Der Krankenstand im Westerwaldkreis lag bei 5,2 Prozent. „Das bedeutet, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1000 Beschäftigten 52 arbeitsunfähig gemeldet waren“, erläutert Orhan Ilhan, Regionalgeschäftsführer der Barmer in Montabaur. Bundesweit lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei 4,9 Prozent, der Landesdurchschnitt lag bei 5,0 Prozent.
Allerdings sind die Quoten im Vergleich zu 2019 leicht rückläufig. Wie unsere Zeitung auf Nachfrage erfuhr, lag der Krankenstand in besagtem Jahr im Westerwaldkreis bei 5,3 Prozent und damit auch über dem Bundesschnitt von 5,0. In Rheinland-Pfalz lag der Wert 2019 bei 5,1. Doch zurück zu den aktuellen Zahlen für das Jahr 2020: Auf jeden Beschäftigten mit Wohnsitz im Westerwaldkreis entfielen demnach rechnerisch 19 gemeldete Arbeitsunfähigkeitstage. Auch hier liegt der Bund mit 18,0 Tagen unterhalb dieses Wertes, ebenso das Land mit 18,3 Tagen. Wie in Bund und Land, so meldete sich jeder Beschäftigte Wäller im Jahresschnitt 1,1 Mal arbeitsunfähig.
„Hauptursache für die Krankschreibungen im Kreis waren Muskel-Skelett-Erkrankungen wie zum Beispiel Rückenschmerzen“, erläutert Ilhan. Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems verursachten bei jedem Beschäftigten aus dem Landkreis 4,4 Tage von Arbeitsunfähigkeit. Und wo drückt die Arbeitnehmer im Westerwaldkreis sonst noch der Schuh? Psychische Leiden, Atemwegserkrankungen und Verletzungen gehören den Daten zufolge zu den häufigsten Ursachen für Krankmeldungen. Demnach waren Westerwälder im vergangenen Jahr aufgrund von psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen 3,9 Tage krankgeschrieben, wegen Verletzungen wie Bänderrisse oder Verstauchungen 2,6 Tage und wegen Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel akute Infektionen der Atemwege, Bronchitis oder Erkältungsschnupfen 2,4 Tage. „Der Corona-Alltag hat viele Beschäftigte körperlich und seelisch an ihre Grenzen gebracht. Arbeitgeber sollten auch in Zeiten von Corona auf betriebliches Gesundheitsmanagement setzen und damit besonders Krankheiten bei ihren Mitarbeitern vorbeugen, die durch die Pandemielage begünstigt werden“, sagt Ilhan. In der Corona-Pandemie sei das Training im Verein oder Fitnessstudio kaum möglich gewesen. Bewegungsmangel fördere Rückenschmerzen und könne zu den Fehlzeiten wegen Problemen am Muskel-Skelett-System beigetragen haben.
In Zeiten von Kontaktsperren seien Fahrradfahren, Lauftraining, Spaziergänge und aktive Pausen mit Übungen für die Rückenfitness gute Möglichkeiten, um sitzende Tätigkeiten auszugleichen. „Corona hat zudem viele Beschäftigte durch Kurzarbeit und Homeoffice isoliert und psychisch belastet. Besonders in Branchen mit körperlicher Belastung dürften Kurzarbeit und Lockdown wiederum zu weniger Verletzungen geführt haben“, sagt Ilhan.