Wäller Gastronom zieht weg
Boze Banovic geht nach Kroatien zurück
Boze Banovic sucht einen Nachfolger für sein Restaurant Römerterrasse in Ransbach-Baumbach. Heimweh nach Kroatien, aber auch Personalprobleme sind Gründe für diesen Schritt, der ihm nicht leichtfällt. Banovic ist sehr verwurzelt in der Töpferstadt.
Camilla Härtewig

Für das seit 40 Jahren bestehende Restaurant Römerterrasse in Ransbach-Baumbach wird ein Nachfolger gesucht. Gastronom Boze Banovic möchte nach Kroatien zurückkehren. Die Entscheidung macht nicht nur in der Töpferstadt viele Menschen traurig.

Boze Banovic hat für sich eine Entscheidung getroffen: Er sucht einen Nachfolger für sein Restaurant Römerterrasse in Ransbach-Baumbach und möchte mit seiner Lebensgefährtin in absehbarer Zeit nach Kroatien zurückkehren. Dabei ist der Grund für seinen Weggang nicht nur die Sehnsucht nach seinem Heimatland, sondern auch die schwierige Situation in der Gastronomie insgesamt.

Das Lokal ist seit 40 Jahren im Familienbesitz, vor fünf Jahren hat der 45-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Er erinnert sich: „Ich hatte acht Tage auf, dann kam der erste Corona-Lockdown.“ Überlebt hat er mit einem schnell eingerichteten Lieferservice und dank der Treue der Ransbach-Baumbacher. „Wir hatten teils 30 Meter lange Warteschlangen bei der Abholung“, erinnert er sich lächelnd. Banovic ist in Deutschland geboren. Die Kindheit hat er jedoch bei den Großeltern in Kroatien in der Region Makarska/Split verbracht, ehe er wieder nach Ransbach-Baumbach umsiedelte. Der gelernte Restaurantfachmann sah es als lange als Selbstverständlichkeit an, dass er den Familienbetrieb weiterführen würde.

„Ich liebe Ransbach-Baumbach.“
Boze Banovic fällt der Schritt nicht leicht, nach Kroatien zu gehen. Er wird ein Standbein in der Töpferstadt behalten.

Doch auf Facebook hat er vor einigen Tagen seinen Kunden Folgendes geschrieben: „Wer mich kennt weiß, dass mir diese Zeilen nicht leicht fallen, weiß aber auch, dass es schon immer mein Wunsch und Ziel war, irgendwann zurück nach Kroatien zu gehen. Diesen Schritt möchte ich in den nächsten Monaten einleiten. Meine Entscheidung wird auch dadurch beschleunigt, dass es immer schwieriger bis unmöglich wird, gutes und bezahlbares Personal zu finden, das in der Gastronomie arbeiten möchte – egal ob in der Küche oder im Service.“ Diese Nachricht schlug in Ransbach-Baumbach ein wie eine Bombe.

Denn der Restaurantbetreiber ist bekannt und beliebt, hat für die Anliegen der Vereine und der Stadt stets ein offenes Ohr. Der Facebook-Beitrag wurde bis jetzt mehr als 200-mal geteilt. „Mein Telefon steht seither nicht mehr still“, sagt der Gastronom. Er freut sich über den Zuspruch. „Die Menschen spiegeln mir, dass sie traurig sind. Das berührt mich. Aber ich muss tun, was ich für richtig halte.“ Die Kirmes in Ransbach, der er zwei Jahre lang erfolgreich neues Leben eingehaucht hat, wird er schon nicht mehr ausrichten.

Boze Banovic möchte sein Restaurant samt Inventar an einen Nachfolger übergeben.
Camilla Härtewig

Banovic versichert aber: „Ich werde im Westerwald ein Standbein behalten, ich liebe Ransbach-Baumbach und habe einen großen Freundeskreis.“ Und: Seine beiden erwachsenen Töchter leben hier. Er geht schweren Herzens. „Aber ich möchte auch noch etwas Lebensqualität haben. Und das ist momentan nicht mehr der Fall.“ Seit Corona folge eine Krise auf die nächste, und die Preise würden stetig steigen. Er müsse nahezu rund um die Uhr im Restaurant sein. „Das geht an die Substanz.“

Die wirtschaftliche Situation werde immer schwieriger. „Die Leute gehen einfach weniger essen, weil sie das Geld nicht mehr haben.“ So hat er vor zwei Monaten schon die Öffnungszeiten angepasst und montags und dienstags nur noch am Abend geöffnet. Der Personalmangel macht Banovic zu schaffen. „In der Corona-Zeit haben die meisten andere Jobs gefunden.“ Es sei für viele unattraktiv, abends und am Wochenende zu arbeiten. Der 45-Jährige bedauert, dass seine vier Festangestellten und die Aushilfen ihre Arbeit verlieren. Er ist aber froh, dass die meisten bereits neue Stellen gefunden haben – jedoch möchte niemand mehr zurück in die Gastronomie. Ihn belastet auch die zunehmend negative Stimmung in Deutschland. „In Kroatien sind die Menschen entspannter. Ich verspreche mir dort mehr Ruhe. Aber arbeiten muss man natürlich überall.“

„Die Leute gehen einfach weniger essen, weil sie das Geld nicht mehr haben.“
Laut Boze Banovic wird die wirtschaftliche Lage immer schwieriger.

„Gutscheine können selbstverständlich noch eingelöst werden“, sagt Banovic und versichert: „Auch wenn ich bald einen Nachfolger finde, bin ich nicht sofort weg. Ich lasse mir Zeit und überlege in Ruhe, wie es in Kroatien weitergehen soll.“ Sicher ist nur: Auch dort wird der Restaurantfachmann der Gastronomie treu bleiben.

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