Tierseuche soll gebannt werden
Auch der Westerwald hat die Schweinepest im Blick
Die Afrikanische Schweinepest rückt näher an den Westerwald heran. Für Wild- und Hausschweine ist die Tierseuche in der Regel tödlich. Zur Eindämmung werden eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen.
Jens Büttner. dpa

Acht verendete und nachweislich infizierte Wildschweine im Landkreis Olpe. Die Afrikanische Schweinepest rückt näher an den Westerwald heran. Wie bereitet sich der Kreis auf ein mögliches Übergreifen der Tierseuche vor? Wir haben nachgefragt. 

Lesezeit 3 Minuten

Vom nordrhein-westfälischen Kirchhundem bis zur Grenze des Westerwaldkreises sind es Luftlinie keine 45 Kilometer. Im dicht bewaldeten Gebiet der sauerländischen Gemeinde im Kreis Olpe war Mitte Juni bei fünf Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen worden. Inzwischen ist die Zahl der mit dem für Borstenvieh zumeist tödlichen Virus infizierten Tiere auf acht angewachsen. Nachrichten, die man aufgrund der räumlichen Nähe auch sehr genau im Kreisveterinäramt in Montabaur verfolgt.

Wir haben nachgefragt, wie hoch man dort das Risiko einschätzt, dass sich ASP auch im Westerwaldkreis ausbreitet. „Bei einer natürlichen Verbreitung durch die Schweine kann man von bis zu 50 Kilometer pro Jahr ausgehen. Die bisherigen Fälle zeigen aber, dass die Infektion häufig als Punkteintrag geschieht, weil zum Beispiel Menschen erregerhaltige Lebensmittel wegwerfen, die dann von den Schweinen aufgenommen werden. Dies kann jeden Tag passieren oder nie“, heißt es aus der Kreisstadt.

„Solange kein Impfstoff entwickelt ist, werden wir mit der Seuche umgehen müssen.“
Die Einschätzung des Kreisveterinäramtes in Montabaur

Ein besonderes Augenmerk legt man demnach auch auf Schutzmaßnahmen. Seit Jahren, so heißt es, finden Treffen der sogenannten ASP-Sachverständigengruppe statt, der unter anderem Vertreter der Veterinärverwaltung, der unteren Jagdbehörde, der unteren Landwirtschaftsbehörde, aus dem Brand- und Katastrophenschutz, der Forstämter sowie weitere Teilnehmer aus den Bereichen Jagd und Landwirtschaft angehören. „Bis jetzt erfolgten dort die Planungen, was getan werden kann, wenn ein positiver Fall eintritt. Außerdem wurden mittlerweile verschiedene Informationen und Handlungsanweisungen an die Jägerschaft, die Landwirtschaft und Schweinehalter versendet“, erläutert die Behörde weiter.

Zuletzt habe es auch eine Schulung für die Personen gegeben, die im Seuchenfall bei der Kadaverbergung helfen sollen. Über die Medien und die Webseite des Westerwaldkreises informiert die Verwaltung nach eigenen Angaben über aktuelle Entwicklungen. Aber eines ist für die Experten in Montabaur auch klar: „Solange kein Impfstoff entwickelt ist, werden wir mit der Seuche umgehen müssen“, so das Fazit.

Aufwendige Fallwildsuche

Im benachbarten Kreis Altenkirchen ist die gefühlte Bedrohungslage noch einmal eine andere. Hier verfolgt man die Entwicklung im Sauerland ganz genau, wie Amtstierarzt Harald Grünau im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, sind es doch von Kirchhundem zur Kreisgrenze nicht einmal 30 Kilometer. „Wir haben in den vergangenen Tagen entlang der Grenze zum Kreis Olpe und zum Kreis Siegen-Wittenstein bis nach Niederschelden eine sogenannte Fallwildsuche durchgeführt“, schildert er eine sehr aufwendige Schutzmaßnahme.

Mit zehn Suchgespannen, jeweils bestehend aus zwei Hundeführern und zwei Hunden, wurde dabei die gesamte Grenzregion akribisch abgesucht, die insbesondere im Bereich Friesenhagen oft steil und dicht bewachsen ist. Zwar haben die Spürhundeteams des Landes den einen oder anderen Knochen entdeckt, doch aus dem Landesuntersuchungsamt in Koblenz kam dazu Entwarnung. „Alle dort untersuchten Proben sind negativ“, so Grünau.

Intensive Gespräche

Gute Nachrichten, zweifelsohne, aber für eine Entwarnung besteht seitens des Kreisveterinärs kein Grund. „Das Virus kann sich schnell ausbreiten, auch 30 Kilometer sind da keine Entfernung“, verweist der Experte auf das südliche Rheinland-Pfalz, wo nach dem Auftreten der Tierseuche in Hessen schnell auch die ersten Fälle im Kreis Mainz-Bingen bekannt geworden waren. Gerade, wenn der Rhein Niedrigwasser führe, stelle er für die Tiere keine Barriere dar.

Den Kreis Altenkirchen sieht Grünau dennoch gut vorbereitet und für den Fall der Fälle, den sich keiner wünscht, gewappnet: „Unsere lokale Kontaktgruppe, der viele beteiligte Gruppen angehören, hat seit Bekanntwerden der Fälle in Olpe getagt. Zudem steht das Veterinäramt des Kreises im Kontakt mit dem Krisenzentrum des Landes Rheinland-Pfalz. Auch hier wurde in zwei Videokonferenzen ein gemeinsames Vorgehen abgesprochen“, gibt der Abteilungsleiter einen Einblick.

„Wir sind noch nicht im Krisenfall, wir sind im Vorbereitungsstadium.“
Harald Grünau, Amtstierarzt im Kreis Altenkirchen

Und er stellt klar fest: „Wir sind noch nicht im Krisenfall, wir sind im Vorbereitungsstadium.“ Erst, wenn es einen positiven ASP-Nachweis im Kreis gebe, würde der Krisenfall ausgerufen, würden Maßnahmen nach dem europäischen Tierseuchenrecht greifen – etwa ein Schutzkreis um den Fundort des infizierten Tieres gezogen. Damit es nicht so weit kommt, und das für den Menschen ungefährliche Virus sich nicht weiter ausbreitet, sind laut Grünau auch die heimischen Jäger noch einmal aufgefordert worden, konsequenter Proben zu nehmen. Seitens des Veterinäramtes und der unteren Jagdbehörde seien alle Jäger ersucht worden, Schwarzwild verstärkt zu bejagen und anschließend zu beproben. Eines ist für Grünau aber auch klar: „Wenn die Afrikanische Schweinepest bei uns ausbricht, haben wir mindestens ein halbes Jahr intensiv damit zu tun“, sagt er auch mit Blick auf die Situation im Süden des Landes.

Top-News aus der Region