Podiumsdiskussion im Keramikmuseum zeigt Parallelen im Umgang mit Herausforderungen
Bei Podiumsdiskussion: Kunst, Kirche und Politik stellen sich dem Wandel
Klaus Lehnhäuser, Leiter der Keramikfachschule (Podium, von links), Pfarrerin Monika Christ, Stephan Geller, Bezirksreferent des Bistums Limburg, Moderator Andreas Krisam, Landrat Achim Schwickert und Keramikerin Susanne Pirstadt diskutierten im Keramikmuseum. Foto: Katrin Maue-Klaeser
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Westerwaldkreis. Die „drei K“, einmal anders interpretiert: Kirche, Keramik und Kreispolitik standen im Fokus einer Podiumsdiskussion im Westerwälder Keramikmuseum. Thema war der „gesellschaftliche und strukturelle Wandel im Westerwald – Herausforderung und Perspektiven für Kirche, Politik und Wirtschaft“. Es debattierte in der von Rundfunkmoderator Andreas Krisam geleiteten Gesprächsrunde ein bunt und fachkundig besetztes Podium.

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Klaus Lehnhäuser, Leiter der Keramikfachschule (Podium, von links), Pfarrerin Monika Christ, Stephan Geller, Bezirksreferent des Bistums Limburg, Moderator Andreas Krisam, Landrat Achim Schwickert und Keramikerin Susanne Pirstadt diskutierten im Keramikmuseum. Foto: Katrin Maue-Klaeser
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Neben Landrat Achim Schwickert stellten sich den Fragen die Keramikerin Susanne Pirstadt, Pfarrerin Monika Christ, Klaus Lehnhäuser, Leiter der Keramikfachschule, sowie Stephan Geller, Bezirksreferent im Bistum Limburg. Letzterer vertrat Bischof Georg Bätzing, der nach dem dramatischen Tod von Regens Christof May seine Teilnahme zurückgezogen hatte. Moderator Krisam bat vor Beginn der Diskussion alle Anwesenden, sich zu einer Gedenkminute für den Verstorbenen zu erheben.

Die Verbindung zwischen Kirche und Ton – dem Material, aus dem Gott Adam erschaffen hat – und zwischen dem heimischen Rohstoff Ton und der Westerwälder Wirtschaft bedurfte keiner Erklärung. Bezirksreferent Geller stellte einen weiteren Bezug her: „Vielleicht müssen wir gerade lernen, auch mit Scherben umzugehen.“ Während man an Mitgliedern deutlich eingebüßt habe, befänden sich im Bistum allein 135 Kirchen und Kapellen: „Wir müssen uns vorbereiten, Abschied zu nehmen“, sagte Geller.

Wo sieht Susanne Pirstadt die Gemeinsamkeiten von Kirche und Keramik? Die Künstlerin erklärte, aus ihrer Sicht brauche beides die Gesellschaft – als Mitwirkende und Betrachter. Auch Kreativität sei sowohl in der Keramikerbranche als auch bei Kirchenvertretern gefragt, meinte Pirstadt. Von Monika Christ, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen, die zugab, etwas neidisch zu sein auf den Namen der katholischen Pfarrei „im Kannenbäckerland“, wollte Krisam wissen, wie sich die Tätigkeit in der Region auf sie auswirke. „Ich bin in meiner Arbeit und meinem Glauben erdiger geworden“, sagte Christ. Sie habe gelernt und Freude daran gefunden, mehr mit den Händen zu arbeiten.

„Vielleicht müssen wir lernen, auch mit Scherben umzugehen.“

Stephan Geller, Bezirksreferent im Bistum Limburg

Wie er in der Keramikfachschule den strukturellen und gesellschaftlichen Wandel bemerke, wurde Klaus Lehnhäuser gefragt: Das Handwerk sei zwischen Kunst einerseits und Industrie andererseits fast verschwunden, gab der Schulleiter zur Antwort, der seinen Auftrag darin sieht, junge Leute auf die Veränderungen vorzubereiten.

Ähnlich argumentiert Landrat Schwickert: Man dürfe die Entwicklungen nicht nur verfolgen, sondern müsse versuchen, sie zu beeinflussen. „Der Wandel ist ohnehin nicht aufzuhalten, also gehen wir mit“, sagte er. Etwa durch Kompetenzzentren habe der Kreis Forschung und Unternehmen unterstützt. „Die große Herausforderung ist, die Menschen mitzunehmen“, betonte er, denn deren Anpassung gehe nicht so schnell voran wie der Strukturwandel.

Der Landrat wies darauf hin, dass es oft die Kunden seien, die bestimmte wirtschaftliche Entwicklungen bestimmen – durch den Schwenk von Keramik zu Kunststoff etwa, der sich vor Jahrzehnten in deutschen Küchen vollzog. Pirstadt sieht derzeit eine Rückkehr zu mehr Nachhaltigkeit: „Plastik ist ja schon fast ein Schimpfwort“, meint sie. In Bezug auf keramische Produkte hob Pirstadt hervor, dass der Wandel nicht nur eine Frage des Geschmacks sei: So habe der Salzbrand, für den die Region einst berühmt war, auch der Umwelt geschadet und der Rückgang des traditionellen Grau-Blau damit auch Vorteile für die Menschen mit sich gebracht.

„Keiner kann mit den Rezepten von vor 20 Jahren heute noch etwas gestalten“, sagte Bistumsvertreter Geller. Landrat Schwickert sagte, von der Kirche könne man lernen, sich nicht von der hektischen Betriebsamkeit der Politik und Wirtschaft anstecken zu lassen, sondern auf die Menschen zu achten und sorgsam mit ihnen umzugehen. Ihre Keramik der Kirche der Zukunft beschrieb abschließend Susanne Pirstadt „bunt, mit viel Fläche und Raum für Begegnung, kreativen Materialien und Möglichkeiten des Gesprächs“.

Von Katrin Maue-Klaeser

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