Entfernung nur durch Profis
Asiatische Hornisse vertilgt mit Vorliebe  Honigbienen
Eine Asiatische Hornisse sitzt auf ihrem Nest. Sie gilt als invasive Art. Erste Meldungen gibt es nun auch im Westerwald.
Boris Roessler. picture alliance/dpa

Die Asiatische Hornisse zählt zu den invasiven Tierarten und breitet sich auch in Rheinland-Pfalz immer stärker aus. Auch für den Westerwald gibt es erste Meldungen. Das sollte man über sie wissen.

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Die Asiatische Hornisse breitet sich in Rheinland-Pfalz aus. Ist die invasive Art mittlerweile auch im Westerwald angekommen? Einzelne Verdachtsfälle, die bei der Kreisverwaltung in Montabaur eingegangen sind, konnten durch die Untere Naturschutzbehörde aufgeklärt werden. Hierbei handelte es sich bislang immer um heimische Hornissen- oder Wespenarten. Eine Handvoll Meldungen sind aber im ArtenFinder des Landes Rheinland-Pfalz für den Westerwald hinterlegt. Das sollte man über das große Insekt wissen.

1. So gefährlich ist die Asiatische Hornisse

Die Nabu Regionalstelle Rhein/Westerwald in Holler und Untere Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises räumen gleich mit einem Ammenmärchen auf und betonen: Die Asiatische Hornisse ist nicht aggressiver als die Europäische Hornisse. Sie greift den Menschen nur an, wenn sie sich bedroht fühlt. Der Stich der beiden Hornissenarten ist sogar weniger toxisch als der von Honigbienen oder anderen Faltenwespen. Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch, für diese Personen kann ein Stich auch tödlich sein, so die Experten.

Staaten sind individuenreicher als bei der europäischen Verwandtschaft

2. So erkennt man die Asiatische Hornisse

Achim Opper von der Nabu Regionalstelle berichtet: „Die Vespa velutina, die asiatische Hornisse, ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse, und an dem dunkleren Körper und den gelben Füßen von der rotbraun und gelben heimischen Art leicht zu unterscheiden.“ Die Staaten der Asiatischen Hornisse seien mit bis zu 2000 Tieren viel größer als die der heimischen Hornisse mit bis zu 700 Individuen. Die untere Naturschutzbehörde ergänzt: Die Asiatische Hornisse hat eine schwarze Brust und einen schwarzen Kopf sowie ein orangefarbenes Stirnschild, wohingegen Brust und Kopf der europäischen Verwandten stark rötliche Anteile besitzen und ein gelbes Stirnschild.

3. Das ist die Herkunft der Asiatischen Hornisse

Die Hornisse stammt aus Südostasien. Sie wurde über Warentransporte 2004 nach Frankreich verschleppt und breitet sich seitdem in Europa aus. Die Einwanderung ist in Europa mittlerweile unumkehrbar, merkt Opper an. Die EU hat sie 2018 auf die Unionsliste der invasiven Arten gesetzt. „Als Proteinquelle für ihre Nachkommen jagen alle Wespen andere Insekten oder Spinnen. Vespa velutina fängt, wie die Europäische Hornisse auch, viele Honigbienen und Wildbienen.“ Durch ihre hohe Individuenzahl stelle sie daher eine Gefahr für die heimischen Insektenarten und die Imkerei dar. Außerdem wurden laut Nabu in Frankreich und Spanien bereits Ernteverluste durch das Anknabbern von Früchten (vor allem Weintrauben) verzeichnet. Die Experten der Unteren Naturschutzbehörde ergänzen: Die milden Winter, die dank des menschengemachten Klimawandels zugenommen haben und weiter zunehmen werden, begünstigen die Ausbreitung. Sie reproduziert sich schneller als die heimische Art und hat so einen großen Vorteil. Außerdem hat sie in Deutschland weniger Fressfeinde und Konkurrenten als in ihrer Heimat.

Nester sind oft in Baumwipfeln zu finden

Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wird von einem Biologen mit einem Handschuh gehalten.
Axel Heimken. picture alliance/dpa

4. Hier sind die Nester zu finden

Die Asiatische Hornisse baut ihre Gründungsnester zum Beispiel in Schuppen oder Rollladenkästen. Der Staat zieht laut Nabu jedoch im Hochsommer um und baut sein sogenanntes Sekundärnest weit oben in Baumwipfeln. Oft werden diese Nester erst bemerkt, wenn die Bäume im Herbst kahler werden. Nach besonders warmen Wintern kann es sogar vorkommen, dass nicht nur die Jungköniginnen, sondern der Staat mit den Arbeiterinnen den Winter überlebt. Bei heimischen Wespen ist dies nicht der Fall. Das Nest ist etwa 75 mal 70 Zentimeter groß, so die Untere Naturschutzbehörde.

5. Wer ein Nest entdeckt, sollte Folgendes tun

Wer ein Nest findet, sollte laut Nabu so vorgehen: 1. Sicherstellen, dass es sich wirklich um eine Asiatische Hornisse handelt; 2. Fund melden über die Meldeplattform des jeweiligen Bundeslandes; 3. Das Nest, wenn möglich, professionell entfernen lassen. Als invasive Art ist die Asiatische Hornisse vom allgemeinen Schutz wild lebender Tiere (§39 Bundesnaturschutzgesetz) ausgeschlossen. Der Nabu rät aber dringend davon ab, sich selbst an einer Nestentfernung zu versuchen. Wenn man sich den Nestern auf zwei Meter oder weniger nähere, reagieren die Hornissen meist aggressiv. Hier sollten unbedingt Experten herangezogen werden.

Bisher besiedelt d ie Asiatische Hornisse erst rund ein Drittel des Bundesgebietes. Dennoch gilt sie seit März 2025 offiziell als etablierte Art. Das ist laut Achim Opper deswegen von praktischer Bedeutung, weil nun in Deutschland nicht mehr die gesetzlichen Vorgaben zur Früherkennung und Verhinderung der Ausbreitung gelten (A rtikel 16 der EU-Verordnung zu invasiven Arten). Stattdessen greifen Maßnahmen zum Management einer etablierten Art (Artikel 19).

Asiatische Hornisse sollte auf dem Internetportal „Artenfinder RLP“ gemeldet werden

Die Untere Naturschutzbehörde erläutert: Seit März müsse ein Vorkommen der Asiatischen Hornisse demnach nicht mehr den Behörden gemeldet werden. Zudem ist eine Eintragung in das Internetportal „ArtenFinder RLP“ oder eine direkte Information an die Obere Naturschutzbehörde (ONB) beziehungsweise SGD Nord von Vorteil. Auch der Unteren Naturschutzbehörde kann die Asiatische Hornisse gemeldet werden, diese leitet die Meldung aber lediglich weiter.

6. Wer trägt die Kosten einer Nest-Entfernung?

Die Entscheidung, ob Nester entfernt werden, ist eine Einzelfallentscheidung der ONB. Primärnester sollten definitiv entfernt werden, und das Land trägt hierfür auch die Kosten. Bei den Sekundärnestern wird nach Einzelfall entschieden, ob dies naturschutzfachlich sinnvoll ist, teilt die Untere Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises abschließend mit.

Wer eine Asiatische Hornisse entdeckt, sollte auf „Artenfinder RLP“ein Onlineformular ausfüllen und dies melden: artenfinder.rlp.de

Regionalstelle in Holler vernetzt zwölf Gruppen

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist ein gemeinnütziger Verein und der älteste und mitgliederstärkste Naturschutzverband Deutschlands. 1899 als Bund für Vogelschutz (BfV) gegründet, setzt er sich für den Schutz der Natur und Umwelt ein; 1990 wurde er in Nabu umbenannt. In Rheinland-Pfalz ist der Nabu mit über 60.000 Mitgliedern und nahezu 60 örtlichen Gruppen, vier Regionalgeschäftsstellen und drei Naturschutzzentren flächendeckend vertreten. Die Nabu-Regionalstelle Rhein-Westerwald mit Sitz in Holler bei Montabaur vernetzt zwölf Nabu-Gruppen mit rund 8000 Mitgliedern aus der Region Mittelrhein-Westerwald und steht der Bevölkerung für Fragen rund um das Thema Natur zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es unter www.nabu-rhein-westerwald.decam

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