Das Feuer im rustikalen Holzbackofen knistert schon, als Mia, Fynn, Luca, Kevin und Torben an diesem Frühsommermorgen am Kirburger Backes eintreffen. Die Drittklässler der Wilhelm-Albrecht-Schule in Höhn haben heute etwas Spannendes vor – sie dürfen beim Backen mithelfen und dabei erleben, wie viele Arbeitsschritte nötig sind, um knusprige Brote herzustellen.
Florian Schweitzer hat die kleine Gruppe aus der Schule mit den Förderschwerpunkten ganzheitliche und motorische Entwicklung bereits erwartet. Und er freut sich sehr darauf, sein Wissen auf spielerische Art mit den Knirpsen zu teilen. Denn der 35-jährige Backprofi ist nicht nur seit 20 Jahren mit Leidenschaft in der Koblenzer Bäckerei Hoefer tätig, er betreibt auch seit rund sechs Jahren gemeinsam mit einem kleinen Team den dörflichen Backes. Kurz, er brennt dafür, Menschen mit seinen Kreationen zu überraschen und die Arbeitsvorgänge im Rahmen ganz unterschiedlicher Aktionen transparent zu machen.

Heute hat er alles vorbereitet, was für ein saftiges „Schweizer Urbrot“ nötig ist. 10 Kilogramm Ruchmehl (ein traditionelles Weizenmehl, das noch viele gesunde Schalenanteile enthält), zerbröckelte Hefe, Sauerteig, Salz und Wasser stehen abgemessen auf dem Tisch. Gesponsert wird alles von Florian Schweitzers Arbeitgeber. „Wir backen erst die Brote und danach noch Pizza fürs Mittagessen“, sagt der Bäcker, der an dem Tag von seinem Freund und „Backeskollegen“ Florian Schneider unterstützt wird. „Den Pizzateig hat der Kirburger Grill gespendet, den müssen wir nur noch belegen.“
Das klingt vielversprechend, und die Kinder können es nach der Ankunft auch kaum erwarten, die Zutaten in die große Knetmaschine aus Florian Schweitzers privatem Fundus zu füllen. Schnell fügt sich alles zu einem geschmeidigen Teig zusammen. Bevor es jedoch ans Formen der Brote geht, muss der Ofen noch einmal angefeuert werden, was die Kinder sehr beeindruckt.

Dann flitzen die Fünf zum Händewaschen ins nahe Dorfgemeinschaftshaus. Auch, wenn alles ganz zwanglos abläuft, hält der außergewöhnliche Tag doch manche Herausforderung bereit. „Es ist anstrengender für die Kinder, als es aussieht“, bestätigen Jelena Hüsch-Ax, Sandra Schwindt und Monika Leschmann. Die drei Erzieherinnen wissen ganz genau, welche Art der Unterstützung ihre Schützlinge brauchen, und helfen ihnen je nach Bedarf. Dabei darf auch gelacht werden. Der kleine Torben strahlt jedenfalls vor Glück, als Jelena Hüsch-Ax seine Hände führt, damit auch er spüren kann, wie weich sich der Teig anfühlt.
Etwas später sind alle Brote abgedeckt auf großen Brettern platziert und müssen ruhen, bevor sie von den Kindern mit Mehlmustern „verziert“ werden. Dazu dienen Schablonen, die im Unterricht angefertigt wurden, sehr hübsch und vor allem individuell sind. Sogar das gelbe, runde Schulmaskottchen „WIR“ ist dabei. Alle Schüler wirken recht vertraut mit der Thematik des Backens. „Wir haben uns bereits lange damit beschäftigt. Seit Ostern widmen wir uns nun dem Projekt ,Verliebt in den Westerwald`“, erzählen die Erzieherinnen. Die Backes-Aktion sei nur eine von etlichen Exkursionen ins Brauchtum des Westerwaldes.

Nachdem die Brote mithilfe des langen Schiebers im Ofen verschwunden sind, müssen noch die Pizzaböden zubereitet werden. Auch diese Aufgabe meistern die kleinen Bäcker prima. Nach 50 Minuten, in denen der erste Beigeordnete Christian Bast in Vertretung von Ortsbürgermeister Janosch Becker vorbeischaut, sind alle stolz auf die fertigen Brote, die natürlich mit auf die Heimreise gehen. Zum Abschluss werden die köstlichen Pizzen verspeist.
Florian Schweitzer ist sehr zufrieden mit der Aktion. Immerhin haben die Kinder ohne Murren etliche Stunden rund um den Backes verbracht. Auf die Schüler wartet am Ende der Woche das große Schulfest, auf Florian Schweitzer der Arbeitsalltag. Und ganz sicher wird er sich immer gerne an die Begegnung mit den wissbegierigen Kindern aus Höhn erinnern.
Engagement bereichert die Dorfgemeinschaft
Auch der Kirburger Ortsbürgermeister Janosch Becker zeigte sich von dem Projekt rund um den Backes begeistert. Auf Anfrage teilte er unserer Zeitung mit: „Diese tolle Aktion zeigt einmal mehr, wie wertvoll ehrenamtliche Arbeit für die Gesellschaft allgemein und hier auch im Speziellen für Kirburg ist. Das Engagement von Florian Schweitzer ist für die Dorfgemeinschaft ein großer Gewinn; seine Ideen und die Bereitschaft des gesamten Backes-Teams, auch mal einen Extra-Meter zu gehen, bereichern viele unserer Aktivitäten und Veranstaltungen.“ hilg