Vandalismus, Müll, Fäkalienschmierereien: Die Zustände auf dem Schulhof der Goetheschule in Lahnstein sorgten zuletzt für Entsetzen bei Schulleitung und Stadtverwaltung. Als Konsequenz bleibt der Schulhof nun außerhalb der Schulzeiten vollständig geschlossen – auch an den Wochenenden und in den bevorstehenden Sommerferien (wir berichteten). Doch wie sieht es mit dem Schulhof des Schulzentrums am Oberheckerweg aus?
„Jugendliche haben kaum adäquate Aufenthaltsfläche in der Stadt“, wendet sich Jutta Niel, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Lahnsteiner Stadtrat, an Landrat Jörg Denninghoff – der Kreis ist Träger der weiterführenden Schulen. Sie regt an, dass dort die Basketballkörbe wieder aufgehangen werden sollen, um Kindern und Jugendlichen dort wieder ein weiteres Freizeitangebot an der frischen Luft zu schaffen. Diese waren noch vor Corona abgehangen worden. Denn auch dort gab es Beschwerden der Anwohner „über die laute Musik und das Basketballspielen [...] in den späten Abendstunden [...]“. Das könnte man aber durch Beschilderung und Kontrolle des Ordnungsamtes (diese fahren da sowieso abendlich vorbei) unterbinden“, schlägt Jutta Niel vor.
Jugendliche haben kaum adäquate Aufenthaltsfläche in der Stadt.
Jutta Niel, Fraktionsvorsitzende der Grünen
Aktuell ist es auf dem gemeinsamen Schulhof des Marion-Dönhoff-Gymnasiums sowie der Martinusschule so geregelt, dass Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren bis 19 Uhr auf dem Schulgelände spielen dürfen, wie ein großes Schild am Schulhofeingang informiert. Jutta Niel selbst hat beobachtet, dass die Tore oft sperrangelweit geöffnet seien. Und: „Die Basketballkörbe müssten ja noch in der Schule vorhanden sein“, vermutet Niel in ihrer E-Mail. Die Hoffnung: Durch klare Nutzungszeiten und begleitende Maßnahmen könnte der Schulhof wieder ein Ort der Begegnung werden – ohne dass es erneut zu massiven Störungen kommt.
Doch der Landrat bleibt hart: „Auch vor Corona hatten wir bereits mit einer Klientel zu kämpfen, die sich auf unserem Grundstück unsachgemäß verhalten hat“, schreibt Jörg Denninghoff in seiner Antwort. Er befürchtet, dass wenn die Basketballkörbe auf dem Schulhof wieder aufgehangen würden, genau diese ungewollte Klientel wieder angezogen würde. „Erfahrungsgemäß waren es Personen im Alter von 16 bis 30 Jahren, die dort Basketball gespielt haben.“ Nicht nur der Lärm bis in die späten Abendstunden und der Müll und zerbrochene Glasflaschen, die vor Schulbeginn beseitigt werden mussten, zählt Denninghoff auf: „Mehrfach gingen sogar die großen Fensterscheiben im Bereich der Mensa zu Bruch. Und überall roch es nach dem Wochenende nach Urin.“
Die Basketballkörbe auf unserem Gelände wieder in Betrieb zu nehmen, wird unseres Erachtens die Problematik wieder verstärken.
Landrat Jörg Denninghoff
Seit der Demontage der Körbe und dem Hinweis auf eine Alters- und Zeitbegrenzung per Beschilderung habe sich die Lage beruhigt. Dies möchte die Kreisverwaltung nicht aufs Spiel setzen, denn schon jetzt – nach der Schließung des Schulhofs der Goetheschule – habe eine Verlagerung ans Schulzentrum stattgefunden, was der Hausmeister durch eine zunehmend stärkere Vermüllung feststellen konnte. „Die Basketballkörbe auf unserem Gelände wieder in Betrieb zu nehmen, wird unseres Erachtens die Problematik wieder verstärken“, ist Denninghoff überzeugt.
Die Leidtragenden dieser Entscheidung sind letztendlich die Kinder und Jugendlichen. Oft sind es wenige, die durch ihr zerstörerisches Verhalten weitreichende Konsequenzen für viele verursachen. Schon Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert sagte in Bezug auf die Schließung des Goetheschule-Schulhofs, dass ihm bewusst sei, dass dadurch das Problem nicht gelöst ist. Doch angesichts knapper Kassen und wachsender Sicherheitsbedenken ist guter Rat – ein Schließdienst für die Goetheschule kostet rund 18.000 Euro jährlich – im wahren Wortsinn teuer.