Krämer, der sich seit mehr als 50 Jahren mit Vogelkunde beschäftigt, kritisiert einerseits die Vorgehensweise der BI, die sich bei ihrem Protest unfairer Mittel bediene. Andererseits stellt er ein Vogelgutachten der NI infrage: Der Verein hatte bei einer Ortsbegehung am 12. April circa 20 Vogelarten in der Aue festgestellt. Dieses Ergebnis an einem einzigen Tag sei „sensationell“, so Krämer ironisch, der nach eigener Aussage den Bachlauf mit seinen Randstreifen bis zur Mündung in die Wied mehrmals im Jahr begeht.
„Für den Schutz von Flora und Fauna fühle ich mich als Mitglied des Nabu und der Gnor für diese Region mitverantwortlich. Umso mehr erstaunt es mich, dass die NI nach einem einmaligen Rundgang den Wert und den Schutzstatus dieses Gebietes beurteilt und entsprechende Maßnahmen einfordert“, schreibt Krämer in einem Brief an die NI, der als Kopie ebenso dem Ortsbürgermeister und der Unteren Naturschutzbehörde vorliegt.
Und die NI ansprechend, fügt Krämer hinzu: „Ihre Argumentationen werden mit weit ausholenden Betrachtungsweisen zum allgemeinen Natur- und Landschaftsschutz begründet. Eine Zuordnung des betroffenen Gebietes bezüglich der Auflagen des Natur- und Landschaftsschutzes und deren Umsetzung werden von den übergeordneten Institutionen zu beurteilen sein.“ Der unmittelbare Bachlauf des Rothenbaches mit seinen Randstreifen werde durch eine mögliche Bebauung übrigens in keiner Weise infrage gestellt.
Kritisch setzt er sich auch mit dem Vorgehen der BI auseinander. Lange habe er gar nicht gewusst, wer sich dahinter verberge, weil auf den Unterschriftenlisten kein Kontakt aufgeführt sei. Das Vorhaben des Unternehmers, im Kleeberger Weg eine Lagerhalle zu errichten, sei zunächst in nicht-öffentlicher Ratssitzung kurz angesprochen worden. Bei der ersten Meinungsabfrage damals habe sich kein Ratsmitglied dagegen ausgesprochen.
Ein Beschluss sei seinerzeit noch nicht gefasst worden. Mit einer solchen Protestwelle habe damals keiner gerechnet. Eine Woche später sei die anonyme Unterschriftensammlung gestartet. Außerdem sei er als im Ort bekannter Vogelkenner bei dem Thema bewusst übergangen worden. Er sei ornithologisch versiert, habe aber als Kommunalpolitiker auch die Dorfentwicklung im Ganzen im Blick. Es gehe immer ums Abwägen verschiedener Interessen.
Das Thema Hochwassergefahr durch Aufschüttungen, das von der BI als Argument gegen den Bau in der Aue angeführt werde, sei zudem an den Haaren herbeigezogen, wie Experten bestätigt hätten. Insgesamt würden fadenscheinige Begründungen angeführt, um Interessen der Anlieger durchzusetzen. Allerdings seien die 290 Unterschriften der Kritiker natürlich nicht gerade wenig. Er wisse aber auch von Menschen, die unterzeichnet hätten und gar nicht richtig wüssten, worum es eigentlich ging.