Montabaur
Bundesentscheid der Jugendfeuerwehren: Feuerwehr und Handwerk brauchen einander

Die Jugendfeuerwehr Heilberscheid vertrat das Land Rheinland-Pfalz beim Bundeswettbewerb am Sonntag in Montabaur. Sie ist ein Musterbeispiel für funktionierende Jugendarbeit. Foto: Markus Müller

Markus Müller

Montabaur. Beim Bundesentscheid der Jugendfeuerwehren in Montabaur haben am Sonntag die besten Nachwuchskräfte aus ganz Deutschland ihre Fähigkeiten demonstriert: Damit in einem Ernstfall alles reibungslos läuft, wird ein eingespieltes Team gebraucht.

Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand

Junge Feuerwehrleute sind Musterbeispiele für Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft und technisches Geschick – für Schlüsselqualifikationen also, die auch auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.

Damit sowohl die Feuerwehren als auch die Handwerksbetriebe künftig noch genügend Nachwuchs finden, wollen Kammern, Betriebe und Wehren noch stärker kooperieren. Das wurde bei der Delegiertenversammlung der Deutschen Jugendfeuerwehr am Samstag im Haus Mons Tabor deutlich. Hintergrund: Das Handwerk hat schon seit geraumer Zeit Probleme, gute Auszubildende zu finden, weil es immer mehr junge Menschen zum Studieren in die Großstädte zieht. Dieser gesellschaftliche Trend wird auch an den Feuerwehren nicht spurlos vorüber gehen. Da Handwerksberufe bei den Wehren traditionell überproportional stark vertreten sind, wird der Rückgang an Fachkräften voraussichtlich auch zu einem Mitgliederschwund bei den Feuerwehren führen. Beide Seiten haben also ein Interesse daran, dass junge Leute eine attraktive Arbeitsstelle in ihrer Heimatregion finden.

Derzeit zählt der Westerwaldkreis 1003 Jugendliche in fast 100 Jugendfeuerwehren. Es waren vor Jahren schon einmal 1500 Aktive, erinnert sich Kreisjugendfeuerwehrwart Thomas Krekel. Der Rückgang hat bislang allerdings nichts mit schwindendem Interesse an der Feuerwehr zu tun – er ist schlicht dem demografischen Wandel geschuldet. Es werden einfach immer weniger Kinder geboren. Hinzu kommt in jüngerer Vergangenheit nun aber auch noch der Trend zur Akademisierung. Die meisten Jugendlichen wollen nach dem Schulabschluss etwas studieren und kommen danach selten in ihre Heimatregion zurück. Und selbst wenn sie sich entscheiden, später wieder im Westerwald zu leben, müssen viele von ihnen zu einem Arbeitsplatz in Frankfurt oder Köln pendeln, weil es im ländlichen Raum nicht genügend Stellen für Akademiker gibt. Das führt zu Problemen bei der Tagesbereitschaft, machte der Kreisbeigeordnete Kurt Schüler bei der Versammlung deutlich. Wenn es im Westerwald brennt, kann niemand aus Köln oder Frankfurt zum Löschen gerufen werden. Die Anfahrt würde viel zu lange dauern.

Das Handwerk und viele Feuerwehren in ganz Deutschland bemühen sich deshalb, für die Attraktivität von klassischen Ausbildungsberufen zu werben. Ein guter Handwerksmeister verdiene nicht schlechter als der Absolvent eines Bachelor-Studiengangs, betonte in diesem Zusammenhang Hans Werner Wollseifer vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Außerdem müsse ein guter Handwerker keine Arbeitslosigkeit befürchten. „Wir haben derzeit 24 000 offene Ausbildungsstellen“, erklärte Wollseifer. Auch Hans-Peter Kröger vom Deutschen Feuerwehrverband und Frank Hachemer vom Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz brachen eine Lanze für Handwerker in der Feuerwehr. Bei Einsätzen seien Praktiker unersetzlich. Nur mit Leuten, die mal davon gelesen haben, wie es praktisch geht, könne der Ernstfall nicht gemeistert werden, betonten sie. In der Zukunft wollen die Feuerwehren deshalb noch stärker versuchen, ihre guten Nachwuchskräfte in Kontakt mit möglichen Ausbildungsbetrieben zu bringen. Die Arbeitgeber seien ihrerseits aber ebenfalls gefordert, den Wehrleuten bei einem Alarm das Ausrücken zu ermöglichen und sie nicht auf Gedeih und Verderb am Arbeitsplatz zu binden.

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