Bischof Bätzing spricht sich in Marienstatt für die intensive Fortführung des Synodalen Wegs aus
Bischof Bätzing spricht in Marienstatt: Wallfahrt stärkt Kirche in der Krise
Nach zwei Jahren Corona-Pause hatten sich wieder viele Gläubige (insbesondere aus den Kreisen Altenkirchen und Westerwald) auf den Weg zum Großen Wallfahrtstag nach Marienstatt gemacht – teils schon vor Sonnenaufgang.
Röder-Moldenhauer

Marienstatt. Die Katholische Kirche befindet sich in einer Zeit großer Um- und Abbrüche. Vor diesem Hintergrund waren die vielen Pilger, die sich am frühen Donnerstagmorgen aus allen Himmelsrichtungen auf den Weg nach Marienstatt zum Großen Wallfahrtstag gemacht hatten, gespannt, welche Worte der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, als Hauptzelebrant im Pontifikalamt an die Gläubigen richten würde.

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In seiner Predigt machte er deutlich, dass es ein „Weiter so“ nicht geben könne. Die Kirche müsse sich neu aufstellen, der eingeschlagene Synodale Weg sei dazu richtig und wichtig: Die Macht in der Kirche müsse anders verteilt, der priesterliche Dienst anders aufgestellt, die Rolle der Frauen gestärkt und ausgeweitet werden. Die Bischöfe seien selbst schuld an der Situation, dass „Mutter Kirche“ derzeit reihenweise Töchter und Söhne verliere, so wie Maria ihren Sohn verloren habe – anschaulich dargestellt im Gnadenbild von Marienstatt, der Pietà.

Zahl an Austritten ist erschreckend hoch

Die Zahl an Austritten sei erschreckend hoch und eine Antwort der Menschen etwa auf den Skandal um die Nicht-Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln, diverse Finanzskandale und die persönlichen Verfehlungen von Priestern. Manchmal habe er das Gefühl, der Albtraum höre nicht auf, aber er sei nicht gewillt, solche Umstände hinzunehmen, bezog Bätzing Position. Umso mehr freue es ihn, dass die vielen Menschen, die nach zwei Jahren Corona-Pause wieder nach Marienstatt gepilgert waren, trotz oder vielleicht gerade wegen der schwierigen Zeit ein fröhliches Zeugnis des Glaubens ablegten.

Die aktive Teilnahme an der Wallfahrt sei ein gutes und lebendiges Zeichen für den Glauben – auch in der Krise. Denn neben der Kirchenleitung müsse sich auch jeder einzelne Gläubige selbst fragen, welches lebendige Symbol er der Misere entgegensetzen könne. Der Große Wallfahrtstag sei Ausdruck von Gemeinschaft und der Gewissheit, dass der Glaube trage. „Nach diesem Glaubensfest kehre ich gestärkt in den Alltag zurück“, sagte Bätzing.

Pietà ist seit Jahrhunderten Kraftquelle

Die genannte Pietà, die seit Jahrhunderten Anlaufstelle und Kraftquelle für Menschen in Marienstatt ist, bot dem Bischof Inspiration für weitere gesellschaftspolitische Stellungnahmen. Die Figur der Gottesmutter, die ihren verstorbenen Sohn Jesus im Schoß hält, stehe auch heute noch stellvertretend für viele Mütter, die ihre Kinder verlieren – so wie derzeit zahlreiche Frauen auf ukrainischer, aber auch auf russischer Seite. Bei allem Verständnis für die Unterstützung der Ukrainer bei ihrem Recht auf Selbstverteidigung müsse man angesichts der lauten Rufe nach Waffenlieferungen aber ebenso mitbedenken, dass auch mit diesen Waffen wieder Menschen getötet würden.

Zu guter Letzt bezog der Limburger Bischof die Bedeutung des Gnadenbilds auf jeden Einzelnen: Denn mit dem toten Sohn sei für die Gottesmutter eben nicht alles vorbei gewesen, sondern er habe ihr schließlich die große Familie der Christenheit geschenkt. Diese Hoffnung könne jeder schöpfen, der seine Sorgen vor Maria bringe.

Beifall der Pilger für den Bischof

Nicht nur der Beifall der zahlreichen Pilger war Bätzing (der insbesondere durch die Teilnehmer aus seiner Heimat im Kreis Altenkirchen ein Heimspiel hatte) nach seiner Predigt gewiss, sondern auch die Wertschätzung von Pater Martin Pfeiffer, der nach dem altersbedingten Rücktritt von Abt Andreas Range in der vergangenen Woche (wir berichteten) vorübergehend (bis zur Ernennung eines Administrators) die Amtsgeschäfte der Abtei Marienstatt führt.

Der Prior lobte die „klaren und zukunftsweisenden Worte“ des Bischofs. Der freudige Wallfahrtstag sei ein markantes Zeichen gegen den Trübsinn dieser Zeit und biete eine natürliche Frische des Glaubens. Pater Martins Dank galt allen, die sich auf den Weg gemacht hatten: vom Senior, der sich trotz körperlicher Gebrechen nicht von der Tradition abbringen lasse, bis zu den Kindern, die diese Tradition, zum Beispiel als Messdiener, fortführten.

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