Die „Kultur im Keller“ hat am Dienstagabend mit der „Beselicher Basin Street Band“ wieder Fahrt aufgenommen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass an den krummen Dienstagen (den Dienstagen mit einem ungeraden Datum) der Keller proppenvoll ist. Es ist ebenso kein Geheimnis, dass die Freunde dieses Kulturformates in einem Ambiente, wie es weit und breit nicht zu finden ist, wissen, hier wird Anspruchsvolles geboten – und zwar für jeden Geschmack. Es ist die Vielfalt der Genres, die den Gewölbekeller immer wieder mit kulturaffinen Zeitgenossen füllt. Die Veranstalter mit einem engagierten Team um den „Motor der Kultur im Keller“, Jutta Linden-Quirmbach, wissen eben, was gefällt und was erwartet wird. Und genau das ist es, was die kulturelle Landschaft in der Region so erlebenswert macht.

Die Fans der Dixielandmusik und Welthits der 1920er- und 1930er-Jahre kamen am Dienstagabend voll auf ihre Kosten, denn es war unschwer zu erkennen, das Publikum hatte seinen Spaß. Die Interpreten Jesko Kolodynski an der Trompete und Megaphon, Klarinettist Maik Pinkel, Kontrabassist Götz Ommert und der Bandleader Darek Kolodynski mit Banjo und Akkordeon trugen mit der Art und Weise, wie sie die Ohrwürmer interpretierten, das Ihre zum Wohlfühlen im Keller bei. Sie trafen zwei Stunden lang bei den Fans dieser Musikgattung voll ins Schwarze. „Mit ihrem unverfälschten Sound und dem authentischen Auftreten ist die Band ein Garant für beste Unterhaltung“, hatte Jutta Linden-Quirmbach eingangs dem Publikum einen besonderen Abend versprochen. Sie hatte recht.

Es war nicht nur die Musik der Tausendsassas an ihren Instrumenten, die begeisterte. Es war vor allem, wie sie ihr Programm immer wieder mit berauschenden Soli und ausschweifenden Improvisationen inszenierten. Das Quartett zeichnet sich nicht nur im Zusammenspiel aus, jeder im Ensemble ist auch ein bemerkenswerter Solist mit seinem Instrument. Schon der Auftakt in den unterhaltsamen Abend mag das Empfinden der Musiker und des Publikums gleichermaßen auf den Punkt gebracht haben: „Uns geht es gut“. Das traf auf die vier Interpreten bei ihrem Spiel ebenso zu, wie auf die Zuhörer, die ihr Wohlbefinden immer wieder mit herzlichem Applaus zum Ausdruck brachten.
Der Keller war für zwei Stunden ein Tummelplatz bekannter „Stars“, wie Baloo der Bär aus dem Dschungelbuch, der es mit der Gemütlichkeit hält, der Affenkönig aus dem Dschungelbuch (Schubidu) oder „Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper. Stücke wie „Der kleine grüne Kaktus“, „You are my Sunshine“ oder „Am Sonntag will mein Liebster mit mir Segeln geh’n“, kamen ebenso wie gute Freunde daher wie „Wispering“, bei dem die Interpreten das Badewasser schlürften, und „Wild Cat Blues“ mit Trompeten- und Klarinetten-Soli. Das Quartett „erzählte“ unter anderem von der Sonnenseite des Lebens (On the Sunny Side), flanierte im Blues-Rhythmus durch die „Basin Street“, paradierte durch die „Bourbon Street“, verteilte kleine Blumensträuße (Petit Fleur) und versprühte Eisenbahn-Romantik im Keller mit „Sentimental Journey“.

Eigentlich alles eingängige Literatur, die so bekannt, und doch so anders daherkam. Gerade das machte den Abend so erlebenswert. Unter dem Motto „mobil, witzig, handgemacht“ suchte die Band nicht nur musikalisch, sondern auch verbal die Nähe zum Auditorium. Das Publikum, das immer wieder begeistert applaudierte, vor allem bei den solistischen Intermezzi aller Interpreten, genoss den Schulterschluss. Apropos Schluss. Der kam erst nach drei Zugaben, ohne die die Zuhörer die sympathische Band nicht von der Bühne ließen.
Noch geht es mit den krummen Dienstagen weiter. Was danach kommt, ist (noch) ungewiss. Am 27. Mai erzählen Michael Musil und Bernd Schrupp vom historischen Montabaur, am 3. Juni gastieren dort Menna Mulugeta und Gernot Blume, am 17. Juni berichtet Heiner Feldhoff über Pauline Leicher, und das Flamenco-Jazz-Trio „Compás a tre“ lässt am 1. Juli die Kultur im Keller ausklingen. Hoffentlich nicht endgültig.
