Bei der Bundestagswahl am Sonntag hat die Westerwälder CDU den Wahlkreis Montabaur flächendeckend zurückerobert, nachdem dieser 2021 von der SPD gewonnen wurde. Die Christdemokraten konnten in allen Verbandsgemeinden die meisten Stimmen verbuchen. Vor vier Jahren hatte die CDU sechs der zehn VGs im Westerwaldkreis an die SPD verloren. Auch das Direktmandat ging damals etwas überraschend an SPD-Bewerberin Tanja Machalet. Dieses Mal behielt CDU-Bewerber Harald Orthey klar die Oberhand.
Auch die Zweitstimmen sprechen 2025 eindeutig für die CDU. Die Zugewinne der Christdemokraten lagen zwischen 3,6 Prozentpunkten (VG Rennerod) und 7,4 Prozentpunkten (VG Hachenburg). Ihr bestes Zweitstimmenergebnis holte die CDU in der VG Wallmerod (39,4 Prozent). Dort holte auch Harald Orthey mit 41,1 Prozent der Stimmen sein bestes Ergebnis auf VG-Ebene.
SPD landet fast überall unter 20 Prozent
Das CDU-Ergebnis liegt in allen Verbandsgemeinden des Westerwaldkreises über dem Bundesdurchschnitt, in der VG Bad Marienberg allerdings nur sehr knapp. Dort erreichten die Christdemokraten 28,8 Prozent. Dass es für die relative Mehrheit in der Verbandsgemeinde reichte, lag auch an der Schwäche der SPD. Die Sozialdemokraten verloren 14,9 Prozentpunkte und erreichten nur noch 20,8 Prozent der Stimmen in einer Region, die einst fest in sozialdemokratischer Hand war. Immerhin: SPD-Kandidatin Tanja Machalet erzielte dort mit 25,9 Prozent ihr bestes Ergebnis im Westerwaldkreis, lag damit aber immer noch knapp hinter CDU-Mann Orthey.
Ein Ergebnis über 20 Prozent der Zweitstimmen konnte die SPD im Westerwaldkreis ansonsten nur noch in der VG Hachenburg verbuchen (21,3 Prozent). Am schlechtesten schnitt die bisherige Kanzlerpartei in der VG Wallmerod ab, wo sie mit 13,9 Prozent noch hinter dem Bundesergebnis zurückblieb. Traditionell etwas stärker ist die SPD in den Verbandsgemeinden des Rhein-Lahn-Kreises, die zum Wahlkreis Montabaur gehören. Aber auch dort erreichte sie diesmal bestenfalls um die 20 Prozent.

Wahlsieger Orthey löst das Ticket nach Berlin
Auch im Wahlkreis Montabaur ist die CDU aus der Bundestagswahl als stärkste Kraft hervorgegangen. Doch was heißt das für die künftige Zusammensetzung des Bundestags? Dazu glühten auch Stunden nach Schließung der Wahllokale noch die Taschenrechner.
Dies hat Auswirkungen auf die politischen Mehrheitsverhältnisse: Die AfD wurde mit 21 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft im Wahlkreis. Die SPD konnte diese Position nur in wenigen Verbandsgemeinden erobern, nämlich in Montabaur, Hachenburg, Diez und dem zum Wahlkreis gehörenden Teil der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau.
Die AfD konnte dagegen in fast allen Verbandsgemeinden zweistellige Zugewinne verzeichnen. Sie profitierte damit noch stärker als die CDU von der Unbeliebtheit der ehemaligen Ampelregierung. Ihre besten Ergebnisse erzielte die AfD in den Verbandsgemeinden Rennerod und Bad Marienberg (jeweils 25,9 Prozent der Zweitstimmen und 25,7 Prozent der Erststimmen). Ihr schwächstes Ergebnis erzielte die Partei in der Verbandsgemeinde Montabaur (16,3 Prozent), aber auch hier konnte sie ihren Stimmenanteil gegenüber 2021 mehr als verdoppeln.
Linke auch im Westerwald überraschend stark
Auch für die anderen Ampel-Parteien lief es nicht gut. Die Grünen blieb en mit 8,5 Prozent im Wahlkreis Montabaur zwar nur knapp unter dem Ergebnis von 2021 (minus 1,8 Prozentpunkte). Allerdings büßten sie in allen Verbandsgemeinden Stimmen ein. Die FDP scheiterte auch im Wahlkreis Montabaur an der Fünf-Prozent-Hürde (4,6 Prozent). Lediglich in den drei Verbandsgemeinden Montabaur, Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach konnte die Partei diese kritische Marke überspringen.
Positiv überraschte dagegen die Linke, die mit 6 Prozent im Wahlkreis unerwartet gut abschnitt. Ihr bestes Ergebnis erzielte die Partei in der Verbandsgemeinde Wirges (6,9 Prozent). Die auch psychologisch wichtige Fünf-Prozent-Hürde konnte überall übersprungen werden. Dagegen verfehlte das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 4,2 Prozent auch im Wahlkreis 203 Montabaur diese kritische Marke.