Vielleicht sogar noch einen Tick besser als bei der Premiere vor einem Monat, denn das Wetter ist „fantastisch“, wie Besucher Gregor Hermann die meteorologischen Begleitumstände zusammenfasst. Im Mai dagegen hatte nach etwa drei Stunden ein Unwetter dem bunten Treiben ein jähes Ende gesetzt (unsere Zeitung berichtete), und auch am Vorabend der zweiten Ausgabe regnete es noch kräftig.
„Heute haben wir echt Glück“, sagt deshalb Diren Demidogclu-Timur aus Arzbach, die an einem der insgesamt 16 Stände Produkte einer italienischen Kosmetikfirma anbietet, und fügt hinzu: „Es waren schon jede Menge Kunden hier.“ Aber auch davon abgesehen gefalle ihr der von der Stadt mit dem Ziel der Innenstadtbelebung ins Leben gerufene Emser Abendmarkt mit seinem breit gefächerten, aber durchgängig hochwertigen Angebot und der entspannten Atmosphäre sehr gut.
Auch Neulinge dabei
Wobei es, was die Standbetreiber anbelangt, zum einen eine ganze Reihe von „Wiederholungstätern“ wie zum Beispiel das Weingut Massengeil-Beck aus Obernhof, das Unternehmen Miloufee Handmade aus Bad Ems oder eben Diren Demidogclu-Timur gibt. Zum anderen sind dieses Mal auch einige Neulinge wie etwa das Kloster Arnstein, das unter anderem selbst hergestellten Apfelsaft verkauft, oder die Bad Emser Künstlerin Laura Zanutto, die unter dem Label „Spell of Knots“ Schmuck aus Mikromakramee unters Volk bringt, mit von der Partie. „Ich finde es wichtig, diese Initiative zu unterstützen, und habe mich entschlossen, passend zu Bad Ems Sachen im Vintage-Stil anzubieten“, erklärt sie. In Zukunft wolle sie öfter dabei sein.
Kulturprogramm kommt gut an
Neu ist auch das deutlich ausgeweitete kulturelle Begleitprogramm. Violinistin Katharina Wimmer und Harfenistin Stefanie Zimmer erfreuen die Abendmarkt-Gänger nahe der Spielbank mit Werken von Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns und weiteren Komponisten. Rund anderthalb Stunden später tritt dann am anderen Ende der Flaniermeile, beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Chor Musica Miellahno in Aktion. Mit Titeln wie „Conquest of Paradise“, „Exsultate cantamos festivo“ und Peter Maffays „Ich wollte nie erwachsen sein“ (O-Ton Moderator Peter Grein: „Das ist ihm ja auch ganz gut gelungen“) sorgen die Miellener für beste Unterhaltung.
Keine Frage, dass die hochkarätigen Klänge von Duo und Chor dieses Veranstaltungsformat aufwerten. Aber auch die Produkte, die sich Lichtjahre entfernt vom Sortiment eines Ramschmarkts bewegen, kommen an, wie Besucherin Edith Potthas aus Braubach zum Ausdruck bringt: Mir gefällt das vielfältige Angebot mit Hausgemachtem und Ungewöhnlichem, das unter anderem Stickereien, Senf aus dem Hunsrück, Emser Honig und Wein aus der Region umfasst“, sagt sie und schickt mit einem Augenzwinkern hinterher: „Und wenn es was zu essen und zu trinken gibt, tun wir uns ohnehin nicht schwer.“ Es lohne sich auf jeden Fall, hierher zu kommen, findet auch Christel Fischer aus Fachbach: „Es ist ein sehr ansprechender Markt, der ein besonderes Ambiente hat.“
Wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil es neben dem Verkauf von Produkten, dem sich Treffen und Plaudern um das Kennenlernen neuer oder auch nicht mehr ganz so neuer Initiativen geht. Während das Bad Emser Jugendzentrum über seine Angebote für junge Menschen informiert, klärt Frank Girmann ein paar Stände weiter über das Bürgerprojekt „Betreuter Taubenschlag Bad Ems“ auf. Für die Kurstadt müsse eine bessere Lösung her als in Limburg, wo aktuell das Töten der Stadttauben zur Debatte steht, erläutert er im Gespräch mit unserer Zeitung: „Gemeinsam mit der Stadt Bad Ems haben wir ein Projekt entwickelt, das darauf abzielt, eine gesunde Taubenpopulation zu erhalten.“ So könne eine artgerechte Fütterung mit Körnern verhindern, dass die Vögel flüssigen „Hungerkot“ absetzen – denn der ist es, der Gebäude und anderes verschmutzt.
Man sieht es schon: Der Emser Abendmarkt, so klein und familiär er auch sein mag, bietet eine große Vielfalt. Apropos klein: Er habe sofort zugesagt, als der Marketingexperte Harald Ross, der die Stadt bei ihrem Konzept berät, gefragt habe, ob er dabei sein wolle, berichtet Dieter Schultz von „Le Goût“ aus der Römerstraße: „Ich finde es eine gute Idee, hochwertige Sachen auf einem solchen Markt zu verkaufen. Und ich hätte nichts dagegen, wenn im nächsten Jahr auf der anderen Seite des Kurparks auch noch überall Stände wären.“