Konzert mit Sopran, Orgel und Naturtrompete begeistert Besucher
Barocke Klänge versetzen Abtei ins 18. Jahrhundert
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Nach einem Konzert, das mit hoher Klasse und in vielfältiger Weise die Fülle und Schönheit barocker Kirchenmusik offenbarte, freuten sich Almut Rux (Naturtrompete), Regina Dahlen (Sopran) und Beate Rux-Voss (Orgel) über den anhaltenden Beifall der begeisterten Zuhörerschaft. Foto: Thomas Hoffmann
Thomas Hoffmann

Marienstatt. Einmal mehr wartete der Marienstatter Musikkreis unter der Leitung von Frater Gregor Brandt am Sonntag mit einem musikalischen Menü der Sonderklasse auf, einmal mehr wurde die Abteikirche um Jahrhunderte zurückversetzt. In einer eineinhalbstündigen Darbietung entführte ein Trio aus Orgel, Sopran und Naturtrompete etwa 200 Besucher in die Welt des Kirchenbarocks.

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Begriff Naturtrompete erklärt

„Ich habe gehört, dass der Begriff Naturtrompete hier einige Fragen aufwirft“, sagte Almut Rux zu Beginn des Konzerts und erklärte anhand anschaulicher Beispiele die Funktionsweise und Bedeutung „ihres Instrumentes“ in vergangenen Zeiten, als der Status von Herrschern unter anderem damit bemessen wurde, wie viele Trompeter sie zu ihren Festlichkeiten aufweisen konnten.

Im Gegensatz zu modernen Instrumenten dieser Gattung verfügt die Naturtrompete, die nach den Worten von Almut Rux ebenso gut „mittelalterliche“ oder „barocke“ Trompete heißen könnte, nicht über die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Ventile, die zwar ein breiteres tonales Spektrum ermöglichen, aber dafür nicht über den Klang verfügen, die die ursprünglichen Instrumente aufweisen. Das wurde dann auch sehr schnell deutlich, denn bereits die „Suite D-Dur“ von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) taucht das Kirchenschiff in eine strahlende, musikalische Welt.

Die Trompete beginnt: Strahlend erfüllt ihr Klang den Raum und gemeinsam mit der Orgel, an der Beate Rux-Voss die Manuale und Fußpedale ebenso meisterlich bedient wie ihre Schwester Almut Rux ihre Naturtrompete, entwickelt sich eine Art Zwiesprache der Instrumente im oberen tonalen Bereich: glänzend und festlich, ein Zusammenspiel, das sich auch beim Händel-Stück „Let the bright seraphim“ fortsetzt, in dem eine Israelitin die himmlischen Heerscharen anruft, um Samsons heldenhaften Tod und seinen Triumph über die Philister zu ehren. Sanft hingegen beginnt die Hommage an Händel von Sigfrid Karl-Elert (1877 bis 1933), in der, zunächst nur durch die Fußpedale generiert, eine leise Melodie entsteht.

Wie aus der weiten Ferne eines ruhigen Universums kommend wirkt das Thema, ehe sich nach und nach die drei Manuale der Orgel dazugesellen und während Beate Rux-Voss diese am Spieltisch bedient, erklingen durch ihr Spiel viele Meter höher die Orgelpfeifen in atemberaubenden Variationen mit Glockenspiel und verschiedenen Registern, die den vielfältigen Themen mal einen sanften, mal einen festlichen und oftmals auch sehr bewegenden Charakter geben.

Berühmtester Zeitgenosse Händels

Dann kommt der wohl berühmteste Zeitgenosse Händels: Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), und mit seinem Werk „Jauchzet Gott in allen Ländern“ betritt auch eine weitere Protagonistin am Sonntag den Altarraum der Marienstatter Kirche, nämlich Regina Dahlen, die für die erkrankte Antje Rux vom „Rux-Trio“ kurzfristig einsprang. „Gott sei Dank“, möchte man sagen, denn sie bereichert das ohnehin schon in weiten Teilen grandiose Spiel der Schwestern um das älteste musikalische Element der Welt, den Gesang.

Gesang hatte es in sich

Der hatte es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, denn in vielen Varianten und mit barocken Verzierungen wie Tremolie, treppenartig auf- und absteigenden tonalen Einlagen und einer Arie, die in ihrer Anlage entfernt an die bekannte „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte erinnert und bis an die höchste Grenze des Singbaren reicht, bringt Regina Dahlen zum einen einen ganz besonderen Zauber ins Kirchenschiff, zum anderen fühlt man sich in eine Zeit versetzt, in der Musik noch absolut authentisch war und dennoch oder gerade deswegen die Herzen bis ins Innerste berührte. Mit einem Satz: „Das 18. Jahrhundert lässt grüßen.“ Und das in barocker Pracht und Vielfalt, die sich auch bei den „Variationen über ein Thema von Händel“ von Arno Landmann (1887 bis 1966) fortsetzt, in der die Orgel durch Beate Rux-Voss erneut verschiedene Klangfarben offenbart: sanft wie ein Cello, lieblich wie eine Oboe, hell und klar wie Flöten und festlich wie Flügelhörner – das sind nur einige der Elemente, mit denen die Organistin eine Musik präsentiert, die in einem Augenblick ruhig und getragen wirkt, im nächsten wild und ungebändigt und die mit rasanten Toccataläufen ebenso eine jubelnde, strahlende Kirchenmusik präsentiert wie mit kleinen Melodien die etwas stillere Anbetung der Himmelsmacht.

„Caeli civis convolute“ (Himmelsbürger, kommt zusammen), mit diesen Eingangsworten der gleichnamigen Motette von Franz Xaver Richter (1709 bis 1789) eröffnet dann Regina Dahlen (vor der Zugabe mit dem mittelalterlichen Lied „In dir ist Freude“) mit lupenreinem Soprangesang und unter der kongenialen Begleitung von strahlenden Trompeten- und etwas sanfteren Orgelklängen noch einmal das Thema des Nachmittags: „Jubelt Gott in allen Landen“. Sie singt von Lobpreisung und festlichem Applaus, und genau der wurde dem Trio nach einem Konzert, das die Schönheit barocker Kirchenmusik in vielen Facetten offenbarte, in minutenlangen stehenden Ovationen zuteil.

Festlicher Applaus

„Himmelsbürger, kommt zusammen, bietet festlichen Applaus, begeht den festlichen Tag und bietet den Lobpreis unserem Gott“ (Frater Gregor Brandt erläutert zu Beginn das Thema des Konzertes).

Von Thomas Hoffmann

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