in der City-Jugendherberge entstehen.