Verträge verunsichern Kunden
Anbieterchaos bei Glasfaserausbau in Ransbach-Baumbach
Gleich mehrere Anbieter werben um Glasfaserkunden in der VG Ransbach-Baumbach.
Thorsten Ferdinand

Erst baute niemand das Glasfasernetz in der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach aus. Nun buhlen drei Anbieter gleichzeitig um Kunden. Vor allem die mittlerweile von der VG gekündigte Kooperation mit der Deutschen GigaNetz sorgt für Verwirrung.

In der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach bemühen sich zahlreiche Kunden, ihre Vorverträge für einen Glasfaseranschluss mit der Deutschen GigaNetz zu kündigen. Das Hamburger Unternehmen hatte vor mehr als zwei Jahren einen Kooperationsvertrag mit der VG unterzeichnet und angekündigt, alle Kunden zeitnah mit Glasfaser-Hausanschlüssen zu versorgen. Bis heute haben die Bauarbeiten jedoch nicht begonnen, weshalb die VG den Kooperationsvertrag inzwischen gekündigt hat. Ob der Ausbau überhaupt noch erfolgt, ist fraglich.

Leidtragende sind die Kunden, die damals einen Vorvertrag mit der Deutschen GigaNetz abgeschlossen haben. Zwar sind ihnen bisher keine Kosten entstanden. Ihre Vertragskündigungen will das Unternehmen aber oft nicht akzeptieren. Die Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren beginne erst mit Fertigstellung des Glasfaseranschlusses, heißt es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Anbieters, der nach eigenen Angaben weiter an seinen Ausbauplänen festhält.

Kunden zögern mit Unterschrift bei weiterem Anbieter

Inzwischen buhlen auch Vodafone und Deutsche Telekom um Kunden in der Verbandsgemeinde. Vodafone will im Frühjahr mit dem flächendeckenden Glasfaserausbau in der VG beginnen. Die Hausanschlüsse baut das Unternehmen aber nur, wenn sich die Kunden mit einem Zweijahresvertrag für ihren Internetanschluss an Vodafone binden. In Nauort sind zudem Vertragspartner der Telekom unterwegs, um Glasfaseranschlüsse zu vermarkten.

Unter den Kunden geht nun die Angst um, am Ende an zwei oder gar drei Verträge gleichzeitig gebunden zu sein. „Ich unterschreibe nichts bei Vodafone, solange mir die Deutsche GigaNetz meine Kündigung nicht bestätigt“, heißt es in einer Facebook-Gruppe zum Thema. In einigen Fällen hat der Hamburger Anbieter dies inzwischen getan. Andere kämpfen noch darum und haben zum Teil einen Anwalt eingeschaltet.

Auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz beschäftigt sich mit dem Thema. Michael Gundall vom Fachbereich Digitales und Verbraucherrecht kann den Kunden allerdings keinen allgemeingültigen Rat geben, da die Deutsche GigaNetz in der Vergangenheit mit unterschiedlichen AGB gearbeitet hat. Nicht aus allen Verträgen geht eindeutig hervor, dass die Zweijahresfrist erst mit Fertigstellung des Anschlusses beginnt. In einigen Verträgen sind die Kündigungsbedingungen weicher formuliert.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat vor einigen Monaten gegen die Deutsche GigaNetz geklagt und vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht Recht bekommen. Demnach muss der Anbieter Kündigungen akzeptieren, wenn seit Vertragsabschluss mehr als zwei Jahre vergangen sind. Zwar ist die Deutsche GigaNetz gegen dieses Urteil in Revision gegangen. In der Praxis akzeptiere der Anbieter die Kündigung nun aber meist nach 24 Monaten, auch wenn in den AGB etwas anderes stehe, hat Gundall festgestellt. Er rät den Kunden deshalb, mit der Kündigung zu warten, bis zwei Jahre seit Vertragsabschluss vergangen sind.

Nachträglicher Hausanschluss kann teuer werden

Gleichzeitig warnt Gundall davor, bei keinem anderen Anbieter zu unterschreiben, bevor die Kündigung von der Deutschen GigaNetz bestätigt wurde. In diesem Fall bestehe die Gefahr, am Ende ganz ohne Glasfaseranschluss dazustehen, so der Verbraucherschützer. Zwar kann ein Hausanschluss auch nachträglich gebaut werden. Allerdings sind die Kosten deutlich höher, wenn für einen einzelnen Anschluss erneut ein Tiefbauunternehmen anrücken muss, und diese Kosten trägt dann der Kunde. Im Zweifelsfall sei es günstiger, vorübergehend an zwei Glasfaserverträge gebunden zu sein.

Die Gefahr, dass tatsächlich mehrere Anbieter Glasfaser-Hausanschlüsse in einem Ort bauen, schätzt Gundall aber ohnehin als gering ein. In der Regel ziehe ein Anbieter seine Ausbaupläne irgendwann zurück, wenn ein Konkurrent schneller und erfolgreicher sei, so der Experte. Die Deutsche GigaNetz hat indes angekündigt, ihre Ausbaupläne in der VG Ransbach-Baumbach nach dem Einstieg von Vodafone neu zu bewerten. Mit einer Entscheidung des Unternehmens rechnet die VG-Verwaltung im Laufe des Monats März.

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