Im Klärwerk Hachenburg werden Abwässer in nützliche Energie umgewandelt - Anlage soll im Januar in Betrieb gehen
Biogas für die Brauerei: Im Klärwerk Hachenburg werden Abwässer in nützliche Energie umgewandelt
Vertreter der Brauerei, der Kommune, der beteiligten Firmen sowie Privatpersonen, unter deren Grundstück die Leitung verläuft, freuen sich auf den Start der Pipeline.
Röder-Moldenhauer

Es klingt ungewöhnlich, ist aber ein weiterer Schritt der Westerwald-Brauerei auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit: Im Januar möchte das Hachenburger Unternehmen seine eigene Biogas-Pipeline WW-Stream 1 in Betrieb nehmen.

Das Verlegen der rund 1100 Meter langen Leitung zwischen der Brauerei und der Kläranlage an der Westrandstraße ist fast abgeschlossen, nachdem die Bauarbeiten dafür vor knapp einem Monat begonnen haben. Bei einem Pressetermin wurde das Projekt jetzt vorgestellt.

Lange vor der aktuellen Gaskrise, so berichtet Brauerei-Geschäftsführer Jens Geimer, habe sich das Unternehmen zum Bau einer Biogasanlage entschlossen. Was vorher schon gut und richtig gewesen sei, erfahre durch die momentane Situation eine weitere Aufwertung, fügt er hinzu.

Umso dankbarer sei er, dass der gesamte Entstehungsprozess und auch die Durchführung des Vorhabens mit allen Beteiligten so reibungslos funktioniert haben. Zu den Beteiligten gehört in erster Linie die Verbandsgemeinde Hachenburg, die einen Teil ihres Kläranlagengrundstücks zur Verfügung stellt.

Bier kann noch klimafreundlicher produziert werden

Aber auch die Kooperation mit der Stadt, dem Stadtteil Altstadt, den Privatpersonen, unter deren Grundstücken die Pipeline verlegt wurde, sowie mit den involvierten Unternehmen (Infraline Kerstholt/Hachenburg, GSH Rohrleitungsbau/Hillscheid, Westerwald Netz/Alsdorf und Orthey/Hattert) laufe sehr gut, fügt Braumeister Maik Grün lobend hinzu.

Mit der Biogaspipeline kann die Brauerei ihre Biere nach eigener Aussage künftig noch klimafreundlicher produzieren. So werde das Unternehmen künftig 10 Prozent seines Gasbedarfs über WW-Stream 1 decken, heißt es. Erzeugt wird der Energieträger in einem neu gebauten System auf dem Gelände der Kläranlage.

Hier laufen künftig alle Abwässer in den brauereieigenen Misch- und Ausgleichsbehälter und werden dort durch ein anaerobes Verfahren anschließend in Biogas umgewandelt. Und die Vorteile gehen noch weiter: „Bisher musste unser Abwasser belüftet werden, ehe es in die Kläranlage eingeleitet werden konnte. Durch das neue System sparen wir uns diesen Schritt – und auch 10 Prozent der jährlichen Stromkosten“, erläutert Projektleiter Florian Wisser.

Baugenehmigung bisher nur vorläufig

Dabei geht die Brauerei derzeit durchaus noch ein gewisses Risiko ein: Den Antrag zur Erweiterung der Kläranlage musste als Eigentümerin die Verbandsgemeinde Hachenburg bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord stellen. Von dort gab es laut Jens Geimer in Gesprächen viele positive Rückmeldungen, die vorliegende Baugenehmigung ist bisher jedoch nur vorläufig.

Sollte es wider Erwarten doch noch einen ablehnenden Bescheid geben, müsste der komplette Rückbau auf Kosten der Brauerei erfolgen. Doch davon geht weder im Unternehmen noch in der kommunalen Verwaltung jemand aus. Dafür sei das Projekt zu überzeugend. Dass das Thema Biogaspipeline offenbar den Nerv der Zeit trifft, zeigen nach Auskunft der Verantwortlichen ebenso mehrere Tausend Reaktionen zu dem Vorhaben auf den Social-Media-Kanälen der Brauerei: Auch der Namensvorschlag WW-Stream 1 für die Pipeline stammt übrigens aus der Fan-Community.

Die Hachenburger Familienbrauerei legt großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften: Seit Oktober 2021 ist das mittelständische Unternehmen klimaneutral durch Kompensation mit einem zertifizierten Klimaschutzprojekt nach Scope 1, 2 und 3. Damit umfassen CO2-Emissionsbilanz und der Ausgleich ausnahmslos alle relevanten Emissionsquellen. 2019 hat die Brauerei das Ziel ausgerufen, im Jahr 2030 aus eigener Kraft klimaneutral zu sein.

Von Nadja Hoffmann-Heidrich

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