Nabu warnt – Verwaltung prüft
ASV setzt sich für Fütterungsverbot am Erlenhofsee ein
Der Angelsportverein Ransbach-Baumbach warnt: Das Füttern der Wasservögel am Erlenhofsee nimmt überhand.
Camilla Härtewig

Der Erlenhofsee ist nicht nur ein beliebter Angelspot, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. In jüngster Zeit beobachtet der ASV als Pächter mit großer Sorge, dass Wasservögel durch falsche Fütterung gefährdet sind.

Schwäne, Gänse, Kraniche und Enten zu füttern, erfreut sich großer Beliebtheit am Erlenhofsee in Ransbach-Baumbach. Der Angelsportverein Ransbach-Baumbach (ASV) schlägt aber Alarm. Seit Anfang des Jahres häufen sich Fälle, in denen verschimmeltes Brot, Kuchen, gekochter Reis, Nudelsalat und andere Speisereste – ja sogar Palmin – am Ufer und im Wasser des rund sechs Hektar großen Gewässers auftauchen. Die Angler setzen sich deshalb für ein Fütterungsverbot ein. Diese Initiative zielt darauf ab, die ökologische Balance des Gewässers zu schützen, die Wasservögel gesund zu halten und die Lebensqualität der dort ansässigen Fischarten zu verbessern.

Viele Menschen füttern Wasservögel, weil sie es genießen, die Wildtiere hautnah zu erleben. Manche befürchten sogar, dass die Wasservögel allein   nicht ausreichend Futter   in der Natur finden würden, vor allem im Winter.  Doch ist diese Sorge begründet? Der Naturschutzbund hat eine eindeutige Antwort parat. Achim Opper, Mitarbeiter der Nabu Regionalstelle Rhein/Westerwald, sagt eindringlich: „Grundsätzlich sollten Wasservögel nicht gefüttert werden. Sie können sich selbst am besten versorgen, vor allem mit Futter, das ihren natürlichen Ernährungsgewohnheiten und ihrem Nährstoffbedarf entspricht. Ihre Mägen sind auf ballaststoff- und rohfaserreiches Futter eingerichtet.“ Dies gelte in der Regel auch im Winter.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Altes und verschimmeltes Brot ist für Wasservögel keine geeignete Nahrung.
Camilla Härtewig

Füttern schadet mehr, als es nützt. Denn die Tiere gewöhnen sich an die Futterstellen. Wenn Wasservögel regelmäßig gefüttert werden, können sie eine Abhängigkeit von menschlicher Nahrung entwickeln. Dies führt dazu, dass sie ihre natürlichen Futtergewohnheiten verlernen und weniger in der Lage sind, sich selbst zu ernähren. Die Fütterungen fördern zudem die massive Konzentration der Wasservögel an den Fütterungsstellen und führen mit den Brotresten und den Exkrementen der Tiere zu einer Überdüngung des Gewässers.

Die damit einhergehenden hohen Nährstoffkonzentrationen können laut Nabu eine Massenvermehrung der im Wasser schwebenden Algen verursachen. Dadurch dringt zu den unteren Wasserschichten kein Licht mehr durch. Die Folge: Pflanzen und Algen sterben ab und bilden eine große Biomasse am Grund, die durch Fäulnisprozesse zersetzt wird. Dies verbraucht Sauerstoff, der dann den übrigen Bewohnern der Gewässer, etwa Fischen und Kleinlebewesen, fehlt. Manche dieser Algen (beispielsweise Blaualgen) können zudem auch für den Menschen gesundheitsschädlich sein. Zusätzlich kann dies an warmen Tagen zu einer starken Geruchsbelästigung führen.

Der Nabu Westerwald versichert: Auch im Winter finden Schwäne und Enten genügend Futter.
Camilla Härtewig

Weiterer Nachteil: Durch regelmäßiges Füttern werden die Schwäne und Enten zutraulich und verlieren ihre natürliche Scheu. Dadurch können sie leicht Opfer von Fahrzeugen oder wildernden Hunden werden. Grundsätzlich habe Brot, welches häufig gefüttert wird, eine viel zu hohe Energiedichte und könne zu Fettleibigkeit führen. Es enthält zudem zu viel Salz und eventuell auch Zucker für Wasservögel. „Sollte der See zugefroren sein und den Enten die Futteraufnahme am Erlenhofsee nicht mehr möglich sein, sind die Wasservögel intelligent genug, bei geschlossener Schneedecke und Eisschicht an offene Gewässer weiterzuziehen. Wir raten daher von der Fütterung grundsätzlich ab“, teilt Opper mit.

Eine unausgewogene Ernährung kann zu Mangelernährungen führen, die das Wachstum, die Fortpflanzung und die allgemeine Gesundheit der Vögel beeinträchtigen. Langfristig kann dies zu einer Abnahme der Populationen führen. Gewässerwart Jörg Hofmann vom ASV warnt: „Diese gut gemeinte Art der Fütterung ist schädlich und kann bis zum Tode der Wildvögel führen. Nicht nur, dass die Tiere zu Tode kommen können, es werden zusätzlich durch die nicht gefressenen Reste am Ufer Schadnager wie Ratten, Mäuse und Wühlmäuse angelockt.“ Auch Hunde könnten durch schimmeliges Brot und verdorbene Speisereste krank werden. Deshalb empfiehlt der ASV Ransbach-Baumbach, besonders gut auf die Vierbeiner zu achten und zum Schutz die Hunde angeleint zu lassen. „Am Erlenhofsee gilt sowieso Leinenpflicht“, so Hofmann. 

„Wir werden die Situation prüfen und geeignete Maßnahmen durchführen.“
Bürgermeister Michael Merz will den Fokus auf die Situation am Erlenhofsee richten.

Bürgermeister Michael Merz nimmt die Bedenken des ASV sehr ernst. Der Erlenhofsee gehört der Stadt, die Angler sind dort Pächter. „Wir werden die Situation prüfen und geeignete Maßnahmen durchführen“, sicherte er im Gespräch mit unserer Zeitung zu. „Wir wollen selbstverständlich, dass die Tiergesundheit von Vögeln und Fischen erhalten bleibt und auch die Wasserqualität des Erlenhofsees gesichert ist.“

Der ASV Ransbach-Baumbach hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit über die Folgen der Fütterung von Wasservögeln am Erlenhofsee aufzuklären. „Wir möchten die Menschen sensibilisieren und darauf hinweisen, dass dies nicht nur schädlich für die Tiere selbst ist, sondern auch für das gesamte Ökosystem des Sees“, erklärt Gewässerwart Jörg Hofmann. Der Angelverein betont, dass der Schutz des Erlenhofsees eine gemeinschaftliche Verantwortung ist. „Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, die Natur zu bewahren. Jeder kann helfen, indem er auf das Füttern von Wasservögeln verzichtet und stattdessen die Schönheit der Natur respektiert“, so Hofmann abschließend.

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