Narren sind los
Zwischen Thermomix und Telefonsex
Die Dreamdancer begeisterten mit ihrem Tanz "Ende der Eiszeit".
Bletzer Ulrike

Zittern mussten die Möhnen in Arzbach, weil die Verwendung der Limeshalle für den Karneval offen war. Kurz vor dem Sitzungstermin kam die erlösende Botschaft: die Renovierung wird rechtzeitig abgeschlossen, es darf gefeiert werden.

Wenn das kein Extra-Orden wert war: Zwischen Thermomix und Telefonsex bat Sitzungspräsidentin Monika Dasting den Arzbacher Ortsbürgermeister Klaus Poetzsch auf die Bühne und verkündete: „Wir möchten dir Danke sagen für deinen unermüdlichen Einsatz bei der Limeshalle. Wo wären wir heute ohne dich?“ Poetzsch hatte sich dahintergeklemmt, dass die Renovíerung der „Narrhalla“ rechtzeitig zu den tollen Tagen fertig wurde – und antwortete nun gereimt: „Aufgeben? Na, das wäre doch gelacht! Also haben wir einfach alles in Ordnung gebracht. Heute sind wir hier und haben alles im Griff und keine Panik mehr auf dem sinkenden Schiff.“

Aber natürlich hatte Monika Dasting, die zum 36. Mal durch die Arzbacher Möhnensitzung führte, noch weitaus mehr Programmpunkte anzukündigen. Zum Beispiel, was den eingangs erwähnten Haushalts-Tausendsassa betrifft: Mit „Ti amo Thermomix“ setzte ihm Nina Jansen, schauspielerisch von Christiane Rösler, Daniela Spitzhorn und Susanne Stehrenberg-Wichard unterstützt, ein herzerweichendes musikalisches Denkmal. Dass Telefonsex herzlich wenig mit Lust, dafür aber umso mehr mit harter Arbeit zu tun hat, bewiesen Jasmin Herschbach und Carina Ortel in ihrem Sketch. Genussvoll eindeutig-zweideutig ging es dagegen in der Tinder-Nummer der Tanzgruppe Feierqueens zu („Ich möchte, dass du meine Blüte bestäubst und deinen Rüssel in meinen Nektar tunkst“). Die Hupfdohlen wiederum zeigten in „Mc Clean“, wie man professionell eine Hightech-Toilette vermarktet („Warum machen Sie nicht auch groß? Wir haben gerade Durchfallwoche.“). Dass ein Sketch auch ganz ohne Worte zum Brüllen komisch sein kann, bewiesen schließlich Jasmin Herschbach, Carina Ortel und Daniela Spitzhorn im „Wilden Westen“.

Groß und Klein begeisterten das Publikum

Gleich fünf Tanzgruppen, eine mitreißender als die andere, sind bei den Oazbächer Möhnen am Start, wobei die als Erste auftretenden sechs- bis zehnjährigen Wilden Möhnen (Trainerinnen: Ilona Schmitt und Steffi Lindner) mit ihrer „Drachenreiter“-Nummer die Messlatte ganz schön hochhängten. Die Größeren ließen sich nicht lumpen und zeigten ihrerseits, was in ihnen steckt: Während sich die von Ilona Schmitt und Carina Ortel trainierten Möhnlight Dancer als Piratenbräute ins Zeug legten, ließen die Hupfdohlen rund um ihre Trainerin Daniela Spitzhorn den Glamour der 20er-Jahre in die frisch renovierte Limeshalle wehen. Um die Vielfalt komplett zu machen, hatten sich die von Jasmin Herschbach trainierten Feierqueens den Kinderbuchhelden Peter Pan als Thema ihres temperamentvollen Tanzes ausgesucht, und die Dreamdancer, deren Trainerinnen Luisa Dennebaum und Maria Walldorf heißen, legten eine traumhaft schöne Performance zum „Ende der Eiszeit“ aufs Parkett.

Die Oazbächer Möhnen, man sieht es schon, können enorm viele Eigengewächse ins Rennen schicken. Doch was wäre eine Möhnensitzung ohne Männerballett? Derer gab es in Arzbach sogar zwei: Während die Jungs des Niederlahnsteiner Carneval Vereins die Damenwelt als schicke Ski- und Après-Skifahrer becircten, ließen ihre Kollegen aus Winden die Herzen als kernige Bauarbeiter höherschlagen.

Wir haben die Session zusammen mit euch eröffnet und werden sie beim Umzug am Veilchendienstag auch zusammen mit euch beenden.
Karnevalsverein Weiß-Blau Arzbach zu den Möhnen

Auch der Gardetanz war würdig vertreten. Allen voran mit dem Solomariechen der K.K. Funken Rot-Weißen 1936 aus Koblenz: Julia Grube wirbelte mit einer Präzision und Schnelligkeit über die Bühne, dass einem vom bloßen Zuschauen schwindlig werden konnte. Apropos Bühne: Die wurde voll und immer voller, als die Schlossgarde Mons Tabor mit Kinderprinzessin Elisabeth I. und ihrem umfangreichen Gefolge einmarschierte und es ausgiebig krachen ließ. Das war auch der Job von Timo Ehmann: Der Westerwälder Schlagersänger war, ebenso wie DJ Joni, für das musikalische Gelingen des Spektakels zuständig.

Und dann war da noch diese Nummer ganz ohne Musik und Tanz: Der Karnevalsverein Weiß-Blau Arzbach machte den Möhnen seine Aufwartung. „Wir haben die Session zusammen mit euch eröffnet und werden sie beim Umzug am Veilchendienstag auch zusammen mit euch beenden“, hieß es. Gibt es eine schönere Tradition?

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