Experte im Gespräch
Autorüpel auf der B413: So behält man die Ruhe
Hinter dem Ortsausgang von Merkelbach in Richtung Hachenburg ereignete sich am Sonntagabend auf der B413 der tätliche Angriff auf eine Autofahrerin.
Markus Kratzer

Der Vorfall hat für Aufsehen gesorgt. Am Sonntagabend bremst ein Mann auf der B413 bei Merkelbach eine Autofahrerin aus und attackiert sie körperlich. Wie ist der Stand der Ermittlungen? Was sagt ein Psychologe zu Übergriffen im Straßenverkehr?

Aktualisiert am 06. Februar 2025 13:25 Uhr

Ein Autorüpel hat mit einem Übergriff auf eine Frau auf der B413 bei Merkelbach überregional für Schlagzeilen gesorgt. Wir haben bei der Polizei nachgefragt, ob sie dem Mann auf der Spur ist und haben mit einem Experten darüber gesprochen, wie man eine solche Stresssituation im Straßenverkehr meistern kann.

Blick zurück: Am Sonntag, 2. Februar, war die Frau g egen 18.45 Uhr mit dem Auto zwischen Höchstenbach, Wied und Merkelbach unterwegs, als der Fahrer eines dunklen Kleinwagens mit Neuwieder Kennzeichen (NR) laut Polizei über eine längere Wegstrecke immer wieder derart dicht aufgefahren war, dass die Frau sich genötigt fühlte, ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Kurz hinter dem Ortsausgang Merkelbach in Richtung Hachenburg scherte der Mann dann trotz Gegenverkehrs zum Überholen aus. Die Autofahrerin musste ihren Pkw stark abbremsen, um eine Kollision des Überholers mit dem entgegenkommenden Fahrzeug zu verhindern. Nach dem Überholen bremste der Mann seinen Pkw ab und hielt an, was die Frau dann auch tat. Der Mann stieg aus und brach einen Streit vom Zaun, in dessen Verlauf er die Frau am Hals packte und würgte, ihre Brille beschädigte und mehrfach gegen den Wagen schlug.

Frau saß alleine im Wagen

„Wir warten derzeit noch auf qualifizierte Hinweise“, sagt die Polizei Hachenburg auf Nachfrage. Die Beamten ermitteln wegen Nötigung und Straßenverkehrsgefährdung. Die Frau war den Angaben zufolge alleine im Auto, als sich der Vorfall ereignete. Als eine weitere Frau mit ihrem Wagen anhielt, hatte sich der Mann bereits entfernt. Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, vielleicht auch selbst gefährdet wurden, werden gebeten, sich mit der Polizeiinspektion Hachenburg in Verbindung zu setzen: Tel. 02662/95580 oder E-Mail an pihachenburg@polizei.rlp.de

Karl-Friedrich Voss ist Vorsitzender des Bundesverbandes niedergelassener Verkehrspsychologen. Er kennt sich mit Stress und Aggressivität hinter dem Steuer gut aus und ordnet Situationen wie die bei Merkelbach ein. Der Autofahrer vorn schleicht, die Fahrerin nebendran kann kein Autofahren: Solche Gedanken kommen beim Autofahren bei vielen manchmal auf, weiß er. Doch warum lassen sich Menschen hinter dem Steuer leicht stressen? Jeder Mensch, der in ein Auto steige, mache sich davor einen Plan und habe ein Ziel, dass er erreichen wolle, sagt der Experte. „Jetzt sieht er, dass da etwas passiert, was diesem Plan entgegensteht, etwa die Frau, die langsam fährt.“ Es sei also etwas geplant, dass sich nicht machen lasse oder verzögert und behindert werde. „Das ist immer Stress“, erklärt Voss.

„Hier hat man die Kirche aus dem Dorf genommen.“
Psychologe Karl-Friedrich Voss zu Gewalt im Straßenverkehr

Das Besondere beim Autofahren: „Dass man den, der einen ärgert, so in Person vor sich sieht“, sagt der Psychologe. Das sei etwa auch ein Unterschied zum Bahnfahren. „Den Lokführer oder den Mann im Stellwerk sieht man gar nicht. Das ist alles irgendwie entrückt“, erklärt er. „Beim Autofahren ist alles direkt vor der Nase und vor den Augen.“ Wenn jemand subjektiv so sehr davon beeinflusst sei, dass er sogar gewalttätig werde, dann sei das ein Zeichen, dass „man hier die Kirche aus dem Dorf genommen“ habe, fährt Voss fort.

Diese Menschen hätten Rückstände in Bezug auf angemessenes Verhalten. So etwas könne man auch üben. Es sei wichtig, sich klarzumachen, dass Autofahren immer von Verzögerungen gekennzeichnet sein kann, sagt der Experte. „Es kommt darauf an, dass man anerkennt, dass das dazugehört.“ Oft fehle den Menschen das Bewusstsein für Alternativen in ihrem Verhalten. „Wenn im Straßenverkehr jemand sich falsch verhält, kann man auch die Polizei rufen“, sagt Voss. Es gehe immer darum, angemessene Alternativen zu suchen. „Die führen meist schneller zum Ziel, als jemanden zu verprügeln“, so der Verkehrspsychologe.

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