Eingeladen dazu hatte der Senioren- und Behindertenrat Südlicher Westerwald. „Reiseteilnehmer“ waren ein Dutzend ausgewählte Experten zu den Themen Behinderung und Arbeitsmarkt. Sie erlebten an fünf Stationen einen tiefen Einblick in die Praxis, wie der Veranstalter in einer Pressemitteilung schreibt.
Erster Gastgeber war die Medizinisch-Berufliche Rehabilitation an der BDH-Klinik in Vallendar, an der auch Jugendlichen mit einer neurologischen Beeinträchtigung aus dem Westerwaldkreis eine berufliche Eingliederung ermöglicht wird. „Für unsere jungen Rehabilitanden werden maßgeschneiderte Förder- und Therapiepläne erarbeitet, durchgeführt und regelmäßig hinterfragt“, so Leiterin Birgit Heider-Neideck. Wichtig sei auch das Lebenspraxistraining, das von der ÖPNV-Nutzung bis zum Behördengang und der Freizeitgestaltung reiche.
Weiter führte die Reise zur Hörter Tonwarenfabrik in Ransbach-Baumbach, wo unter 219 Beschäftigten zwölf mit einem Handicap arbeiten. Bei einem Rundgang zeigte Geschäftsführer Martin Hörter der Gruppe Arbeitsplätze, die barrierefrei umgestaltet und von denen einer zu 80 Prozent gefördert wurde. „Das ist in Form einer Hebebühne nicht nur gut für die Menschen mit Behinderung, sondern auch für viele andere im Betrieb“, freute sich der Gastgeber. Personalleiter Carsten Neuroth wies darauf hin, dass es zunehmend schwieriger sei, das passende Personal zu finden, weshalb Menschen mit einem Handicap zunehmend im Blick seien.
Beim Abschlussgespräch zeigte sich der Landesbehindertenbeauftragte Matthias Rösch begeistert vom hohen sozialen und nachhaltigen Engagement der Unternehmen: „Hier werden die Vorurteile gegen die Beschäftigung von Menschen mit einer Behinderung eindrucksvoll widerlegt“, so der Gast aus Mainz laut ...Viel passiert, aber auch noch Luft nach oben: Zufriedene Teilnehmer beim Abschlussgespräch
Nächste Station war die RuGo Bags GmbH in Ebernhahn, die ihren Kunden unter anderem bei Verpackungen ein zuverlässiger Partner ist. Geschäftsführer Volker Nengel führte den Besuchern zunächst mit der „Recover-E-Bag“ eine Neuentwicklung seines Unternehmens zur Brandbekämpfung von E-Autos vor. Im Mittelpunkt stand aber für die Gäste ein Mitarbeiter, der über die „Unterstützte Beschäftigung“ der Caritas ins Unternehmen kam. „Er ist uns ein zuverlässiger Mitarbeiter geworden, der seine Arbeit selbstständig erledigt und wunderbar integriert ist“, lobte der Chef seinen engagierten Lagerhelfer, dessen Beschäftigung zudem noch aus öffentlichen Mitteln gefördert wird.
Ein Unternehmen, das 1961 als Einmannbetrieb gegründet wurde, stand dann mit der WWL Westerwaldlogistik in Moschheim auf dem Reiseplan. Der Sohn des Gründers und Geschäftsführer Dirk Körting stellte fest: „Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt wurden bei uns eindeutig widerlegt, sie sind zuverlässig und motiviert.“ Bei einem Rundgang mit Besichtigung der barrierefrei umgestalteten Arbeitsplätze zeigte sich der Geschäftsführer begeistert von der unkomplizierten Förderung und Betreuung durch die zuständigen Behörden und die Auszeichnung mit einem Landespreis.
Letzte Station war die Itex Gaebler-Industrie-Textilpflege in Heiligenroth. Geschäftsführerin Eva Reiter stellte die Inklusionsgruppe vor: „Wir beschäftigen acht Menschen mit Behinderung, denen man dies auf den ersten Blick meist nicht ansieht.“ Die Zusammenarbeit mit ihnen sei optimal, und aktuell werde die Einstellung einer Rollstuhlfahrerin mit Multipler Sklerose vorbereitet. Im Gespräch schilderte einer der Betroffenen sein Schicksal: „Nach einem Schlaganfall wurde hier im Unternehmen alles dafür getan, dass ich bleiben und meine Arbeit weiter voll ausfüllen kann!“ Seniorchef Rainer Rabe wies darauf hin, dass die Gesundheit der 195 Beschäftigten generell ein hohes Ziel im Betrieb ist.
Als „Reiseleiter“ der Inklusionstour dankte Uli Schmidt allen Beteiligten. „Wir sind mit der Inklusion im Wäller Arbeitsmarkt nicht mehr am Anfang, aber die aktuelle Situation kann nicht zufriedenstellen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann ein großer Teil der Arbeitsplätze von einem Menschen mit einer Behinderung gut ausgefüllt werden. red