Immer knapp am Schauer vorbei: Autofreie Strecke bietet örtlichen Vereinen eine Bühne
Autofrei zwischen Selters und Bendorf: Jedem sayn Tal wird zum Volksfest für alle
Jörg Niebergall

Die Familien Mückenheim, Koch und Hummrich aus Quirnbach und Selters hatten erstmals ihren kompletten Nachwuchs aufs Rad oder in den Anhänger bugsiert. Isenburg war bei ihnen als Ziel fest eingeplant, denn da lockten nicht nur jede Menge kulinarische Schmankerl, sondern auch ein toller Kinderspielplatz.

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Premieren, Abschiede, Volksfeststimmung, Jahrmarktfeeling, Gottesdienst, Altbewährtes, Neues und in erster Linie natürlich ganz viel Spaß beim Radfahren, Skaten oder Wandern: Wenn die Verbandsgemeinden Selters, Ransbach-Baumbach und Dierdorf sowie die Stadt Bendorf Mitte Juni zu „Jedem sayn Tal“ auf die Strecke von Selters über Ellenhausen, Deesen, Kausen, Isenburg nach Bendorf einladen, dann kommen bei einem bunten Rahmenprogramm alle auf ihre Kosten.

Jörg Niebergall

„Wenn es bis 15 Uhr trocken bleibt, spendiere ich dem Diakon ein Stück Kuchen“, setzte Oliver Götsch, Selterser VG-Bürgermeister, auf kirchlichen Kontakt nach ganz oben und hoffte auf eine trockene Ankunft. Dabei hatten die beiden kirchlichen Würdenträger, die evangelische Pfarrerin Swenja Müller und Diakon Dieter Wittemann von der Pfarrei Sankt Anna, beim ökumenischen Gottesdienst schon viele gute Wünsche (vom Rückenwind bis zum Gleichgewicht) und auch noch einen Segen für die Radfahrer ausgesprochen.

Nach dem Segen Start mit Bürgermeistern

Den offiziellen Start gab es dann ein paar Meter weiter, inmitten von Essenständen mit ungarischen und asiatischen Spezialitäten, aber auch vielen Jahrmarktsbuden. Neben Götsch machten sich Michael Merz (Bürgermeister Ransbach-Baumbach), Rolf Jung (Stadtbürgermeister Selters), Manuel Seiler (Bürgermeister Dierdorf), Christoph Mohr (Bürgermeister Bendorf) und einige weitere ihrer Kollegen auf den Weg nach Bendorf.

Premiere feierte der Förderverein der Kita Haiderbach. Da der eigentliche Getränkestand durch den örtlichen Chor schon abgedeckt war, setzten die eifrigen Mütter in Deesen auf Eistee und Popcorn. Die Idee kam prima an und könnte sich bei noch sommerlicheren Temperaturen durchaus zum Renner entwickeln. Verkaufsschlager, den hatten sie bis vor drei Jahren auch in Kausen noch gehabt.

Kulinarisch gut versorgt

Ofenfrischer Debbekooche war in der Gemeinde am Radwandertag seit vielen Jahren der Renner. „Doch vor drei Jahren haben wir uns davon leider verabschieden müssen“, erzählte Marianne Radermacher, die sich seit nunmehr 50 Jahren (seit 30 Jahren beim Radfahren) ehrenamtlich für die Gemeinde engagiert, vieles organisiert und selbst hinter der Theke steht. „Aber wir hatten einfach keinen Bäcker mehr, der uns seinen Ofen zur Verfügung gestellt hat.“ So standen dann in Kausen das Kuchenbuffet (mit rund 40 leckeren Variationen), gekühlte Getränke, Bratwurst und Pommes auf der Speisekarte. Marianne Radermacher möchte derweil Platz für den Nachwuchs machen: „Aber ich stehe natürlich immer noch mit Rat und Tat zur Seite.“

Jörg Niebergall

Wer in Isenburg einen Stopp einlegt, der freut sich meist über die heiße Fleischwurst, die Kevin Späth und seine Mitstreiter neben Pommes, Brat- und Currywurst anbieten. Da arbeitet die gesamte Isenburger Vereinspalette Hand in Hand, vom Gesangverein über den Heimat- und Verschönerungsverein bis hin zu den Keglern oder der Kirmesgesellschaft.

Viel Betrieb auf der Strecke

In Bendorf-Sayn ist rund um den Biergarten am Schmetterlingspark fast schon etwas von Kirmesatmosphäre zu spüren. Die „Vortour der Hoffnung“ hat neben der Bendorfer Tourist-Info ihr Zelt aufgestellt und wirbt für den guten Zweck. Der Musikverein Stromberg sorgt mit viel Männer- und Frauenpower für den guten Ton. Und wer Angst um sein Zweirad hat, die Polizei hatte einen Infowagen geschickt, dessen Besatzung bei allen Fragen rund um das gute Stück hilft.

Auf der 25 Kilometer langen Strecke war jedenfalls viel Betrieb, auch wenn den ein oder anderen die Regenwolken wohl von der ganz großen Tour abgehalten haben dürften. Ob Oliver Götsch nun Diakon Dieter Wittemann bei seiner Rückkehr in Selters noch einmal angetroffen hat? Bis auf ein paar Regentropfen blieb es relativ trocken. Da scheint der Draht nach oben doch eine gute Verbindung gewesen zu sein.

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