„Aufbruch in eine neue Ära: Das galt damals mit der visionären Gründung der ersten Sozialstationen und gilt heute, wenn es darum geht, neue Wege zu gestalten, um die Versorgungssicherheit für die Menschen in der Region auch in Zukunft aufrecht zu erhalten“, sagte Caritasdirektorin Stefanie Krones in ihrer Begrüßung. Sie verwies auf die mehr 300 Menschen, die beim Caritasverband in der ambulanten Pflege arbeiten und mit rund 220 weißen Autos bei jedem Wind und Wetter unterwegs zu den betreuten Menschen sind.
Bundesweit 1060 Caritas-Stationen
Wie aus einem Nachbericht des Caritasverbands zum Fachtag hervorgeht, gibt es in ganz Deutschland über 1060 Caritas-Sozialstationen mit etwa 43.400 Mitarbeitenden, von denen sich fünf Stationen in der Trägerschaft des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn befinden. Die erste Sozialstation in Deutschland wurde 1970 in Mainz gegründet. 1973 dann kam es zur Gründung der Sozialstationen in Montabaur, 1974 folgten Wirges-Selters-Kannenbäckerland und Westerburg.
In einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Gude heißt Hallo!“ mit neun Azubis beleuchteten Stefanie Krones und Abteilungsleiterin Claudia Brockers die Zukunfts-Chancen, die sich aus der Integration internationaler Pflegekräfte ergeben. Die jungen Menschen aus Marokko berichteten anschaulich über ihre Erfahrungen aus dem Berufs- und Alltagsleben in Deutschland. Seit Inkrafttreten des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes macht der Caritasverband von der Möglichkeit Gebrauch, Auszubildende und Fachkräfte aus sogenannten Drittstaaten in seinen Einrichtungen und Diensten zu beschäftigen.
Erfolgreich in Westerwald und an Rhein und Lahn
„Das im Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis erfolgreiche Modell setzt auf die generalistische Pflegeausbildung von Auszubildenden, die schwerpunktmäßig aus Marokko kommen“, heißt es in dem Bericht. Diese Azubis bringen bereits gute Deutschkenntnisse und eine qualifizierte Schulbildung mit und sind engagiert und motiviert. „Hilfreich ist für uns, ein positiv konnotiertes Interesse am Gegenüber zu haben“, sagte Krones. „Nicht skeptisch sein, sondern den jungen Menschen aus dem anderen Kulturkreis mit Interesse und einer gewissen Neugier begegnen, ist die Devise.“ Claudia Brockers sieht sich als Abteilungsleiterin in erster Verantwortung für die Azubis.
Modellprojekts „Pflege ganz aktiv“
Im zweiten Teil der Fachtagung präsentierte Pflegeexpertin Ruth Galler die positiven Ergebnisse aus Interviews, die sie mit Beteiligten des Modellprojekts „Pflege ganz aktiv“ führte. Damit hatte der Caritasverband vor zwei Jahren in der Sozialstation Westerburg-Rennerod begonnen. „Ihre pflegefachliche Einschätzung des Konzepts fällt durchweg sehr positiv aus“, heißt es in dem Bericht. „Nach den guten Erfahrungen der ersten zwei Jahre wird das Modellprojekt nun auf alle Sozialstationen des Caritasverbands Westerwald-Rhein-Lahn und zwei weitere Stationen in der Eifel ausgerollt. Das Modellprojekt befreit die ambulante Pflege vom heutigen System der Module und Leistungskomplexe. Vergütet wird die vorab verabredete eingesetzte Zeit. Die Patienten bestimmen selbst mit und Pflegekräfte dürfen das tun, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben, nämlich selbstständig arbeiten – im Ergebnis also Abbau von Pflege-Bürokratie und Stärkung der individuellen, bedarfs- und situationsorientierten Pflege vor Ort.“
Aufgaben in der Langzeitpflege
Ein wichtiges Motiv, diesen Weg weiterzugehen, sei es, die Aufgaben in der Langzeitpflege so zu gestalten, dass Menschen gerne zur Caritas kommen, um in der Pflege zu arbeiten, betonte Stefanie Krones, und Claudia Brockers ergänzte: „Seit Einführung des neuen Pflegemodells können wir uns über viele Initiativbewerbungen von qualifizierten Pflegekräften freuen.“. Diesen positiven Eindruck bestätigte auch Sonja Koch von der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland in ihrem Grußwort. Sie habe die Caritas immer als verlässlichen, kompetenten und mutigen Partner wahrgenommen. „Das hier in Rheinland-Pfalz ist ein Leuchtturmprojekt in der Versorgung und Pflege“, stellte sie außerdem fest.
Kreisbeigeordnete Gabi Wieland bewertete das Projekt mit den Worten „Wir hier im Westerwald haben eben eine Hands-On-Mentalität. Wir packen die Dinge an. Und so bringt der Caritasverband in unserer Region den Mut auf, Veränderungen mit Blick auf die Menschen voranzutreiben.“
Dem Bericht zufolge gab es zum Abschluss des Tages ferner „eine tolle Party für die Pflegekräfte der Sozialstationen“. red