Pavillon an Diezer Pestalozzischule wird teurer
Zwischenlösung kostet mehr als 1 Million Euro: Pavillon an Diezer Pestalozzischule wird teurer
Mehr als 1 Million Euro wird eine „Containerlösung“ an der Diezer Pestalozzischule wohl kosten. Foto: Johannes Koenig
Johannes Koenig

Diez. Gesamtkosten in Höhe von 1.450.113,81 Euro anstatt der im Haushaltsplan 2024 eingestellten 580.000 Euro: Die „Containerlösung“ an der Diezer Pestalozzischule wird für die Verbandsgemeinde (VG) Diez deutlich teurer als noch vor Kurzem erwartet, was auch für Diskussionsbedarf auf der jüngsten Ratssitzung der VG sorgte.

Lesezeit 3 Minuten

Die Pestalozzischule ist zu klein und zu alt: Die Probleme mit dem offenbar ältesten Schulgebäude im Rhein-Lahn-Kreis sind lange bekannt. Jüngst tagte daher auch der Bauausschuss der VG in der Schule, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Der Grundtenor der bisherigen Überlegungen lautete dabei, durch eine Zwischenlösung Zeit zu gewinnen, um innerhalb von sieben, acht Jahren eine neue Schule zu bauen. Danach richteten sich auch im Haushaltsplan eingestellten Ausgaben.

Laut Unterlagen sollten die ursprünglich veranschlagten 580.000 Euro den Raumbedarf zweier Klassenräume abdecken. Diese sollte in Form eines Pavillons auf den Schulhof entstehen – und zwar dort, wo aktuell noch das hölzerne Piratenschiff steht. Um diese Schrumpfung des Pausenhofs auszugleichen, hat die VG auch bereits ein Nachbargrundstück gekauft, das zusätzlich in den Pausen genutzt werden soll.

Nötig geworden ist diese Zwischenlösung auch, weil der aktuell ins evangelische Gemeindehaus ausgelagerte Klassenraum offenbar seinem Nutzungsende entgegengeht. Denn wegen erforderlicher Brandschutzmaßnahmen gilt die erteilte Genehmigung nur bis zum 1. September. Außerdem hat die evangelische Kirchengemeinde eigene Pläne für die Raumnutzung.

Schule hat zu wenig Platz

„Wie kann es aber nun sein, dass wir über Ausgaben in Höhe von 1.450.113,81 Euro reden“, wollte ein Ratsmitglied wissen. Dieses verwies auch auf Neueinstellungen der Verwaltung und damit auf gestiegene Personalkosten, zu denen nun die Extraausgaben für die Schule dazukommen. „Das sind alles notwendige Dinge“, räumte das Ratsmitglied ein. Aber vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, diese gleich in den Haushaltsverhandlungen zu berücksichtigen.

In ihrer Antwort verwies VG-Bürgermeisterin Maren Busch unter anderem auf den aktuellen Schulentwicklungsplan. „Demnach hat die Schule deutlich zu wenig Platz.“ Diese Information habe man vor einigen Monaten so noch nicht gehabt. „Die gegenwärtig genutzte pädagogische Gesamtfläche von 1021 Quadratmetern (m²) liegt weit unter der empfohlenen Fläche zwischen 1580 m² und 1900 m²“, heißt es in den Unterlagen. Konkret bedeutet das, dass der Pavillon jetzt drei Klassenräume und drei kleinerer Förderräume enthalten soll. Dabei bleibt es aber nicht, denn auch eine neue Küche und Mensa werden gebraucht.

„Keiner in den Fachabteilungen hier hat bisher eine neue Schule gebaut.“

VG-Bürgermeisterin Maren Busch über die Herausforderungen rund um die Pestalozzischule

Denn laut Beschlussvorlage ist die Raumluft im Keller, wo der Essensraum untergebracht ist, anfällig für hohe Luftfeuchtigkeit und damit auch für Schimmel- und Sporenbildung. Was sowohl an der Bausubstanz als auch an dem Warmhalten der Mahlzeiten mithilfe eines Wasserbads liegt. Hinzu kommt unter anderem noch der gesetzliche Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Diese soll ab dem Schuljahr 2026 zuerst für die ersten Klassenstufen gelten und Schritt für Schritt bis 2029 auf alle Klassenstufen ausgedehnt werden. Und schon jetzt gebe es ein großes Interesse: „Die Anmeldungen liegen über 100 Prozent der Aufnahmekapazität.“ Und auch die Schülerzahlen werden weiterhin konstant bei rund 300 Kindern liegen, so die Schätzung.

Neubau als planerisches Neuland

„Ist es nicht sinnvoll, die Pestalozzischule zu schließen, die Klassen auf andere Schulen zu verteilen und gleich mit einem Neubau zu beginnen?“, lautete eine weitere Nachfrage. Eine dauerhafte Verteilung der Schülerschaft sei unter anderem aufgrund des Zuschnitts der Schulbezirke nicht möglich. Hinzu komme, dass ein Schulneubau sehr anspruchsvoll sei, betonte Busch. „Keiner in den Fachabteilungen hier hat bisher eine neue Schule gebaut.“ Inzwischen sähen die Konzepte zum Beispiel auch keine klassischen Flurschulen mehr vor. Ein Fehler sei es vielleicht gewesen, so Busch, bei den Maßnahmen zur Pestalozzischule schrittweise vorgehen zu wollen: „Stattdessen hätten wir gleich in die Vollen gehen sollen“, so die Überlegung.

Sei denn damit zu rechnen, dass in anderen Grundschulen nicht noch größere Baumaßnahmen fällig werden, lautete eine weitere Nachfrage. Ganz ausschließen wollte Maren Busch das nicht. Aber aktuell sei nichts in einer vergleichbaren Größenordnung geplant. Wie aber werden nun die jetzt vorgesehenen 1.450.113,81 Euro an Ausgaben finanziert?

Kein Nachtragshaushalt nötig

Laut Verwaltung ist nach Absprache mit dem Landkreis erst einmal kein Nachtragshaushalt nötig. Stattdessen könnten die Mittel im Rahmen einer sogenannten „überplanmäßigen Ausgabe“ – also eine Ausgabe, die über den ursprünglichen Planungsansatz im Haushalt hinausgeht – ohne weitere Verzögerung zur Verfügung gestellt werden. Die Finanzierung erfolge über einen Abbau der Forderungen der VG gegenüber der Einheitskasse des Landkreises. „Eine Erhöhung der Kreditgenehmigung ist nicht erforderlich.“ Dieser Vorgang werde dann im ersten aktuell für September geplanten Nachtragshaushalt eingetragen.

Top-News aus der Region