Die Verbandsgemeinde (VG) Wallmerod geht in puncto Mobilität in die Offensive: Nachdem sie mit dem Dorfmobil bereits eine Möglichkeit geschaffen hat, sich leichter (und kostengünstiger) von einem Ort in der VG zum anderen zu bewegen, geht es nun um den Bahnhof Steinefrenz. Zu Beginn des Jahres hat Wiebke Ritter ihre Masterarbeit zur „Mobilität im ländlichen Raum mit Schwerpunkt auf dem Bahnhof Steinefrenz“ gestartet. Von Anfang an war es ihr wichtig, dass dabei auch die Stimmen der Bürger nebst Experten aus den Bereichen Verkehr und Mobilität Gehör finden sollen. Aktuell läuft dazu eine Befragung über die Nutzungssituation. Ziel ist es, den ÖPNV in der Region zu stärken – und das über Verbandsgemeindegrenzen hinweg.
Wie Bürgermeister Klaus Lütkefedder dazu erläutert, geht es um praxisnahe und integrierte Maßnahmen, die die Attraktivität und Nutzung des Bahnhofs erhöhen sollen. Das wäre zugleich ein Beitrag zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs in den Städten Limburg und Montabaur. Mit diesem Vorhaben wandte er sich auch an die Städte Limburg und Montabaur sowie an den Kreis und das Verkehrsmanagement des Schienenpersonalverkehrs (SPNV) Nord, da die Projektidee auf eine verstärkte Nutzung des ÖPNV zielt. Die Rückantworten hätten ein deutliches Interesse an der Konzeption signalisiert.
Es ist geplant, die Zwischenergebnisse und Empfehlungen einem Gremium im Mai beziehungsweise dem VG-Rat im Juni vorzustellen. Auf dieser Grundlage kann dann über Einzelmaßnahmen und deren Umsetzung beraten werden. Für die Maßnahmen stehen Kipki-Mittel in Höhe von 60.000 Euro zur Verfügung.
Der Bahnhof Steinefrenz sei einer von zwei Bahnhöfen in der VG Wallmerod, die noch regelmäßig (im Stundentakt) angefahren werden, so Lütkefedder weiter. Er liegt etwa in der Mitte zwischen Montabaur und Limburg. „Bei den Parkplatzproblemen in Montabaur und der Feinstaubproblematik in Limburg wäre für beide Orte eine stärkere Nutzung der Bahnlinie sinnvoll“, ist der VG-Chef überzeugt. Zudem könnte die Nutzung der Bahnlinie für Besucher der Städte, aber auch für Berufspendler von Interesse sein.
Die Bürgerbefragung läuft noch bis zum 17. März. Sie wurde gestartet, um die Wünsche und Erfahrungen der Bürger mit einfließen zu lassen. Dabei wird danach gefragt, welche Verkehrsmittel zumeist genutzt werden, um nach Montabaur beziehungsweise nach Limburg zu fahren. Also, ob Auto, Bahn, Bus, Fahrrad, ein Fahrdienst/Taxi, oder keines dieser Transportmöglichkeiten. Ebenso wird erfragt, wie lange eine Parkplatzsuche in den beiden Städten dauert (gestaffelt nach über 30 Minuten bis weniger als 5 Minuten), oder ob der Befragte dann dort nicht parkt.
Zwei weitere Fragen richten sich an die Pendler: Zunächst kann angekreuzt werden, ob man zu den Pendlern (Arbeit, Schule, Ausbildung) gehört und wohin gependelt wird. Dann soll angekreuzt werden, welches Verkehrsmittel vorrangig dabei benutzt wird. Mit der Umfrage soll auch erfasst werden, wie oft der Bahnhof Steinefrenz genutzt wird und wie die Reisenden dorthin gelangen. Detailliert wird sich auch danach erkundigt, was dem Teilnehmer der Umfrage wichtig ist, um den Bahnhof Steinefrenz (weiterhin) zu nutzen: Barrierefreiheit, Fahrradstellplatz, Autostellplatz und/oder Wartebereich? Außerdem kann angekreuzt werden, ob man das Deutschlandticket besitzt, und schließlich, ob man eine kostenlose Fahrt mit der RB 29 (Unterwesterwaldbahn) nach Limburg oder Montabaur in Anspruch nehmen würde. Die Umfrage lässt darüber hinaus auch Raum für eigene Anmerkungen zum Bahnhof Steinefrenz und dem Bahnverkehr.
„Ich freue mich sehr, wenn meine Masterarbeit einen Mehrwert bringt“, bekennt Wiebke Ritter. Die Umfrage diene dazu, ein Gespür dafür zu bekommen, wer die Bahn nutzt, wie sich die Menschen vor Ort bewegen und welche Potenziale es gibt. Auch die Verkehrssituation wolle sie analysieren und darstellen, was sich die Leute wünschen. Die Studentin hat zudem bereits auch Interviews mit einem Pendler, mit dem Ortsbürgermeister von Steinefrenz und mit Ingo Schmidt (Dorfmobil) geführt. Bislang zählte sie rund 200 Rückläufer auf die Befragung. Erste Anregungen seien beispielsweise eine bessere Beleuchtung des Bahnhofs, Fahrradstellplätze einzurichten und eine Anbindung der Radwege zu schaffen. Wie Simon Noll (VG-Verwaltung) erklärt, solle in diesem Jahr die L317 gebaut werden. Dabei solle auch ein gemeinsamer Geh- und Radweg angelegt werden.
„Wir wollen jetzt Ideen sammeln und schauen dann, was mit welchen Mitteln zu realisieren ist“, kündigt Lütkefedder an. Die lange Straße am Bahnhof biete sich dafür an, dort Stellplätze einzurichten. „Wenn ein Angebot da ist, wird es auch genutzt“, ist er überzeugt. Und wenn man die Erfahrung mache, dass es funktioniert, vom Bahnhof Steinefrenz aus gut nach Limburg oder Montabaur zu kommen, komme vielleicht der Gedanke: Das ist alltagstauglich.
Shuttlebus wurde zu Karneval gut genutzt
Der zu Karneval eingerichtete Shuttlebus von Wallmerod nach Hundsangen nennt Lütkefedder als Beispiel dafür, dass das funktionieren könne: Knapp 1000 Leute haben diesen Service genutzt. „Es geht nicht nur darum, Leute vom Auto wegzuholen, sondern auch darum, die Mobilität von Menschen ohne Fahrzeug zu verbessern, die sich sonst abgehängt fühlen“, fügt Ritter an. Wie Lütkefedder abschließend ergänzt, hätten auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund und der SPNV Nord großes Interesse an dem Konzept signalisiert.
Die Befragung zum Bahnhof Steinefrenz ist online gestellt: www.mobilmittendrin.de